Braunschweig. Die besten deutschen Tennis-Profis fehlen zunächst auf der Meldeliste für die Brawo-Open. Drei Wildcards sollen das noch ändern.

Mit einem Kompliment und einer Anfrage mit Augenzwinkern über die Sozialen Medien hatten es die Macher der Brawo-Open bei Jan-Lennard Struff noch einmal versucht. „Wir haben ihm auf Instagram zu seinen Erfolgen in Madrid und Monte Carlo gratuliert und gefragt, ob er auch in diesem Jahr in Braunschweig an den Start geht“, berichtet Turnierdirektor Volker Jäcke von dem Austausch mit dem im Moment besten deutschen Tennis-Profi. Doch die Nummer 21 der Weltrangliste bügelte die auch nicht mit der größten Hoffnung abgeschickten Anfrage auf charmante Art ab. „Er hat uns geantwortet, dass sein Turnierplan in diesem Jahr anders aussieht“, sagt Jäcke und hat für die Absage auch Verständnis. Wenn man ehrlich sei, so Jäcke, „hat die Nummer 21 der Welt bei einem Challenger nichts verloren, auch wenn wir uns sehr über ihn gefreut hätten.“ Er kenne Struff schon lange und gönne ihm seine jüngsten Erfolge auf der Tennis-Tour.

Struff gewann 2022 und stieg in der Weltrangliste auf

Außerdem schwingt bei den Braunschweigern ein wenig Stolz mit, dass Struffs Aufstieg in der Weltrangliste innerhalb der vergangenen zwölf Monate quasi mit seinem Sieg im Bürgerpark im vergangenen Jahr begonnen hat. Nach einer langen Verletzungspause war Struff in der Weltrangliste weit abgerutscht und schlug deshalb gerne bei dem ATP-Turnier der obersten Challenger-Kategorie auf. 125 Weltranglisten-Punkte kassierte er für seinen Sieg, den er in einem deutschen Finale mit Maximilian Marterer perfekt machte und schob sich damit einige Plätze weiter nach oben.

Zverev als besten deutschen Tennis-Profi abgelöst

Die Verteidigung der in Braunschweig errungenen Zähler hat der Warsteiner in diesem Jahr aber nicht nötig. Vor allem seit dem Frühjahr läuft es für den 33-Jährigen. In Monte Carlo erreichte er das Viertelfinale, beim Masters in Madrid und zuletzt beim Rasenturnier in Stuttgart sogar das Endspiel. Deshalb löste er im Ranking sogar Olympiasieger Alexander Zverev als besten deutschen Tennis-Profi ab. Beide eint eine gemeinsame Erfahrung. Sie gewannen jeweils einmal das Turnier im Bürgerpark, bei Zverev liegt der Erfolg nun aber schon neun Jahre zurück.

Fünf Top-100-Spieler haben gemeldet

Für Jäcke und seine Mitstreiter von den Brawo-Open stellt sich in diesem Jahr - das Turnier beginnt mit der Qualifikation am Sonntag, 9. Juli, während das Entertainment-Programm bereits am 6. Juli startet - die Frage, wer Struff auf das Braunschweiger Siegertreppchen folgt? Die Meldeliste spuckt da schon einmal ein paar interessante Kandidaten aus. Fünf Top-100-Spieler haben sich bisher angekündigt. Von ihnen schätzt Tennis-Experte Jäcke vor allem den Italiener Marco Cecchinato (Position 87) und den Argentinier Federico Coria (90) hoch ein, obwohl Alex Molcan (Slowakei, 73), der Italiener Matteo Arnaldi (74) und der Kolumbianer Daniel Elahi Galan (82) aktuell etwas höher platziert sind. Aber auch außerhalb der 100 haben interessante Namen gemeldet. Zum Beispiel der Japaner Daniel Taro (104) oder der Brasilianer Thiago Seyboth Wild (130). „Er hat bei den French Open zuletzt Daniil Medvedev in der ersten Runde rausgeworfen“, sagt Jäcke.

Jäcke-Liebling ist der Tscheche Jiri Vesely

Der Turnierdirektor hat aber einen ganz persönlichen Favoriten: den Tschechen Jiri Vesely. Der ist im Moment zwar nur auf Nummer 519 der Weltrangliste zu finden, seine höchste Platzierung war aber mal Rang 35. Und er hat eine Vergangenheit in der Region. Er lebte als Kind und Jugendlicher in Gifhorn, begann dort mit dem Tennisspielen. Jäcke lernte ihn bereits in dieser Zeit kennen und freute sich, als der heute 29-Jährige 2013 im Bürgerpark aufschlug und bis in Finale vordrang, wo er Florian Mayer unterlag. Für ihn würde Jäcke sogar eine Wildcard für die Qualifikation opfern.

Drei Wildcards für die Hauptrunde

Die drei Wildcards für die Hauptrunde sind in Absprache mit dem Deutschen Tennis-Bund allerdings für deutsche Spieler vorgesehen. Selbst wenn Struff und Zverev wohl keine beantragen werden, haben Jäcke und Co. ein Auge auf Yannick Hanfmann (Position 53 und Braunschweig-Sieger 2018), Daniel Altmaier (60), der 2021 auf der BTHC-Anlage im Bürgerpark triumphierte, sowie Dominik Koepfer (84) geworfen, die alle bisher nicht für die Brawo-Open gemeldet haben. Vorjahresfinalist Marterer (169) ist aktuell der am besten platzierte deutsche Spieler, der sich angekündigt hat. Voraussetzung ist aber, dass sie nicht die erste Woche beim Grand-Slam-Turnier in Wimbledon überstehen. Dann ist klar, dass keiner von ihnen nach Braunschweig kommt.

Preisgeld wurde erhöht

Das gilt auch für die Profis, die sich angekündigt haben. Nicht alle von ihnen werden den Weg in den Bürgerpark finden, sich gerade bei einem erfolgreichen Start in Wimbledon dagegen entscheiden. In das 32 Spieler starke Hauptfeld kann also bis zum Ende der Qualifikation noch erheblich Bewegung geraten. Zumindest haben die Braunschweiger alles dafür getan, von den Tennis-Profis als attraktiv wahrgenommen zu werden. Seit Jahren erhält das Turnier im Bürgerpark Topbewertungen, gilt als eines der besten auf der Challenger-Tour. Und auch das Preisgeld wurde nochmal um einige tausend Euro angehoben, beträgt nun erstmals 145.000 Euro. Die Voraussetzungen, einen würdigen Struff-Nachfolger zu finden, sind also gegeben.

Der Italiener Marco Cecchinato ist eine von fünf Top-100-Spielern, die bisher für die Brawo-Open gemeldet haben.
Der Italiener Marco Cecchinato ist eine von fünf Top-100-Spielern, die bisher für die Brawo-Open gemeldet haben. © Debbie Jayne Kinsey | Debbie Jayne Kinsey