Braunschweig. Beim KV Mechelen legte der Ex-Spieler von Eintracht Braunschweig einen starken Start hin – und darf endlich wieder als Stürmer spielen.

Am vergangenen Samstag stand Lion Lauberbach erstmals mit den Fans seines neuen Klubs in der Kurve und feierte. Die Anhänger des belgischen Erstligisten KV Mechelen hatten dem Stürmer eine Sonnenbrille aufgesetzt und besangen den Sieg, für den der ehemalige Spieler von Fußball-Zweitligist Eintracht Braunschweig gesorgt hatte. Sein wuchtiger Kopfball zum 1:0 in der 80. Minute war gleichzeitig der Endstand.

Zuvor hatte der gebürtige Erfurter nur in einem Auswärtsspiel in Westerlo getroffen – allerdings auch dort zum entscheidenden 3:2. „Aber wenn du zu Hause dein erstes Tor schießt – und dann auch noch das 1:0 –, dann ist das schon ein sehr gutes Gefühl“, sagt der 25-Jährige. Das Erfolgserlebnis brauchte er aber nicht, um anzukommen. „Es hat sich vom ersten Tag an richtig angefühlt, hier zu sein. Das hat schon in der Vorbereitung angefangen“, erklärt er. Dennoch habe er gespürt, dass der Sieg gegen die KAS Eupen mit dem ehemaligen Wolfsburger Trainer Florian Kohfeldt dem Klub einen kleinen Stimmungs-Push gegeben hat.

Lion Lauberbach will mit dem KV Mechelen die Play-offs erreichen

Der ist sicher nicht verkehrt, denn der Klub aus der 86.996-Einwohner-Stadt in der Provinz Antwerpen lief in der vergangenen Spielzeit nur auf Rang 11 ein. Lauberbach will jetzt dabei mithelfen, „dass ein guter Tabellenplatz herausspringt“. Mechelen will unbedingt die Meister-Play-offs erreichen. Und momentan ist das Team des ehemaligen Braunschweigers als Fünfter auf Kurs.

Das ist auch dank der Treffer Lauberbachs so, der die Fangesänge, die ihm am vergangenen Samstag entgegenschallten, zum Teil sogar schon verstehen kann. „Aber allgemein habe ich noch ein paar Probleme, mich zu verständigen. Ich schlage mich mit einem Mix aus Englisch und Deutsch durch“, sagt er und lacht. Eine große Hilfe ist ihm auch Mitspieler Patrick Pflücke. Der stammt aus Dresden, spielte in Deutschland schon für Mainz 05, den KFC Uerdingen und Borussia Dortmund II und spricht wegen seiner zwei Saisons bei Roda Kerkrade schon passabel niederländisch.

Doch nicht nur die Sprache ist eine andere, auch der Fußball unterscheidet sich von dem, was Lauberbach in Braunschweig gewohnt war. „Hier wird immer versucht, flach zu spielen und den langen Ball nur dann zu wählen, wenn es nicht anders geht. Das liegt mir besser, glaube ich“, sagt der großgewachsene Angreifer. In Braunschweig wurden die Offensivspieler unter Trainer Michael Schiele regelmäßig mit Flugbällen auf die Reise geschickt. Das kann für diejenigen, die vorne ackern müssen, zermürbend sein, wenn der Gegner sich darauf eingestellt hat. Doch auch diese Aufgabe bewältigte Lauberbach regelmäßig sehr ordentlich, als laufstarker Achter oder Außenbahnspieler.

Ausschlaggebend für den Wechsel: Lauberbach ist wieder Stürmer

In Mechelen ist er von Ex-Profi und KVM-Trainer Steven Defour ganz klar als Stürmer eingeplant. Auch das war ein Argument für ihn, sich in diesem Sommer noch einmal zu verändern. „Ich spiele hier bislang jedes Spiel auf meiner Lieblingsposition. Und ich wollte wieder da spielen, wo ich finde, dass ich am besten spielen kann. Und das wurde mir hier vom ersten Tag an in Aussicht gestellt“, verrät Lauberbach.

Zwei Tore in sechs Spielen sprechen dafür, dass das keine ganz so schlechte Entscheidung war. Bei der Eintracht traf er in 70 Spielen 17 Mal und gab 8 Vorlagen. Immer schätzten Fans und Verantwortliche seinen Fleiß und seine Physis. In der Zweitliga-Saison gab es vereinzelt auch Stimmen, die meinten, dass er sich zu selten für seinen großen Einsatz belohne. In den bisherigen Partien hätte ein Akteur mit seinen Qualitäten den Löwen aber gutgetan.

Und alles in allem blickt der Fußball-Profi positiv auf die zwei Jahre in Braunschweig zurück. „Wir haben jedes Mal unsere Ziele erreicht. Auch mit den Fans war es immer positiv. Ich habe sie immer sehr geschätzt, und es hat Spaß gemacht, vor ihnen zu spielen“, sagt Lauberbach.

In Braunschweig ging es „in jedem Spiel ums Überleben“

Er hätte sich auch vorstellen können, hier zu bleiben. Immer wieder war zwar vom Interesse anderer Klubs aus dem In- und Ausland berichtet worden, doch auf der Flucht war er nicht. „So wie es dargestellt wurde, war es gar nicht“, sagt der Stürmer. Die Eintracht kommunizierte nach Saisonende, dass man sich mit Lauberbach noch in Gesprächen befinde. „Bis spät in die Saison“ habe sich der Linksfuß mit den Braunschweigern unterhalten: „Aber dann sind leider ein paar Dinge vorgefallen. Und Mechelen hat sich sehr um mich bemüht, aber eine richtige Absage an Braunschweig gab es eigentlich nie. Beide Seiten haben sich ab einem gewissen Zeitpunkt einfach nicht mehr aufeinander zubewegt“, ordnet der Spieler ein.

Dennoch geht er nicht im Groll. Und er hat in den turbulenten Spielzeiten viel mitgenommen. „In jedem Spiel ging es bei uns ums Überleben. Auch in der 3. Liga war jedes Spiel wichtig. Man durfte auf keinen Fall weniger machen“, fasst er zusammen. Lauberbach machte aber ohnehin nie den Eindruck, als täte er das. Auch jetzt in Belgien waren seine beiden Treffer ein Stück weit Willensleistungen in den entscheidenden Spielphasen, wenn anderen schon die Puste ausgeht.

Lauberbach sieht das als eine seiner Stärken. „Ich versuche wirklich, dahin zu gehen, wo es wehtut. Und ich habe das Gefühl, dass ich auch spät im Spiel noch gut sprinten kann“, sagt er und verweist auf eine Vorbereitung, in der sich das gesamte Team gute Grundlagen schuf. Diese Qualitäten zeigt er nun im rot-gelben statt im blau-gelben Trikot.