Braunschweig. Mit den Abgängen von Endo, Behrendt und Caliskaner hat sich Sportdirektor Kessel Raum für Neue verschafft: „Beobachten den Markt.“

Den bereits dritten Abgang dieses Winters hat die Eintracht am Mittwochabend vermeldet. Kaan Caliskaner, im Sommer noch Wunschspieler von Ex-Trainer Jens Härtel, schließt sich nach nur einem halben Jahr in Braunschweig nun Jagiellonia Białystok an. Das Leih-Geschäft ist bis zum Sommer begrenzt, danach hat der polnische Erstligist eine Kaufoption im unteren sechsstelligen Bereich, um den Angreifer fest an sich zu binden. Zuvor hatten schon Keita Endo (FC Tokio) und Brian Behrendt (Hallescher FC) den Zweitligisten verlassen. Was bedeuten diese Deals für die Braunschweiger Eintracht?

Benjamin Kessel hat sich erst einmal Raum verschafft. Es war klar, dass der Sportdirektor dem Kader des Kellerkinds nur dann neue Kräfte zuführen kann, wenn zuvor mehrere Spieler den Absprung machen. Das Aufgebot war mit 31 Akteuren zu groß, jetzt sind es noch 29. Denn es gab nicht nur drei Abgänge, sondern mit Niklas Tauer (per Leihe von Mainz 05) fürs Mittelfeld bereits einen Zugang. Es könnte jetzt noch weitere Neue geben.

Benjamin Kessel: Wir beobachten den Markt ganz genau

Kessel ist in dieser Phase des Jahres ein vielbeschäftigter Mann. Zwischen Präsentationen des Zukunftskonzepts der Eintracht, Vorstandssitzungen, Transfertelefonaten und täglichen Gesprächsrunden mit Trainer Daniel Scherning, Chefscout Philipp Schmidt sowie Kaderplaner Dennis Kruppke bearbeitet der 36-Jährige noch den Kader des Teams. „Es kann auf der Zugangs- sowie der Abgangsseite noch etwas passieren“, sagt er. „Wir haben klare Anforderungsprofile, die wir suchen und sind sehr gut vorbereitet. Wir beobachten den Markt ganz genau - sollte davon etwas aufgehen, werden wir uns punktuell noch verstärken.“

Keita Endo hat die Eintracht schon verlassen.
Keita Endo hat die Eintracht schon verlassen. © dpa | Swen Pförtner

Erfahrungsgemäß ergeben sich gegen Ende der Transferperioden noch einmal Möglichkeiten, die es zu Monatsbeginn noch nicht gegeben hat. Für solche Situationen sei die Eintracht vorbereitet. „Wir wären handlungsfähig“, sagt Kessel. Vieles kann, nichts muss. Und einige Fälle müssen individuell beleuchtet werden. Sollte beispielsweise Niko Kijewski den Klub noch verlassen, bräuchten die Braunschweiger noch Ersatz für die linke defensive Seite. Bei Anderson Lucoqui von Hertha BSC hat Kessel für den Fall schon einmal vorgefühlt. Man will vorbereitet sein. Ansonsten deuten sich für die Defensive im Winter keine Transfers mehr an.

In der Abwehr passiert nichts mehr

Anders könnte es sich noch in der Offensive verhalten. Da steht zumindest ein kleines Fragezeichen hinter dem Comeback von Anthony Ujah. Der Topstürmer hatte sich im September schwer an der Schulter verletzt und fällt seither aus. Nächste Woche soll für den Nigerianer aber der nächste große Reha-Schritt anstehen, indem er vom teilaktiven ins aktive Training wechselt. Der Klub schaut mit Argusaugen auf das Verhalten Ujahs.

Knüpft er schnell an seine starken Leistungen an? Kann er seinen Körper voll belasten? Wie viele Spielminuten kann er schon absolvieren? Sollte sich noch im Januar herauskristallisieren, dass Ujah noch mehr Zeit benötigt, könnten die Braunschweiger ihr offensives Zentrum noch einmal verstärken. Zumal mit Endo und Caliskaner zwei von Haus aus Offensive schon weg sind.

Ron-Thorben Hoffmann soll verlängern

Die Angriffsflügel stehen auch nicht im Zentrum der Braunschweiger Transferbemühungen, was an Schernings Systematik liegt. Im 3-1-4-2, das der Trainer zuletzt immer spielen ließ, gibt es einen linken und einen rechten Schienenspieler, der die Außenbahnen von vorne bis hinten beackern muss. Links macht das in der Regel Anton Donkor, rechts Marvin Rittmüller.

Da es diese Position aktuell gar nicht gibt, so die Überlegungen, würde es wenig Sinn ergeben, einen klassischen Flügelstürmer unter Vertrag zu nehmen. Wenn Scherning aber plant, sein Lieblingssystem, das 4-3-3, künftig einzusetzen, könnten die Bemühungen für einen Außen nochmal Fahrt aufnehmen. Auch hier gilt aktuell: Vieles kann, nichts muss.

Ron-Thorben Hoffmann im Einsatz für die Eintracht.
Ron-Thorben Hoffmann im Einsatz für die Eintracht. © regios24 | Sebastian Priebe

Doch nicht nur über Ab- und Zugänge wird bei der Eintracht diskutiert, sondern auch über Vertragsverlängerungen. Dass sich der Klub bemüht, den im Sommer auslaufenden Vertrag von Ron-Thorben Hoffmann zu verlängern, ist verbrieft. Wie ist der Stand in der Personalie? Kessel: „Wir haben vor Weihnachten miteinander gesprochen und ihm gesagt, dass wir sehr zufrieden mit ihm sind.“ Der Stammtorhüter soll bleiben. Möglicherweise wird der Vertrag mit einer Ausstiegsklausel verlängert.