Wolfsburg. Der 22-Jährige spielt mit dem VfL Wolfsburg zum ersten Mal beim Ex-Klub 1. FC Köln.

„Freud oder Leid, Zokunf un Verjangenhejt“: Seit 1998 werden im Stadion des 1. FC Köln vor jeder Partie diese Zeilen laut mitgesungen. Sie gehören zur Stadionhymne, die von der Band „De Höhner“ geschrieben wurde, natürlich im Kölschen Dialekt. Auch Yannick Gerhardt kann die Zeilen sicher noch mitsingen. Der Profi des VfL Wolfsburg spielte 13 Jahre lang beim 1. FC – und kehrt am Samstag zum ersten Mal in sein einstiges Wohnzimmer zurück.

Seine „Zokunf“ liegt in Wolfsburg, die „Verjangenhejt“ in Köln – und nun trifft beides aufeinander. „Noch“, sagt Gerhardt, „bin ich ganz ruhig.“ Doch die Anspannung wird steigen. Es ist nicht das erste Wiedersehen, in der Hinrunde, beim 0:0 in der VW-Arena, spielte der 22-Jährige bereits gegen seinen Ex-Klub. Aber es ist die erste Rückkehr nach Köln, wo 50 000 Zuschauer vor dem Anpfiff „Mir stonn zu dir, FC Kölle“, ihre Hymne, voller Inbrunst mitsingen. „Ich freue mich darauf. Die Stimmung dort ist immer etwas besonders“, sagt Gerhardt.

Für 13 Millionen Euro hatte das Kölner Eigengewächs den Karnevalsklub im vergangenen Sommer verlassen, um den nächsten Schritt in der Karriere zu machen. In seine VfL-Zeit fällt das Debüt für die deutsche A-Nationalelf, in der Bundesliga jedoch haben die Wolfsburger zehn Punkte weniger auf dem Konto als der FC.

Bereut habe er den Schritt aber keinesfalls. „Von der Entscheidung bin ich weiterhin zu 100 Prozent überzeugt“, erklärt Gerhardt. Die Tabellensituation habe sich zwar jeder anders vorgestellt. „Das zeigt aber, welche Ansprüche der Verein hat. Ich hoffe, dass wir diesen langfristig auch gerecht werden“, so der VfL-Profi.

Die Kölner hingegen übertreffen die Erwartungen aktuell, klopfen an die Tür nach Europa. Der FC ist auf internationalem Parkett kein Unbekannter, die letzte Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb ist aber schon einige Jahre her. 1998 kamen die Kölner im UI-Cup bis in das Halbfinale. Gerhardt drückte als Vierjähriger die Daumen. Heute, auch im VfL-Trikot, tut er das weiterhin. „Ich freue mich, wenn es beim FC positiv weitergeht“, sagt der 22-Jährige, der mit vielen Ex-Mitspielern in Kontakt geblieben ist. Seinen besten Freund Leo Bittencourt besucht er regelmäßig. Am Samstag jedoch wird die Freundschaft ruhen.

Was Gerhardt von den Rängen zu erwarten hat, weiß der Wolfsburger nicht. Im Hinspiel hatte es aus der Kölner Kurve keine negativen Reaktionen gegeben. „Ich kann sie ja nicht verhindern. Aber ich würde mich freuen, wenn die Pfiffe ausblieben“, sagt der Linksverteidiger des VfL, der mit seinem Klub die Punkte dringender braucht als der FC. Nach der bitteren 1:2-Heimpleite gegen Augsburg wurde wieder vieles hinterfragt. „In unserer Phase“, erklärt der Linksfuß, „gehören Niederlagen dazu. Aber wir haben jetzt in Köln die Chance, eine Reaktion zu zeigen.“

In der FC-Stadionhymne heißt es ja „Freud oder Leid“, für Gerhardt ist die Sache am Samstag klar: Er will mit dem VfL am Ende jubeln, auch wenn er damit seinem Herzensklub wehtun muss.