Stuttgart. Kreuzbandriss, drei Knie-Operationen – Andreas Toba ist trotzdem wieder da.

Bereit für neue Heldentaten: Wenn Andreas Toba am Samstag in der Stuttgarter Arena zu den Pferdpauschen greift und sich an die Ringe hängt, sind für den „Hero de Janeiro“ die verrücktesten zwölf Monate seines Turnerlebens nur noch Geschichte.

Kreuzbandriss, Heldenstatus, Ehrungen, aber auch drei Knieoperationen und immer wieder Zweifel – binnen eines Jahres mutierte ein eher stiller mannschaftsdienlicher Riegenturner zum Objekt eines ihm bislang unbekannten Interesses an der eigenen Person. Mit allen Vor- und Nachteilen, die ein solcher Status mit sich bringt.

Dabei geriet der Glaube an eine Fortsetzung der sportlichen Laufbahn auch schon mal ins Wanken. „Nach der dritten Knieoperation und sechs Wochen lang täglich Antibiotika waren solche Gedanken da. Meine Beine sahen zeitweise aus wie Salzstangen. Als ich endlich wieder trainieren durfte, habe ich mich über jeden Muskelkater gefreut“, sagte Toba.

Rückblende Rio: Bei seiner Bodenübung reißt Toba das Kreuzband, die Qualifikation seines Teams für das olympische Mannschafts-Finale ist in Gefahr. Der 26-Jährige quält sich trotz immenser Schmerzen über das Pauschenpferd und erturnt die für das Weiterkommen der deutschen Riege notwendigen Punkte. Ein Turnheld ist geboren.

Einer, der ein gutes Jahr später voller positiver Erwartungen an den Neckar reist. „Ich spüre eine extreme Vorfreude und habe wieder große Lust auf einen Wettkampf“, sagte Toba, der nach seiner Verletzung sein Knie mit Hilfe einer Orthese der Bauerfeind AG an die Belastungen heranführte: „Ich will zeigen, dass ich in den letzten Monaten nicht nur im Krankenhaus gelegen habe.“

Tatsächlich kommt Tobas Körper immer besser in Form, die sportlichen Ziele des letztjährigen deutschen Mehrkampf-Meisters sind glasklar. „Bei der WM im Oktober möchte ich wieder an zwei Geräten turnen. Für den Mehrkampf sollte ich bei der EM im August 2018 wieder bereit sein. Aber Tokio 2020 ist mein großes Ziel, dem ordne ich alles unter“, sagte der Hannoveraner.

Auch die Eröffnung eines Cafes in der niedersächsischen Landeshauptstadt ist für Toba zunächst nur eine kleine Fingerübung, vielleicht ein Testballon für die Zeiten nach Olympia in Japan, ohne Magnesia und Reckriemchen. Und dennoch: Nicht ohne ein klein wenig Stolz nutzte der Sohn des ehemaligen Vize-Europameisters Marius Toba sein „Hero’s“ in diesen Tagen zu Mediengesprächen.

Für Bundestrainer Andreas Hirsch zählt indes nur, was sein Schützling in Stuttgart am Pauschenpferd und an den Ringen leistet. „Wir sind alle sehr gespannt, wie Andreas nach der Pause wieder in den Wettkampf finden wird“, sagte der Berliner.

So empfindet es auch Toba selbst und will dem Chefcoach positive Entscheidungshilfen anbieten. Ganz ohne sich selbst unter Druck zu setzen: „Wenn es für die WM schon reicht, ist es gut. Wenn nicht, weiß ich dann, dass ich weiter nacharbeiten muss.“ sid