Wolfsburg. Wolfsburgs Torschütze Mario Gomez spricht nach der 1:2-Pleite gegen den FC Augsburg Klartext.

. In Mario Gomez hat sich viel Wut aufgestaut, und der 31-Jährige suchte nach der gleichermaßen unnötigen wie verdienten 1:2-Heimpleite gegen den FC Augsburg ein Ventil, um diese loszuwerden. Dann legt der Stürmer des VfL Wolfsburg los: „Wir waren zu behäbig, überheblich und naiv, haben ein bisschen mit dem Popo gewackelt und dachten, wir könnten Augsburg so schlagen“, sagt er. Und: „Wir haben gespielt wie eine Jungenmannschaft.“ Rumms, wieder Klartext von Gomez.

Dass sein VfL nach drei Bundesliga-Siegen in Serie und der durch ihn erzielten frühen Führung in der 4. Minute nicht mit breiter Brust einen ersatzgeschwächten Gegner nach Hause schickte, sorgt nicht nur bei Gomez für Unverständnis. Doch nach guten 15 Minuten gab der VfL die Spielkontrolle aus der Hand.

Valérien Ismaël sah mit an, wie kaum noch ein Ball in die Spitze, sondern oft nur noch quer oder nach hinten gespielt wurde. „Und der zweite Punkt“, so der Trainer nach der Analyse, „waren die Fehlpässe. In der 16. Minute kam der erste, dann in der 17. wieder einer und in der 18. noch einer.“ So geriet sein Team in einen Negativstrudel. Das hart erarbeitete Selbstvertrauen mit der kleinen Siegesserie war wie weggeblasen. Wieder und wieder luden seine „Wölfe“ die Augsburger zu Torchancen ein. Ja-Cheol Koo (13.) und Raul Bobadilla (18.) ließen die Geschenke noch liegen, Halil Altintop köpfte dann nach einer Slapstick-Einlage von Luiz Gustavo und Diego Benaglio zum verdienten 1:1 ein (25.). „Das Tor“, sagt Olaf Rebbe, „hat uns komplett aus der Bahn geworfen.“

Bis auf einen gefährlichen Angriff über Paul-Georges Ntep (38.) brachte der VfL in Hälfte 1 offensiv nichts mehr zustande. Augsburg stand gut organisiert und verschob seine Abwehrreihen clever. „Wir haben keine Lösung gefunden“, sagt Kapitän Diego Benaglio, „dem Gegner wehzutun.“ Sportdirektor Rebbe: „Vielleicht hat uns im Spiel nach vorne der Mut gefehlt.“

Nach der Pause steigerten sich die Grün-Weißen, hatten Möglichkeiten durch Gomez (46.), Ntep (51.), Vieirinha (59.) und Yunus Malli (67.). Das entscheidende Tor machte aber der FCA: Schnörkellos und ohne Gegenwehr des VfL kombinierten sich Altintop und Startelf-Debütant Raphael Framberger durch die VfL-Hälfte, Dominik Kohr setzte sich im Strafraum robust gegen Vieirinha durch: Augsburg führte 2:1 – und der VfL war geschlagen (69.).

Für Gomez war die Einstellung seiner Mannschaft Schuld an der Niederlage: „Wir haben zuvor die drei Spiele in Folge nicht gewonnen, weil wir die Gegner an die Wand gespielt haben, sondern weil wir eine super Mentalität hatten, weil wir die einfachen Dinge gemacht haben und füreinander da waren. Das Gefühl hatte ich gegen Augsburg nicht.“ Der VfL müsse endlich erkennen, dass es in dieser schon lange verkorksten Saison nicht um Schönheitspreise, sondern einzig und allein darum gehe, Punkte gegen den Abstieg zu sammeln.

Nach den drei Siegen in Serie wähnte sich der VfL wohl schon zu sehr in Sicherheit, die Mannschaft hatte laut Gomez „wohl das Gefühl, wir hätten das hinter uns gelassen, aber das war ein großer Rückschritt. Das zeigt, dass wir noch nicht so stabil sind, wie wir gedacht haben“.

Die Pleite gegen Augsburg, das jetzt in der Tabelle wieder an den „Wölfen“ vorbeigezogen ist, soll nur ein Schuss vor den Bug bleiben. „Ich habe das Gefühl, wir sind sehr gefestigt. Wir sind enttäuscht, aber werden unsere Lehren daraus ziehen, um gestärkt daraus hervorzugehen“, sagt Rebbe diplomatisch. Gomez verpackt die Lehre des Spiels weniger geschmückt: „Wir müssen klar ansprechen, was die Probleme waren. Denn so gewinnen wir kein Spiel mehr.“