Sarasota. Ein junges Team will bei der Ruder-WM angreifen.

Vielleicht helfen ja die Alligatoren, die ab und zu auf der WM-Strecke ihre Bahnen ziehen. Beim Auftauchen eines der Raubtiere werde sie einfach „schneller rudern“ und „die Flucht ergreifen“, sagt Annekatrin Thiele vor den am Sonntag beginnenden Ruder-Weltmeisterschaften in Florida und lacht. Keine Frage: Zumindest die Stimmung im deutschen Team ist vor dem Saisonhöhepunkt in Sarasota bestens.

Auf die Reptilien-Motivation wird das deutsche Team mit dem Achter an der Spitze aber verzichten müssen: Auf der Regattastrecke rund 200 Kilometer nördlich der Everglades sind Alligatoren zwar schon gesichtet worden, die Organisatoren haben jedoch eine WM ohne die ungebetenen Gäste versprochen. Thiele, der Achter und Co. müssen bei der Medaillenjagd somit allein gegen den inneren Schweinehund kämpfen.

Viele Podestplätze erwartet der Deutsche Ruderverband in Florida nicht. Weil Stars wie Marcel Hacker ihre Karriere beendet haben und andere namhafte Athleten im nacholympischen Jahr pausieren, bleibt der Achter die Goldhoffnung Nummer eins. „Dass alle aufhören oder eine Pause einlegen, kam dann doch ein bisschen überraschend. Das ist keine sehr gute Situation“, sagt Cheftrainer Marcus Schwarzrock.

Immerhin: Zumindest im Achter ist eine gesunde Mischung aus Erfahrung und Talenten erhalten geblieben. Das in dieser Saison noch ungeschlagene Paradeboot hat daher Gold als klares Ziel ausgegeben. Aber sonst? Bei der EM im Mai holten nur noch der neu formierte Doppelvierer der Frauen (Gold) und die Vierer-Olympiasiegerin Thiele im Einer (Bronze) Medaillen. Auf beiden Booten ruhen auch in den USA die weiteren Hoffnungen.

Dahinter wird es eng. Vielleicht aber sorgt der eine oder andere aus der jungen Garde für eine Überraschung. Schwarzrock hofft auf einen ähnlichen Effekt wie bei der Fußball-Nationalmannschaft, die im Sommer mit dem zweiten Anzug den Confed Cup gewann. „Die haben gleich eingeschlagen. Ich finde es immer gut, wenn die Jungen sich durchsetzen“, sagt Schwarzrock, schränkt aber ein: „Wir hätten noch ein, zwei Leute mehr gebraucht, die schon erfolgreich waren.“

So aber geht der Blick schon jetzt in Richtung Olympia 2022. „Ich gebe für die WM keine Medaillenvorgabe aus. Unser Ziel ist ganz klar: Wir haben eine sehr junge Mannschaft und wollen uns weiter entwickeln. Unser Ziel ist Tokio“, sagt Schwarzrock.