De Lutte. In De Lutte schotten sich die Wolfsburger für die Spiele gegen Braunschweig ab.

Gleich die erste Abfahrt nach der deutsch-niederländischen Grenze führt in den kleinen Ort mit seinen 3500 Einwohnern hinein. Dann gleich rechts abbiegen, bis zwischen Wiesen und Wäldern irgendwann das idyllische Vier-Sterne-Hotel „Bloemenbeek“ auf der rechten Seite auftaucht. Vor dem Eingang steht nicht zu übersehen der Mannschaftsbus des VfL. Ein Ortsbesuch in De Lutte, wo die Welt noch in Ordnung ist und sich der Wolfsburger Bundesligist auf die beiden Relegationsspiele gegen Eintracht Braunschweig vorbereitet.

Es geht beschaulich zu in der kleinen holländischen Ortschaft. In der örtlichen Bäckerei hat man gar nicht mitbekommen, dass mit dem VfL ein deutscher Erstligist zu Besuch ist. Und vom Hocker reißt diese Info Jonn, den Bäcker, auch nicht. Er interessiere sich nicht für Fußball, erklärt er achselzuckend. „Aber Ajax ist öfter hier“, weiß er dann doch zu berichten. Jonn hat Recht, 43 Jahre in Folge war das Team aus Amsterdam, das in der Vergangenheit Spieler wie Johan Cruyff oder Marco van Basten hervorbrachte, zur Vorbereitung zu Gast im „Bloemenbeek“. Auch deutsche Teams wie der FC Bayern oder Schalke 04 sind bereits in dem 1906 eröffneten Hotel abgestiegen.

Jetzt ist der VfL zu Gast – und das macht Raymond Strikker stolz. Er ist Geschäftsführer und Besitzer des Hotels mit seinen 120 Betten. Den Betrieb hat er von seinem Vater übernommen und kann sich noch gut daran erinnern, als die Bayern mit Franz Beckenbauer und Uli Hoeneß zu Gast waren. „Auch der VfL ist ein großer Klub, jeder in Holland kennt ihn“, sagt Strikker, der aufgrund der kurzfristigen Buchungsanfrage aus Wolfsburg zunächst mächtig ins Schwitzen geriet. Aber am Ende habe er alle Wünsche des VfL erfüllen können. Zum Hotel gehört ein eigener Trainingsplatz, auf dem das Team von Trainer Andries Jonker am Nachmittag eine Einheit absolvierte.

Der 54-Jährige war zuvor selbst noch nie in De Lutte gewesen. „Mein Freund Louis war schon oft dort, es sind optimale Bedingungen“, hatte Jonker im Vorfeld erklärt. Mit seinem Freund Louis meint der VfL-Coach natürlich Louis van Gaal, dessen Co-Trainer Jonker in Barcelona, beim niederländischen Verband und bei den Bayern war. Für Strikker ist van Gaal schon eine Art Freund des Hauses. „Er ist ein guter Botschafter für uns“, erzählt der Hotelchef, der Jonker zuvor allerdings nicht kannte. „Aber beide haben ein gutes Auge für Details. Und bei uns sind alle Details gut“, ist Strikker überzeugt.

In der Idylle von De Lutte will der VfL die Grundlage für eine erfolgreiche Relegation legen. Die Spieler sollen nach der Enttäuschung von Hamburg am vergangenen Samstag die Köpfe frei bekommen. Große Ablenkung müssen die Verantwortlichen in der kleinen Ortschaft nicht befürchten. Neben der Bäckerei gibt es noch einen Blumenladen, eine Tankstelle, eine Käserei und ein China-Restaurant. Das hat jedoch gerade wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Am Vormittag machten Mario Gomez und Co. gemeinsam mit Jonker einen Ausflug, dabei ging’s auch auf eine Minigolf-Anlage. Einlochen fürs Eintracht-Spiel.

Heute, nach einer weiteren Trainingseinheit und dem Mittagessen im „Bloemenbeek“, das seit Jahren sogar einen Michelin-Stern hat, geht’s für die Wolfsburger Reisetruppe dann wieder in Richtung Heimat. Morgen Abend steht dann der Relegations-Knaller gegen Braunschweig an. Spätestens dann ist es mit der Idylle beim VfL vorbei. Doch in De Lutte bleibt die Welt in Ordnung. Egal, wie die Spiele ausgehen.