Erfurt. Die Löwen nehmen Erfurts Verteidigung auseinander und feiern den ersten Auswärtssieg.

. Die Fans der Löwen waren vorsichtig. Als sie ihre „Auswärtssieg-Auswärtssieg-Gesänge anstimmten, waren nur noch sechs Sekunden zu spielen. Dabei hatten Braunschweigs Basketballer gestern Abend in Erfurt das Geschehen weitgehend kontrolliert, nach der 18. Minute nie mehr zurückgelegen und den Gegner nur noch zweimal zum Ausgleich herankommen lassen. Der Erfolg lag also lange in der Luft.

Und dennoch es war harte Arbeit, bis beim 92:87 (49:46) der erste Auswärtssieg wirklich perfekt war, mit dem sich die Löwen wie erhofft erstmal Luft nach unten verschafft haben. Denn die Gastgeber machten ihrem Ruf als beste Dreier-Mannschaft der Liga alle Ehre. Wann immer sich die Braunschweiger wieder um fünf bis neun Zähler abgesetzt hatten, kamen sie mit Distanztreffern – insgesamt 14 – wieder gefährlich nahe. Bis kurz vor Schluss konnten sich die Löwen wirklich nicht in Sicherheit wiegen.

Trainer Frank Menz hatte ein bisschen Bammel vor dieser Partie gehabt. Denn erstmals trat sein Team nicht als Außenseiter an und verspürte Druck. „Man hat den Spielern die Nervosität angemerkt, und sie ist ihnen auch ein bisschen in die Glieder gefahren“, kommentierte er die erste Spielhälfte, in der lange Zeit noch nicht viel zusammenlief.

Doch die Löwen waren darauf eingeschworen, dass es hart und eng werden würde. „Wir haben uns vorher gesagt, dass wir bei den entscheidenden Ballbesitzen die Köpfe oben behalten müssen, egal ob die Schiedsrichter schlecht sind, wir Schmerzen haben oder der Gegner Dreier trifft“, erläuterte Menz. „Und das hat die Mannschaft super umgesetzt.“

Genau genommen begann sie schon im zweiten Viertel damit. Nachdem sechs der ersten sieben Dreierversuche daneben gegangen waren, schlugen die Löwen den Gegner mit dessen Waffen. Tim Schwartz und Thomas Klepeisz netzten je zweimal von außen ein und verschafften damit auch Scott Eatherton und dem ebenfalls starken Lars Lagerpusch unter dem Korb mehr Freiräume.

Obwohl die Gastgeber fast jeden freien Wurf mit hoher Aggressivität und Härte stoppten und dafür nicht immer von den Schiedsrichtern bestaft wurden, ließen sich die Löwen nun nicht mehr beirren. Mit einem 13:2-Punkte-Lauf vor der Halbzeit setzten sie die erste Duftmarke und pumpten ihr Selbstvertrauen damit auf.

Nach der Pause lief das Kombinationsspiel mustergültig weiter. „Heute sind wir durch die Offense im Spiel geblieben. Wir haben den freien Mann gefunden, noch wichtige Extrapässe gespielt und deshalb eine so hohe Trefferquote gehabt“, freute sich Klepeisz. Der in jeder Hinsicht bärenstarke DeAndre Lansdowne netzte nun sicher von außen ein, Topscorer Eatherton konnte dank mannschaftlich perfekter Vorarbeit seine Dunkings oft so frei wie beim Aufwärmen in den Korb stopfen.

Das Team traf 60 Prozent seiner Würfe und 53 Prozent der Dreier – den wichtigsten, wie schon gegen Würzburg, Zygimantas Janavicius. Und somit übertraf das bis dahin schlechteste Offensivteam der Liga die starken Erfurter noch klar. Für Menz war das keine Überraschung: „Wir haben zuletzt gegen Play-off-Teams gespielt, und das war jetzt ein Gegner, der unten steht und somit eine ganz andere defensive Qualität hat.“

Zumal den Erfurtern in Center Ekene Ibekwe ihr Abwehrturm und zweitbester Scorer verletzt fehlte. Unter diesen Umständen war es also ein Pflichtsieg im Kampf um den Klassenerhalt, den die Löwen überzeugend und mit einer Teamleistung par excellence klar machen. Beim Rebound waren sie deutlich überlegen, gaben starke 31 Vorlagen, verteidigten gut. „Unsere Intensität hat Erfurt am Ende niedergerungen“, jubelte Klepeisz. „Das war ein unheimlich wichtiger Auswärtssieg, denn Siege gegen die Teams, die unten stehen, zählen doppelt.“