Bergen. Zum WM-Abschluss hat der BDR kaum Chancen.

Tony Martin gönnte sich nach dem geplatzten Medaillentraum im WM-Zeitfahren von Bergen ein paar entspannte Stunden mit Lebensgefährtin Nina und Töchterchen Mia. Gestern saß der 32 Jahre alte Ex-Weltmeister schon wieder zum Training auf dem Rad. „Im vergangenen Jahr hatten wir drei Siegkandidaten und waren chancenlos. Diesmal sind wir ohne echten Kapitän, vielleicht ist das ja auch ein Vorteil, weil die anderen Fahrer nicht so auf uns schauen“, sagte Martin vor dem Straßenrennen am Sonntag zum Abschluss der Rad-WM.

Martin will mit seinen Kollegen auch ohne den erkrankten Kapitän Degenkolb seine Chance suchen. „Alle sind heiß, am Sonntag zu fahren“, sagte Martin. Allerdings käme ein deutscher Medaillengewinn einer Sensation gleich. „Die Vorentscheidung fällt 50 bis 80 Kilometer vor dem Ziel. Da sollten wir mit ein, zwei Fahrern dabei sein. Wenn wir eine Top-Ten-Platzierung erreichen, wäre das schon ein Erfolg“, sagte der vierfache Zeitfahr-Weltmeister.

Für den Bund Deutscher Radfahrer steht schon jetzt fest, dass die WM-Bilanz im Vergleich zum vergangenen Jahr bescheiden ausfällt. Bei der Hitzeschlacht in Doha hatte die Mannschaft zwei WM-Titel und drei Silbermedaillen gewonnen. Im Rennen der U23 gestern Abend eroberte Lennard Kämna aus Köln mit Silber immerhin die erste deutsche Medaille in Norwegen.

Am Sonntag dürfte im kühlen und verregneten Bergen auch das Wetter das Rennen beeinflussen. „Man muss von Anfang an clever fahren, um Körner zu sparen. Denn auch die Distanz ist ja gewaltig“, sagte Nikias Arndt vom Team Sunweb. Der 25 Jahre alte Profi aus Buchholz bei Hamburg fiebert dem Rennen auch wegen der unglaublichen Begeisterung der norwegischen Radsportfans entgegen, nachdem am Dienstag beim Zeitfahren 40 000 Zuschauer die Pedaleure ins Ziel am Mount Floyen hinaufgetragen haben.

Der große Favorit auf den Sieg ist unterdessen Titelverteidiger Peter Sagan. Der 27 Jahre alte Slowake kann das Kunststück fertig bringen, nach 2015 und 2016 als erster Radsportler zum dritten Mal in Folge Straßenrad-Weltmeister zu werden.