Wolfsburg. Das 3:0 in der Königsklasse in Madrid brachte den Wolfsburgerinnen neue Erkenntnisse.

Der rauschende Abend von Madrid hat Wolfsburgs Fußballerinnen nicht nur eine perfekte Ausgangslage in der Auftaktrunde der Champions League beschert. Der 3:0-Erfolg hat noch eine weitere wichtige Erkenntnis zutage gefördert, die sich in den kommenden Wochen als immens wichtig herausstellen dürfte: Das Team von Stephan Lerch beherrscht nicht nur die Gegner, die sich voll und ganz auf die Defensive konzentrieren, so wie in den ersten vier Bundesliga-Duellen. Der VfL kann auch anders.

Bereits im Vorfeld klang die Vorfreude bei Lerch durch. Nicht nur darauf, im Anzug an der Seitenlinie zu stehen und der Champions-League-Hymne zu lauschen. Sondern auch darauf, seine Spielerinnen mal auf einen Gegner loszulassen, der selbst mitspielen will. Natürlich birgt das auch immer die Gefahr, defensiv häufiger in brenzlige Situationen zu geraten. Aber so lange sich die Abwehr um Kapitänin Nilla Fischer und Babett Peter weiterhin so beherzt in jeden Schuss wirft und im Zweifel Nationalkeeperin Almuth Schult zugreift, wird der VfL nicht allzu viele Tore zulassen – wenn überhaupt. Denn bisher kassierte er nicht einen einzigen Treffer. „Ich hoffe, die Serie hält noch sehr lange. Aber so lange wir gewinnen, ist mir das egal“, sagte Schult.

Der VfL hat in Madrid bewiesen, dass er auch in Vergleichen mit spielerisch begabten Teams wie dem spanischen Meister Lösungen dafür hat, die Räume zu nutzen. Allen voran durch seine Weltklasse-Spielerinnen wie Pernille Harder. Die Torschützin des 1:0 erklärte: „Es war neu für uns, dass eine Mannschaft auch gut mitspielt.“ Daran musste sich Wolfsburg in den ersten 45 Minuten gewöhnen, in den zweiten nahm der VfL dann Madrid auseinander. „Wir waren in der ersten Hälfte noch nicht bei 100 Prozent, aber in der zweiten waren wir aggressiver, sind mehr gelaufen, haben mehr Räume geschaffen“, so Harder. „Wir haben noch mal eine Schippe draufgelegt“, sagte auch Lerch.

Diese Erkenntnisse sind beruhigend, weil nach dem vermeintlich leichten Startprogramm in der Liga in den kommenden Wochen weitaus schwierigere Gegner warten. Und selbstverständlich war der Sieg in Madrid keineswegs. Mit Bayern München ist der zweite deutsche Teilnehmer in Europa mit einer 0:1-Niederlage beim FC Chelsea aus London zurückgekehrt.

Im DFB-Pokal ergibt sich für den VfL am Sonntag (14 Uhr) bei Regionalligist Union Berlin noch einmal die Möglichkeit, Spielerinnen aus der zweiten Reihe Einsatzzeiten zu geben. „Die eine oder andere Spielerin werden wir schonen können“, sagte der sportliche Leiter Ralf Kellermann. Danach folgt am Mittwoch das Rückspiel im AOK-Stadion gegen Madrid, ehe am 15. Oktober mit Turbine Potsdam ein erster echter Prüfstein in der Liga wartet.

Beruhigende Erkenntnisse, die beim VfL aber auf keinen Fall dafür sorgen sollen, dass sich das Team einen Hänger erlaubt. Ein solcher hatte ihm im Herbst der Vorsaison fast die Chancen auf den Ligatitel geraubt. Kellermann sagte es so: „Die Mannschaft weiß, dass sie nicht nachlassen darf. Wir werden uns wieder so fokussiert präsentieren.“ Auch Lerch ist nicht bange, mit Blick auf das Rückspiel erklärte er: „Da muss man nichts mit auf den Weg geben, die Spielerinnen haben gesehen, dass der Gegner auch spielen kann und will. Sie haben schon bemerkt, dass es ein hartes Stück Arbeit war.“ Und trotzdem hatte Wolfsburg wieder die Nase vorn. Der VfL hat einfach gezeigt: Er kann auch anders.