Wolfsburg. Der Neuzugang des VfL Wolfsburg nimmt das Tor zum 1:0-Pokalsieg über RB Leipzig zum Anlass, seiner Denisa einen Liebesgruß zu schicken.

Neun Spieltage sind rum in der Fußball-Bundesliga. Die persönliche Torbilanz von Vaclav Cerny klingt ein wenig ernüchternd: Der Neuzugang blieb bislang ohne eigenen Treffer, obwohl es an Unterstützung aus der Familie wahrlich nicht mangelte. In der Auftaktpartie gegen Heidenheim drückte sein Vater und Förderer dem Sohnemann bei dessen Bundesliga-Premiere vor Ort die Daumen. Bei der Partie gegen Frankfurt Ende September fieberten Mutter, Schwester und Nichte des Tschechen auf der Tribüne der Volkswagen-Arena mit, bekamen von dem erst kurz vor Schluss eingewechselten Flügelflitzer aber kaum etwas zu sehen. Am Dienstag stand zwar kein Bundesligaspiel auf dem Programm, doch immerhin durfte Cerny beim 1:0-Erfolg der Wölfe im DFB-Pokal gegen RB Leipzig endlich zum Jubel ansetzen. Moralische Unterstützung hatte der Tscheche diesmal wieder aus der Familie bekommen. Diesmal allerdings aus der, die er gerade selbst gründet.

Die Szene in der 14. Spielminute war der Höhepunkt einer Partie, vor deren Anpfiff viele beim Blick auf die Aufstellung geglaubt hatten: VfL-Coach Niko Kovac schickt die zweite Riege ins Rennen und will vor der wichtigen Bundesliga-Partie am Sonntag gegen Werder Bremen (15.30 Uhr, Volkswagen-Arena) mit den Kräften seiner Spieler haushalten. Acht neue Spieler standen gegenüber dem Augsburg-Spiel in der ersten Elf, darunter auch Cerny. Doch gerade der hatte nach einer knappen Viertelstunde seinen großen Auftritt: Nach einem perfekt getimten Steilpass von Tiago Tomás durchs Zentrum war der 26-Jährige frei durch. Der Linksfuß zog noch einmal nach außen, um den Ball anschließend eiskalt in den oberen Winkel des Leipziger Tores zu donnern.

Wolfsburgs Neuzugang besorgt sich weiteren Ball für Jubelpose

Jubel, endlich Jubel. Und diesmal nicht von Jonas Wind, der in dieser Spielzeit zum Standard-Torjäger avancierte, aber diesmal von Kovac wegen anhaltender Achillessehnenprobleme anfangs geschont wurde. Noch dazu war es kein normaler Jubel. Cerny drehte ab Richtung Seitenauslinie und schnappte sich einen Ball, den er von einem hinter der Bande stehenden Balljungen per Gestik anforderte – die im Spiel befindliche Kugel hatte er ja soeben ins Netz gedroschen. Das Leder schob sich der Offensivmann unter sein Trikot. Passend zum „Babybauch“ steckte sich Cerny den linken Daumen in den Mund – der perfekte Baby-Jubler.

„Das war eine großartige Aktion und genau das, was wir wollten. Ich konnte den Ball genau dort platzieren, wo er hin sollte“, kommentierte Cerny seinen Treffer nach dem Schlusspfiff erleichtert. Und auch für seinen speziellen Torjubel lieferte der Tscheche die passende Erklärung. „Ich mochte es schon immer, wenn Spieler so jubeln“, sagte er. Dies sei ein stolzer Moment gewesen. Und da wollte es der Dribbler allen mitteilen, die es bislang noch nicht wussten: Ich werde Papa!

VfL-Dribbler und seine Denisa freuen sich auf Nachwuchs

„Es wird ein Mädchen, ich bin sehr glücklich“, verriet Cerny. Die Geste habe er mit seiner Lebensgefährtin Denisa für den Fall eines Torerfolgs abgesprochen. Die befand sich ebenfalls im mit nur rund 16.000 Zuschauern enttäuschend schwach gefüllten Stadionrund – und der noch im Bauch heranreifende Nachwuchs dürfte zumindest über den Glückshormon-Ausstoß seiner Mutter und die Schallwellen ein bisschen was vom ersten Pflichtspiel-Torerfolg des Papas für den VfL Wolfsburg mitbekommen haben.

„Es ist für mich eine riesige Erleichterung zu sehen, dass ich für dieses sympathische Team wichtig sein kann“, erklärte Cerny. Diese Worte verraten: Die bisherige Torflaute bei seinem neuen Klub nagte offenbar schon am Selbstvertrauen des Nationalspielers. Denn mit dem Familienbesuch zum Frankfurt-Spiel begann für Cerny eine sportlich schwierige Phase. Bei der anschließenden 1:3-Niederlage in Stuttgart unterliefen dem Neuzugang nach seiner Einwechslung mehrere Ballverluste, einer davon begünstigte den dritten Treffer der Schwaben. Für die Begegnung gegen Leverkusen fiel Cerny aus, weil er krank von der Länderspielreise zurückgekehrt war. Und in Augsburg war ihm nur ein kurzer Drei-Minuten-Auftritt vergönnt.

Pokaltor soll für Cerny eine Befreiung sein

„Ich arbeite hart, um wichtig zu sein und Tore und Assists zu liefern“, sagte der Flügelstürmer. Mehr als jeden Tag 110 Prozent zu geben, könne er nicht tun. Ob das Tor den sprichwörtlichen Ketchup-Flaschen-Effekt ausgelöst hat? Nach dem Motto: Erst kam lange nichts, doch jetzt läuft‘s? Das werden die nächsten Wochen zeigen, in denen für Vaclav Cerny und seine Denisa auch privat einiges laufen wird – hier aber in erster Linie Muttermilch, Pipi in die Windel und irgendwann gewiss der erste Babybrei.