München. Wolfsburg spielt 2:2 beim FC Bayern. Arnold trifft per Freistoß, Didavi mit dem Kopf.

. Martin Schmidt ist immer für Überraschungen gut. Der 50-Jährige ist der letzte Trainer, der mit seinem Team in der Fußball-Bundesliga beim FC Bayern gewinnen konnte. Mit Mainz gab es im März 2016 ein 2:1. So ganz klappte das gestern Abend zwar nicht. Aber der VfL Wolfsburg sendete ein Ausrufezeichen aus München, das ihm so die wenigsten zugetraut hatten. Auch im 21. Spiel gelang den Grün-Weißen kein Sieg an der Isar, aber sie holten beim 2:2 (0:2) einen verdienten Punkt für die Moral.

Nach dem 1:1 in seinem Debüt gegen Bremen hatte Schmidt davon gesprochen, „gute Bilder“ für die Videoanalyse zu haben – und die hatten in ihm offenbar einige Änderungswünsche geweckt. Auf vier Positionen tauschte der neue VfL-Coach Personal aus. Die zwei überraschendsten Veränderungen: U21-Europameister Yannick Gerhardt stand nicht mal im Kader, für ihn gab der 18-jährige Gian-Luca Itter sein Debüt hinten links. Zudem ersetzte Marcel Tisserand im Abwehrzentrum Robin Knoche.

„Man muss an seine Chance glauben“, hatte Schmidt seinen Spielern mit auf den Weg gegeben – und das taten sie augenscheinlich. In einem 4-2-3-1 gut organisiert machten sie die Räume für die Bayern eng. Yunus Malli, eigentlich links offensiv aufgestellt, nahm Joshua Kimmich zeitweise am eigenen Strafraum in Manndeckung. Bis auf einen Schuss Arturo Vidals nach einer Ecke (3.) ließ der VfL defensiv nichts zu. Vorne präsentierten sich die Wolfsburger ab und an durchaus spielfreudig, auch wenn ihnen längst nicht alles gelang und gefährliche Abschlüsse fehlten.

Dann kam die 32. Minute – und Schmidts Konzept war dahin. Referee Christian Dingert entschied nach einem Zupfer Tisserands gegen Robert Lewandowski auf Elfmeter. Der Video-Schiedsrichter mischte sich nicht ein. Schade für den VfL, denn sonst hätte diese Fehlentscheidung korrigiert werden können. Lewandowski schob sicher ein (33.). Fortan fehlte dem VfL der Zugriff, das 2:0 für die Bayern war fast die logische Konsequenz. William verlor den Ball gegen Rafinha, Arjen Robben zog aus 19 Metern ab, und der durchgestartete Rafinha fälschte den Ball so ab, dass er über Torhüter Koen Casteels hinweg ins Tor segelte (42.).

Spekulativ, wie die zweite Hälfte gelaufen wäre, falls der Trainer noch Andries Jonker hieße. Der VfL unter Schmidt blieb stabil – und im Spiel. Weil Neuer-Vertreter Sven Ulreich im Bayern-Tor einen Freistoß des agilen Maximilian Arnold durchrutschen ließ (56.) und Robben zwei Minuten freistehend vorbeischoss. Da war Glück dabei, aber dennoch war nicht zu übersehen, dass da Wolfsburger auf dem Platz standen, die trotz Rückstands an ihre Chance glaubten. Das hatten die mitgereisten Fans sehen wollen.

Auf einmal schien sogar ein Remis im Bereich des Möglichen, Malli wurde im Strafraum in letzter Sekunde fair von Mats Hummels abgegrätscht (72.). Mit Daniel Didavi kam ein Offensiver für den defensiv denkenden Ignacio Camacho. Schmidt erhöhte das Risiko, nahm so in Kauf, dass die Bayern die eine oder andere gefährliche Szene bekamen. Aber es zahlte sich aus: Paul Verhaegh flankte, Didavi köpfte – das verdiente 2:2. Die Überraschung war perfekt, der VfL holte mit großer Moral einen Punkt in München.

FC Bayern: Ulreich – Kimmich, Boateng, Hummels, Rafinha – Rudy, Vidal (63. Tolisso) – Robben (86. James), Müller, Ribéry (86. Coman) – Lewandowski. VfL Wolfsburg: Casteels – Verhaegh, Tisserand, Uduokhai, Itter – Guilavogui, Camacho (73. Didavi) – William (46. Blaszczykowski), Arnold, Malli – Origi (86. Bazoer). Tore: 1:0 Lewandowski (33., Foulelfmeter), 2:0 Robben (42.), 2:1 Arnold (56.), 2:2 Didavi (83.). Schiedsrichter: Christian Dingert (Lebecksmühle). Zuschauer: 75 000