Wolfsburg. Der VfL-Trainer hat personell die Qual der Wahl. Diese fiel lange nicht mehr auf Christian Träsch.

Für einen Fußballtrainer existiert wohl kein schönerer Kaderzustand als jener, wenn die Übungsleiter die „Qual der Wahl“ bemühen können. Kaum einer ist gesperrt, die wichtigsten Spieler sind fit, und um die elf Plätze tobt ein großer Konkurrenzkampf. Genau so ist es gerade beim VfL Wolfsburg. Außer Spielmacher Daniel Didavi, der sein Knie wieder in Form bringt, fehlt kein potenzieller Stammspieler beim Fußball-Bundesligisten. Zugang Victor Osimhen (Meniskusreizung im rechten Knie) unterzog sich gestern zwar einer Arthroskopie und fehlt mehrere Wochen, war aber ohnehin nicht als sofortige Verstärkung eingeplant.

Coach Valérien Ismaël: „Der Konkurrenzkampf ist größer geworden. Das ist genau das, was wir wollten.“ Besonders auf der rechten VfL-Seite herrscht fast Überfluss. Daran ändert auch der Abgang des bis gestern gesetzten Daniel Caligiuri nicht viel. Vieirinha und Jakub Blaszczykowski kommen für die offensive sowie die defensive Position infrage, Paul Seguin, Christian Träsch und Sebastian Jung nur für die hinten rechts. Die Wolfsburger haben jede Kaderposition mindestens doppelt besetzt. Und das sorgt nicht nur für strahlende Gesichter. „Es wird Härtefälle geben“, weiß Ismaël.

Einen gibt’s bereits. Träsch scheint derzeit außen vor zu sein. Der 29 Jahre alte Defensiv-Spezialist stand letztmals beim 0:1 gegen Schalke Mitte November für die „Wölfe“ auf dem Bundesliga-Rasen. Bei den sechs darauffolgenden Partien berief Ismaël ihn dreimal gar nicht ins Aufgebot. In der Hinrunde spielte und trainierte Träsch dazu fast ausschließlich auf der Position des Rechtsverteidigers. Seit dem Trainingslager in La Manga kommt der 29-Jährige in den Übungsformen aber fast nur noch im defensiven Mittelfeld zum Einsatz. Und dort scheint die Aussicht auf baldige Einsätze mit den Konkurrenten Luiz Gustavo, Josuha Guilavogui, Maximilian Arnold, Paul Seguin oder Yannick Gerhardt noch schlechter zu sein als hinten rechts.

Aber überraschend dürfte die Situation den ehemaligen Nationalspieler nicht mehr. Ismaël erklärt: „Wir haben das Trainingslager genutzt, um den Spielern die Lage zu erklären. Wir haben die Dinge klar angesprochen.“ Träsch lässt im Training keinen Frust erkennen. Der Rechtsfuß ackert wie gewohnt und bietet sich an. Sein Trainer macht ihm und den anderen Reservisten Hoffnungen, dass sich ihre Lage bald ins Positive drehen kann. „Wir schließen keinen Spieler aus, die Trainingsleistung ist ein Indiz“, sagt Ismaël. Und in den Einheiten war auch gestern wieder viel Tempo und Leidenschaft zu erkennen. Auch die Spieler wissen: Ihr Trainer hat die Qual der Wahl.