Braunschweig. 23-Jähriger überzeugte im Braunschweiger Test gegen Oldenburg mit drei Touchdowns. Er dürfte bei den Runningbacks die Nase vorn haben.

Seit 2020 spielt Eigengewächs Finn Oppermann für das Aushängeschild der Braunschweig Lions, den Rekordmeister in der German Football League. Am Samstag im einzigen Vorbereitungsspiel war der 23-Jährige mit drei Touchdowns beim 38:9 (14:0, 7:9, 7:0, 10:0) in Delmenhorst gegen Zweitligist Oldenburg Knights der Matchwinner. Und er dürfte auch zum Saisonstart die Rolle als Starting-Runningback inne haben.

Es gab manches an Licht, aber auch noch viel Schatten im Spiel der Lions, die viel ausprobierten und sich noch nicht zu sehr in die Karten schauen ließen. Zu den Lichtblicken gehörte Oppermann.

Finn Oppermann: Aus der Lions-Abwehr zurück in die Offensive

In der vergangenen Saison spielte der 23-Jährige vor allem in der Abwehr als Linebacker. Erst als sich Top-BallträgerD’wayne Obi in der heißen Saisonphase kurz vor Beginn der Play-offs verletzte, vertraute Cheftrainer Troy Tomlin auf dieser Position auf Oppermann. Dieser zahlte schon da das Vertrauen mit zwei Touchdowns gegen Kiel und im Halbfinale in Potsdam zurück.

Obi ist nicht nach Braunschweig zurückgekehrt. Und derEngländer Jacob Smillie, der in Delmenhorst Mitte der zweiten Hälfte kam und noch vergeblich die Lücken in der Abwehr suchte, scheint noch nicht so weit zu sein.

Vorteil Oppermann: Er kennt Troy Tomlins System bestens

Oppermann hat den Vorteil, dass er Tomlins System bereits aus den vergangenen Jahren bestens kennt. Er ist in seinem vierten Jahr bei den Lions. Er fand gegen den Zweitligisten die Lücken, die ihm die Offensive Line freiblockte. Und er nutzte sie, um weit zu gehen – und eben drei Touchdowns zu erzielen. Besonders sehenswert war sein zweiter: Zwei Knights-Spieler ließ er aussteigen, brachte den Ball nach einem 44-Yards-Lauf in die Endzone. Das Eigengewächs sagte hinterher: „Ich bin natürlich zufrieden mit der Leistung, aber wir haben trotzdem deutlich gesehen, woran wir noch arbeiten müssen. Wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen.“

Der Braunschweiger Cheftrainer sagte über den Oppermann: „Ich bin bis jetzt zufrieden mit seiner Leistung, aber es gibt ein paar Dinge, die er besser machen muss.“ Die Ballträger-Position ist die, auf der sich das Eigengewächs von Anfang an durchsetzen wollte. Aktuell scheint er die Nase vorne zu haben, aber Oppermann weiß: „Jetzt muss ich auch zeigen, dass ich es kann. Denn sonst kommt der Nächste.“

Quarterback Lamar Jordan lässt seine Klasse aufblitzen

Zu den Lichtblicken gehörte im einzigen Testspiel der Vorbereitung auch der neue Quarterback des Rekordmeisters. Lamar Jordan deutete bereits an, dass das Lions-Spiel in der Offensive breiter aufgestellt sein wird als unter Vorgänger Karé Lyles. Er ist schnell, versuchte immer wieder, selbst Meter mit dem Ball zu machen. Dass Jordan auch einen guten Arm hat, zeigte er mit seinem ersten Passversuch, den mit Moritz Riedinger ein weiterer Neuzugang in der Endzone zum ersten Lions-Touchdown der Saison fing.

Sein erster Passversuch mündete gleich in einem Touchdown: An dem variablen Spiel von Quarterback Lamar Jordan dürften die Lions in diesem Jahr ihre Freude haben.
Sein erster Passversuch mündete gleich in einem Touchdown: An dem variablen Spiel von Quarterback Lamar Jordan dürften die Lions in diesem Jahr ihre Freude haben. © FMN | Karsten Reissner

Dass Top-Receiver Luc Meacham so gut wie gar nicht in Erscheinung trat, dürfte zum Plan gehört haben; der Test war zum Ausprobieren da, um allen Spielern Praxis zu ermöglichen. Zu sehr in die Karten will sich da keiner schauen lassen.

Tomin sieht noch viel Arbeit auf sein Team zukommen

Was Tomlin so gar nicht gefiel, war die Reaktion seines Teams auf den einzigen Oldenburger Touchdown. Lief das Spiel bis dahin wie aus einem Guss, haben die Braunschweiger danach erst einmal den Faden verloren. Das Problem dabei, so der Headcoach: „Es hat zu lange gedauert, bis wir das Momentum zurück hatten. Das kann nicht sein, und darf einer Mannschaft, die um die Meisterschaft spielen will, nicht passieren.“

Tomlin bilanzierte zwei Wochen vor dem Saisonstart bei den Kiel Baltic Hurricanes (Samstag, 11. Mai, 16 Uhr): „Es war okay, aber wir sind noch weit weg von dem Punkt, an dem wir sein müssen.“ Der Coach wird die ersten Videosequenzen des Jahres gegen ein anderes Team nutzen, um die Fehler aufzuarbeiten, Details zu verfeinern, um in Kiel den nächsten Schritt zu gehen.

Personell könnte sich im Lions-Aufgebot noch etwas tun

Personell könnte sich auch noch einiges tun. Es ist nicht davon auszugehen, dass Eigengewächs Leon Dirmeier wie in Delmenhorst der Jordan-Ersatz für die kommende Spielzeit sein wird. Zudem fehlten noch einige Lions-Akteure, weil die Spielerpässe nicht rechtzeitig da waren. Oppermann ist mit Blick auf die kommende Saison aber optimistisch. Er sagt über das Aufgebot 2024: „Wir sind deutlich tiefer besetzt, können dadurch mehr rotieren. Das kann auf jeden Fall helfen.“

Das gilt auch für ihn selbst: Es wäre keine Überraschung, wenn er Import Smillie zumindest am Anfang erst einmal verdrängt und in Kiel in der Startformation steht.

Braunschweig Lions kompakt:

Die Lions-Punkte zum 38:9 (14:0, 7:9, 7:0, 10:0)-Erfolg gegen GFL2-Team Oldenburg Knights erzielten Runningback Finn Oppermann (18), Kicker Luca Jeckstadt (8), Wide Receiver Moritz Riedinger sowie Runningback Marc Kaufmann (beide 6).

Die neuen Lions-Trikots der Saison 2024 gab’s in Delmenhorst noch nicht zu bestaunen. Die Jerseys waren noch nicht in Braunschweig angekommen. Daher liefen einige Akteure auch noch mit Nummern auf, die sie in der Hauptrunde nicht haben werden: Neuzugang Jacob Smillie beispielsweise trug statt der 23 gegen Oldenburg die 42.

Auch Braunschweigs GFL-Auftaktgegner Kiel Baltic Hurricanes hat am Wochenende getestet: Gegen die Hamburg Swans, Vorjahres-Dritter der drittklassigen Regionalliga Nord, gab’s einen 55:6-Erfolg.