Braunschweig. Der Italiener Franco Agamenone und der Russe Pavel Kotov stehen im Finale des Tennisturnieres. Publikumsliebling Hassan ist raus.

Die Sympathien der Zuschauer waren vor den beiden Halbfinals des Braunschweiger Tennisturnieres im Bürgerpark klar verteilt. Ein Finale zwischen dem Brasilianer Thiago Seyboth Wild und dem Deutsch-Libanesen Benjamin Hassan hätte aus Sicht des Publikums natürlich die schönere Geschichte geboten. Auf der einen Seite der Südamerikaner, dessen Großvater in Braunschweig geboren wurde, und der deshalb seine besondere Beziehung zur Löwenstadt betonte. Auf der anderen Benjamin Hassan, der sich bereits in den vergangenen Jahren zu einem Publikumsliebling in Braunschweig entwickelt hat und diesen Ruf auch 2023 mit seiner attraktiven Spielweise sowie einer bodenständigen und freundlichen Art im Umgang untermauerte.

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Doch zwei Spieler hatten etwas dagegen: Der Italiener Franco Agamenone und der Russe Pavel Kotov stehen anstelle der beiden Genannten im Finale der Brawo Open. Kotov besiegte Seyboth Wild in einem vor allem im zweiten Satz engen und hochklassigen Halbfinale nach mehr als zwei Stunden Spielzeit mit 6:4 und 7:6. Agamenone ließ anschließend Hassan auf dem Centre Court kaum eine Chance, setzte sich souverän und mit dem ersten Matchball nach einer Stunde und acht Minuten mit 6:2, 6:3 durch. Er erwartet nun im Endspiel am Samstag ab 15.30 Uhr Kotov. Zuvor findet ab 14 Uhr das Doppelfinale statt.

Franco Agamenone jubelt über einen Punktgewinn.
Franco Agamenone jubelt über einen Punktgewinn. © Debbie Jayne Kinsey | Debbie Jayne Kinsey

Trotz seines Aus im Halbfinale war Publikumsliebling Hassan mit seinem Gesamt-Auftritt im Bürgerpark sehr zufrieden. „Es war auf jeden Fall eine schöne Woche für mich. Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis, auch wenn ich im Moment ein wenig enttäuscht bin, dass ich heute nichts auf die Reihe bekommen habe“, erklärte Hassan nach seiner klaren Niederlage gegen Agamenone. „Trotzdem bin ich froh, das Halbfinale erreicht zu haben. Das bringt mir noch einmal gute Punkte“, sagte der Daviscup-Spieler des Libanons über die 45 Zähler, die er für das Erreichen der Runde der letzten Vier erhält. Damit hat er bei Turnieren der Challenger-Kategorie wie in Braunschweig eine höhere Wahrscheinlichkeit, gleich im Hauptfeld zu starten.

Hassan nach sechs Spielen in sechs Tagen „schon platt“

So musste er sich auch diesmal im Bürgerpark erst durch die Qualifikation mit zwei zusätzlichen Spielen quälen. Da ließ er gerade bei den aktuellen Temperaturen wahrscheinlich auch ein paar Körner, die ihm gegen Agamenone fehlten. „Ich habe hier sechs Spiele in sechs Tagen gespielt. Ich war schon platt“, gab er zu. Allerdings zeigte sein Gegner aus Italien auch Klasse-Tennis und war Hassan in vielen Bereichen, vor allem aber beim Aufschlag klar überlegen.

Bereits zuvor hatte sich Agamenone aus deutscher Sicht in dieser Woche als Spielverderber erwiesen. Erst warf er in der ersten Runde Maximilian Marterer und im Halbfinale dann den topgesetzten Daniel Altmaier raus. Dass auch er dennoch das Zeug zu einem Liebling des Publikums hat, zeigte er nicht nur mit seiner ruhigen und unaufgeregten Spielweise gegen Hassan, sondern auch im Anschluss. Ein Foto für die Fans, ein Abklatschen mit den Ballkindern – alles kein Problem. Agemenone nahm sich Zeit und fand auch lobende Worte für das Challenger im Bürgerpark.

Auch Agemenone hat das Potenzial zum Sympathieträger

„Es ist ein fantastisches Turnier und für mich ein besonderer Tag. Ich freue mich total, dass ich das Finale erreicht habe“, sagte er. So sammelt man bei den Zuschauern Sympathiepunkte, selbst wenn man den Sympathieträger aus dem Turnier geworfen hat.

Und auch sein Final-Gegner Kotov punktete nicht nur mit Leistung auf dem Platz. Während sein Gegenüber Seyboth Wild trotz viel Talent sehr mit sich und den Umständen haderte, sich gleich mehrmals und teilweise unverständlich mit dem Schiedsrichter anlegte, zog Kotov sein Spiel durch. Auch bei Rückschlägen blieb er cool, ließ sich von Seyboth Wild nicht anstecken und akzeptierte auch Punkte gegen ihn recht klaglos. Dazu zeigte sich der Russe, der nicht unter der Flagge seines Heimatlandes antreten darf, als toller Kämpfer trotz der Hitze, trat nach seinem Einzel-Einsatz sogar noch zum Doppel-Halbfinale mit dem Franzosen Constantin Bittoun Kouzmine an.

Zwischendurch freute er sich schon auf das Endspiel im Einzel gegen Agamenone. „Ich hoffe, dass es ein großartiges Match wird und lade jeden ein zu kommen“, sagte Kotov und zeigte sich dankbar, überhaupt im Bürgerpark dabei sein zu dürfen. Auch so gewinnt man ein wenig die Herzen der Fans.