Braunschweig. Geschäftsführer Benz erklärt die Einnahmen- und Ausgabenstruktur der Profiabteilung - „Braunschweig ist ein Zweitliga-Standort“.

Eintracht und die Finanzen – das ist ein Thema, in dessen Dunstkreis viele Halbwahrheiten kursieren. Teils auch selbstverschuldet. Im Sommer hieß es etwa, der Fußball-Zweitligist könne mit seinen eingeschränkten finanziellen Mitteln im harten Transfer-Wettbewerb kaum mithalten. Doch Wolfram Benz, Geschäftsführer der Eintracht-Profiabteilung, stellt klar: „Braunschweig ist ein Zweitliga-Standort. Wir sind absolut konkurrenzfähig in unserem Wettbewerbsumfeld.“ Ein Finanz-Report.

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    Die Einnahme-Säulen – wie kommt die Eintracht an Geld?

    Der Gesamtumsatz im aktuellen Jahr, der sich aus mehreren Einnahmebereichen generiert, liegt bei knapp unter 30 Millionen Euro und ist damit eine Million Euro höher als im vergangenen Jahr. Die zwei wichtigsten Säulen sind die TV-Gelder und die Sponsoren-Einnahmen, die jeweils zwischen 30 und 35 Prozent am Gesamtumsatz ausmachen. An dritter Stelle kommt der Spieltagsbetrieb mit rund 6,8 Millionen Euro, darunter fallen insbesondere die Ticketing-Einnahmen bei Heimspielen. Danach kommt das Merchandising mit rund 1,2 Millionen Euro. Und als letzter wichtiger Bereich kommen die Transfereinnahmen hinzu – so sie denn da sind. Weitere, eher kleinere Einnahmequellen, ergeben den Gesamtumsatz, mit dem die Braunschweiger im unteren Finanzdrittel der 2. Bundesliga voll dabei sind.

    Säule I, TV-Gelder: Die Media-Rechte werden zentral vermarktet. Jeder Zweitligist erhält eine feste Summe von rund 7,1 Millionen Euro. Dazu gibt es für Eintracht rund 750.000 Euro aufgrund sportlicher Erfolge in der 5-Jahres- und 10-Jahres-Wertung den Bundesligen. Da die Blau-Gelben in den vergangenen fünf Jahren zumeist zwischen den Ligen 2 und 3 pendelten, reihen sie sich im unteren Drittel der Liga ein. Während Hertha (22,2 Millionen Euro) und Schalke (19,9) als Erstliga-Absteiger das Gesamtranking bei den TV-Geldern anführen, liegen die Braunschweiger rund 300.000 Euro hinter dem 1. FC Magdeburg mit 8,2 Millionen Euro auf Rang 15.

    Niklas Tauer von Eintracht Braunschweig.
    Niklas Tauer von Eintracht Braunschweig. © regios24 | Darius Simka

    Die dritte Einnahmensäule im Bereich TV-Vermarktung ergibt sich aus der Nachwuchsförderung, die von der DFL belohnt wird. Junge Spieler, die ihre Fußballausbildung teils bei deutschen Klubs gemacht haben, werden gefördert mit etwa 300 Euro pro Einsatzminute. Neuzugang Niklas Tauer fällt hier rein, Sidi Sané und Youssef Amyn auch. „Das ist ein Punkt, an dem wir dran sind“, sagt Benz.

    Fürth und Nürnberg nehmen dadurch Millionen Euros ein

    Während die Eintracht hier in der Vergangenheit marginale Beträge verbuchte, nahmen beispielsweise die Klubs aus Nürnberg und Fürth Millionen ein. Allein durch die Fördertöpfe. Auch durch das ermittelte TV-Zuschauerinteresse einzelner Vereine generieren die Löwen aktuell knapp 600.000 Euro jährlich, komplettiert wird die TV-Erlössituation mit der Partizipation an den internationalen Vermarktungsaktivitäten der Liga. Momentan liegt man in diesem Bereich bei einem kleinen sechsstelligen Betrag. Ein Horrorszenario ist der mögliche Drittliga-Abstieg. Dadurch würden allein die Einnahmen aus der zentralen TV-Vermarktung auf etwa 1,3 Millionen Euro sinken.

    Säule II, Sponsoren-Einnahmen: Hier bewegen sich die Blau-Gelben in etwa auf Vor-Corona-Niveau, sagt Benz. Im Vergleich zur Saison 2022/2023 sollen die Sponsoreneinnahmen um mehr als eine Million Euro gewachsen sein. „Das ist eine starke Entwicklung“, sagt der Geschäftsführer, der aber weitere „Potenziale erarbeiten“ will. Ein Schwerpunkt zuletzt war der Fortschritt im Sponsoren-Pool „Eintracht 100“. „Wir haben festgestellt, dass wir hier unterschiedliche Bedarfe bedienen müssen“, sagt Benz, „so haben wir je nach unternehmerischer Zielsetzung verschiedene Leistungspakete entwickelt und optimiert.“

    Klassische Pool-100-Mitgliedschaft wurde aufgewertet

    So sei die klassische Pool-100-Mitgliedschaft aufgewertet worden mit zusätzlichen Veranstaltungen wie Gesprächsrunden mit Trainer Daniel Scherning oder Sportdirektor Benjamin Kessel. Zudem wurde eine Business-Ebene eingeführt, die eben nur eine Dauerkarte für den Stadionbereich beinhaltet ohne werbliche Verpflichtungen. Auch dadurch seien die Sponsoring-Einnahmen gestiegen.

    Grafik: So verteilen sich Eintracht Braunschweigs Einnahmen.
    Grafik: So verteilen sich Eintracht Braunschweigs Einnahmen.

    Dennoch hat Benz im Sponsoring hohe Ziele: „Wir haben in den Bereichen Hospitality und Logenvermarktung aktuell eine Auslastung von mehr als 90 Prozent, das ist ein gutes Niveau. Aber wir wollen auf 100 Prozent kommen. Generell brauchen wir im B2B-Bereich den Mut, kreative Lösungen umzusetzen.“ Auch im klassischen Sponsoring, unter anderem mit der Spieltagsvermarktung und exklusiven Partnerschaften „wollen wir in den nächsten Jahren definitiv wachsen“. Die Eintracht soll so auch für überregionale Sponsoren attraktiv gemacht werden.

    Dauerkartenwachstum ist endlich - auch bei Eintracht

    Säule III, Dauerkarten: 14.200 Dauerkarten haben die Braunschweiger im Sommer abgesetzt. Weitere 300 sind im Winter für den Rest der Saison dazugekommen. „Das sind Top-Werte, da haben wir unsere Ziele komplett erreicht“, sagt Benz. Zum Vergleich: In der Vorsaison hatten sich 13.100 Fans eine Dauerkarte gesichert.

    Bei einem Heimfassungsvermögen von rund 20.000 ist das eine „grandiose Quote“, sagt der Geschäftsführer. Aber er weiß auch: „Der Dauerkartenverkauf ist endlich, wir sind an einer kritischen Schwelle angelangt.“ Natürlich freut sich der Klub über jede verkaufte Dauerkarte, ist sie doch ein Vertrauens- und Liebesbeweis. Aber „wir möchten auch noch Tagesgäste zulassen können“, sagt Benz. Die höheren Einnahmen von etwa 500.000 Euro im Vergleich zur Vor-Corona-Saison kamen teils auch durch Preiserhöhungen zustande. „Dem konnten wir uns infolge der Inflation und der gestiegenen Aufwands- und Energiekosten nicht entziehen“, so Benz.

    Eintrachts Fans.
    Eintrachts Fans. © Sport | Sebastian Priebe

    Säule IV, Merchandising: Das ist, stellt Benz klar, „nicht nur Liebhaberei“. Unter anderem durch Trikotverkäufe und weitere blau-gelbe Fanartikel setzt die Eintracht in Summe bis zu 1,2 Millionen Euro um, von denen aktuell knapp 200.000 Euro als Gewinn übrigbleiben. „Das floriert und wächst stetig, allerdings langsamer.“ Daher setzt der Klub hier auch auf neue Produkte. „Wir müssen auch in Zukunft kreativ bleiben.“ Derzeit werde eine Fashion-Linie mit dem Ausrüster Puma konzipiert, zudem sollen neue Zielgruppen angesprochen werden. Familien zum Beispiel. „Hier ist unser Wachstum noch nicht am Ende. Neben den wichtigen monetären Aspekten spielt im Bereich Merchandising für uns allerdings auch immer die identitätsstiftende Wirkung der Fanartikel eine entscheidende Rolle“, sagt Benz.

    Ablöse für Immanuel Pherai wurde für die Freistellung Michael Schieles gebraucht

    Säule V, Spieler-Verkäufe: Kolportierte 750.000 Euro haben die Braunschweiger für den Verkauf Immanuel Pherais an den Hamburger SV eingenommen. Das ist gut. Schlecht ist, dass dieser Betrag auch aufgrund der Freistellung von Ex-Trainer Michael Schiele nicht wieder direkt in die Verstärkung des Profiteams fließen konnte. Dennoch haben sich die Verantwortlichen fest vorgenommen, hier in Zukunft regelmäßige Einnahmen zu erzielen. „Im Bereich Transfereinnahmen müssen wir uns definitiv steigern“, sagt Benz, der erklärt, dass das durch die zahlreichen Fahrstuhljahre schwierig gewesen sei. „Aber es ist klar priorisiert in der strategischen Ausrichtung, damit wir das Geld unter anderem in die Entwicklung des Kaders und der Gesamtorganisation investieren können.“

    Diese fünf Säulen bilden die Einnahmenbasis der Eintracht. „Und damit sind wir in der 2. Bundesliga absolut wettbewerbsfähig“, stellt Benz klar. Einerseits liegen in jedem einzelnen Bereich noch Entwicklungspotenziale. Andererseits will der Klub auch genauer auf seine Ausgaben achten. Gerade im Bereich „Profispielbetrieb“, der knapp die Hälfte des Budgets ausmacht, „lief es auch aufgrund der Ligawechsel und getätigter Personalentscheidungen nicht immer effizient“, gibt Benz zu.

    Wolfram Benz kündigt kompaktere Kader bei Eintracht an

    Der Kader ist mit 31 Spielern weiterhin zu groß. Da kündigt Benz eine kompaktere Kadergestaltung an. Dazu müssen neben dem bereits angesprochenen Schiele auch Jens Härtel, sein Co-Trainer Ronny Thielemann und Peter Vollmann noch bezahlt werden. Entscheidungen, die Geld kosten. Und manchmal auch wichtige Projekte verhindern.

    Der Spielbetrieb ist der zweite große Ausgabenposten. Darunter fällt all das, was mit den Spielen zu tun hat: Stadion-Mitarbeiter, Miete, Greenkeeping, Reisekosten. Dann gibt es noch die Nachwuchsförderung und die Verwaltung. Benz stellt klar, dass „wir mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen versuchen, maximal effizient zu wirtschaften“. Beispielsweise wurde unter anderem auf ein Wintertrainingslager verzichtet, um das Geld anderweitig einzusetzen.

    Für das diesjährige Spieljahr wird bei Eintracht mit einem negativen Ergebnis geplant

    Nach zahlreichen Verlustjahren hatte die Profiabteilung das Geschäftsjahr 2023 mit einem kleinen sechsstelligen Gewinn abgeschlossen. Für das diesjährige Spieljahr wird aber mit einem negativen Ergebnis geplant. Das soll eine Ausnahme bleiben. „Wenn man in der 2. Bundesliga ein negatives Ergebnis schreibt, hat man entweder ein strukturelles Problem oder man geht absichtlich in ein vertretbares Risiko“, sagt Benz. Ein strukturelles Problem gibt es in Braunschweig nicht. Daher ist das negative Ergebnis vielmehr Zeugnis davon, dass Eintracht alles versucht, um in der 2. Bundesliga zu bleiben.

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