Braunschweig. Das Auftreten der Trainer von Eintracht Braunschweig wird seit jeher penibel betrachtet. Daniel Scherning kommt bislang gut an.

Daniel Scherning ist erst seit wenigen Wochen Trainer von Eintracht Braunschweig. Trotzdem hat der 40-Jährige schon sichtbare Spuren hinterlassen. Damit ist nicht nur der 3:2-Sieg gegen den VfL Osnabrück gemeint, oder die mutmachende zweite Hälfte beim 1:2 gegen den Hamburger SV, sondern auch das Bild, das Scherning nach außen abgibt.

Der Einstand mit dem Sieg in der Liga und dem Erfolg im Testspiel gegen Tabellenführer St. Pauli dürfte dabei geholfen haben, dass Schernings öffentliche Auftritte Anklang bei den Fans der Eintracht gefunden haben. Der neue Coach des Fußball-Zweitligisten strahlt Überzeugung aus, macht klare und unmissverständliche Aussagen, verliert sich nicht in Allgemeinplätzen und stellt konkrete Forderungen an seine Akteure. Das wird vom Braunschweiger Anhang wohlwollend wahrgenommen. Scherning spielt keine Rolle. „Ich versuche, ich zu sein. Ich versuche, authentisch zu sein und zu sagen, was ich denke. Das ist nicht immer richtig. Auch ich mache Fehler, aber so bin ich, und so will ich sein“, sagte der Fußball-Lehrer nach dem Auswärtsspiel in Hamburg.

Eintracht Braunschweigs vorherige Trainer wegen Außendarstellung in der Kritik

Am Auftreten seiner Vorgänger krittelten die Eintracht-Fans regelmäßig herum. Vor allem die Pressekonferenzen, deren Wert für Trainer und Journalisten gleichermaßen überschaubar ist, werden penibel betrachtet und bewertet. Diese waren nicht die Lieblingsdisziplinen des im Sommer freigestellten Michael Schiele. Im Zwiegespräch konnte er viele Dinge verständlicher einordnen als vor laufender Kamera im blendenden Scheinwerferlicht des Braunschweiger Presseraumes.

Hamburger SV - Eintracht Braunschweig 2:1

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    Auf dem Podium wirkte der 45-Jährige manchmal unsicher und sprunghaft. An der Linie konnte man dem ehemaligen Fußballer dagegen nie zu wenig Engagement vorwerfen. Er durchlebte die 90 Minuten mit seinem Team in voller Intensität, verstand es, seine Spieler im Abstiegskampf anzuzünden. Gegenüber Reportern, vor allem jenen, die nicht regelmäßig an der Hamburger Straße vorbeischauten, schien Schiele misstrauisch und eingeschüchtert. Auch sein breiter Dialekt stand ihm bei manchen Antworten im Weg. Intern soll es seinerzeit Thema gewesen sein, den damaligen Coach in diesem Bereich weiterzubilden. Doch dann erfolgte schon die Trennung.

    Jens Härtel wird mit Eintracht Braunschweig nicht richtig warm

    Schieles Nachfolger hieß Jens Härtel. Der Sachse ließ im Umgang mit Reportern und Fans wenig menschelnde Momente zu. Mit seinen eigenen Spielern soll es ähnlich gewesen sein. Der 54-Jährige war akribisch. In seinem Trainerbüro unterhalb der Haupttribüne soll das Licht quasi immer gebrannt haben – frühmorgens bis spätabends. Doch bei der Suche nach Lösungen blieben bei Härtel immer wieder die negativen Dinge hängen.

    Diese strahlte er auch nach außen aus. Wenn er über sein eigenes Team sprach, sprach er oft von „der Eintracht“. Das legten ihm nicht wenige als eine Distanz zu seinem Arbeitgeber aus. Härtel war kein Menschenfänger. Und auch seine Körpersprache fiel bei den Fans negativ auf. Die Hände in den Taschen oder verschränkt vor der Brust, der Blick gen Boden gerichtet – das kam nicht gut an.

    Im Erfolgsfall hätte man daraus wohl die Geschichte gedreht, dass der Ex-Profi nur wenige Worte braucht, um seine Mannschaft zu erreichen. So wurde sein Auftreten zum Boomerang. Auch Interimstrainer Marc Pfitzner trat nach erfrischenden Auftritten zu Beginn vor dem Derby rhetorisch auf die Bremse und vermied Kampfansagen. Der 39-Jährige ahnte wohl, dass er wegen des Zustands der Mannschaft seinerzeit damit nur auf die Nase fliegen konnte.

    Daniel Scherning kritisiert Eintracht Braunschweigs Spieler, schützt sie aber auch

    Erst Scherning gelang es, der Eintracht wieder etwas Leben einzuhauchen. Vielleicht auch, weil er wenig zu verlieren hatte. Um ein genaues Bild des neuen Trainers zu zeichnen, ist es gewiss noch zu früh. Doch es ist augenfällig, dass er sich schützend vor seine Spieler stellt, aber gut dosiert Kritik einstreut. Das taten auch seine erfolgreichen Vorgänger Marco Antwerpen und André Schubert in vergleichbaren Drucksituationen. Ein Unterschied ist aber, dass Scherning trotz einer professionellen Distanz nicht die Hybris umgibt, die die beiden streitbaren Coaches letztlich in Braunschweig scheitern ließ. Der neue Braunschweiger Trainer ist umgänglich, ohne ins Kumpelhafte zu verfallen – warum sollte er auch nach so kurzer Zeit?

    Am Spielfeldrand geht Scherning mit, ohne zu überdrehen. Er hatte aufgeschnappt, dass sich die Braunschweiger einen „ein bisschen emotionaleren Typen an der Linie gewünscht haben“. Doch irgendwie ist ein Zusammenhang zwischen den Leistungen der Profifußballer und dem Auftreten des Trainers eine ziemlich subjektive und schwer messbare Angelegenheit.

    Für Scherning gilt für seine Arbeit während der Spiele deswegen: „Auch da bin ich, wie ich bin. Da will ich kein Klischee bedienen oder irgendwen zufriedenstellen, sondern einfach ich sein.“ Damit fährt der Ostwestfale bislang ganz gut.