Wolfsburg. Der Stürmer trifft gegen den HSV zu einem Sieg, den sich die „Wölfe“ mit Geduld und Arbeit verdient haben.

. Valérien Ismaël kann es im wahrsten Wortsinn verschmerzen. Der Sprint über 40 Meter, der den Trainer des VfL Wolfsburg am Samstag in die Jubeltraube seiner Mannschaft führte, hat ein paar Schmerzen im Knie des 42-Jährigen verursacht. So einen Kaltstart macht das lädierte Gelenk Ismaëls nicht mehr einfach so mit. Seine aktive Karriere hatte er schließlich wegen des Knies viel früher als geplant beenden müssen.

Doch am Samstag um kurz nach 17 Uhr verschwendete der VfL-Trainer keinen Gedanken daran. Mario Gomez hatte einen schönen Konter über Luiz Gustavo, Borja Mayoral und Neuzugang Paul-Georges Ntep im Tor des Hamburger SV versenkt (83. Minute). Und von Ismaël fiel die große Last ab, die er während der langen Minuten zuvor spürte. Ihm war klar: Der Heimsieg gegen den HSV war extrem wichtig. Mit Gomez’ fünftem Saisontreffer war dieser besiegelt – und Ismaël jubelte mit seinen Jungs über den dritten Sieg in Serie. Die Aufbruchstimmung bleibt erhalten. Der Erfolg war jedoch „eine schwere Geburt“, fand Olaf Rebbe. Der VfL-Sportdirektor hatte zwei Mannschaften gesehen, die „extremen Druck haben, aus dem Keller zu kommen“.

Mit dem Mut und der leichten Euphorie, für die die intensive Vorbereitung sowie die cleveren Kaderveränderungen gesorgt haben, war der VfL die Partie angegangen. Hamburg attackierte früh im Aufbauspiel, was das Ismaël-Team vor Probleme stellte. Doch angeführt vom starken Luiz Gustavo wehrte es sich und setzte durch Neuzugang Yunus Malli die erste Duftmarke (8. Minute). Der zweite Neue Ntep legte nach einer Viertelstunde seine Nervosität ab und beschäftigte den HSV, weil er immer wieder in Eins-gegen-eins-Duelle ging. Oft konnten die Hanseaten ihn nur per Foul stoppen. Mittelfeldspieler Albin Ekdal hatte die größten Probleme mit dem schnellen Ntep und musste nach 33 Minuten wegen zwei Fouls am neuen Wolfsburger mit Gelb-Rot vom Platz.

In Überzahl bewahrte der VfL die Ruhe, ließ den HSV geduldig laufen, bis Gomez kurz vor dem Ende mit dem besten Angriff des Spiels zuschlug. „Der Schlüssel zum Sieg“, sagte der Torschütze, „war, dass unsere Defensive funktioniert hat. Ich hatte nie das Gefühl, dass Hamburg ein Tor machen könnte. Wenn man dieses sichere Gefühl hat, kann man vorne auch ruhiger bleiben.“Dass der VfL fast nichts anbrennen ließ, liegt auch an der verbesserten Fitness. Im Herbst waren die Heimspiele gegen Leverkusen, Schalke und Berlin kurz vor dem Ende noch verloren gegangen, gegen den HSV gab’s nun den zweiten Heimsieg in Serie. „Wir haben viele Spiele verloren, weil keine Körner mehr da waren“, sagte Ismaël. Doch der Deutsch-Franzose hat seine „Wölfe“ in der Vorbereitung fit gemacht. Ein Beweis: Kurz vor dem entscheidenden Treffer war der HSV auf dem Weg in Richtung VfL-Tor gewesen, Gustavo unterbrach den Angriff aber und leitete sofort den Konter, der das Spiel entschied, über Mayoral ein. Für Gomez ist die Aktion des Mittelfeldspielers „sensationell gut“.

Mit dem Sieg „fühlt es sich weiterhin gut an“, sagte Rebbe über die Stimmung. Er hatte es übrigens beim Torjubel nur über die Bande vor der Auswechselbank geschafft. „Trainingsrückstand“, so der Sportdirektor. Aber auch er wird’s verschmerzen können.