Rouen. Die deutschen WM-Handballer tun sich beim 31:25 (16:16) lange schwer gegen die kampfstarken Weißrussen.

Nach der Partie gegen Saudi Arabien hatte sich Patrick Groetzki nach einem stärkeren Gegner bei der Handball-WM in Frankreich gesehnt. „Es wäre schön, mal wieder Gegner zu haben, die nicht sofort wegfliegen, wenn man sie berührt“, sagte er. Weißrussland erfüllte dieses Kriterium gestern, doch ganz so hatten sich die deutschen Handballer die Partie nicht vorgestellt. Sie taten sich sehr schwer und konnten nur dank einer starken zweiten Hälfte mit dem 31:25 (16:16) den vierten Sieg feiern.

Torhüter Andreas Wolff, startete trotz Prellung im Spiel gegen Saudi Arabien im deutschen Tor, hielt aber in der ersten Hälfte nur zwei von 15 Würfen. Er verriet anschließend, dass sein Gesäßmuskel ihm noch Probleme bereite, seine Abwehrleute machten es ihm aber auch nicht leicht. „In der ersten Halbzeit hat uns alles gefehlt: Bereitschaft, Aggressivität, Bewegung, vor allem in der Abwehr“, kritisierte Kai Häfner.

Paul Drux, der nach seiner Bänderdehnung ebenfalls in die Startformation zurückgekehrt war, warf nach zwei Minuten das 2:1, sein erstes Turniertor, dann gelang den Weißrussen aber ein 3:0-Lauf, nach 17 Minuten lag Deutschland zum ersten Mal in diesem Turnier zurück.

Beim Stand von 8:10 beorderte Bundestrainer Dagur Sigurdsson seine Mannen in die Auszeit. Danach konnten sie den Spielstand egalisieren, doch Weißrussland, das sein Auftaktspiel überraschend gegen Chile verloren hatte, kämpfte hart, um sich noch für das Achtelfinale zu qualifizieren. Sigurdsson sah sich zu einer donnernden Halbzeitansprache gezwungen. „Wir haben besonders in der Abwehr zu wenig investiert und den Kampf nicht angenommen“, sagte er.

Die Worte des Isländers hatten ihre Wirkung nicht verfehlt: Nach der Halbzeitpause erwachte die deutsche Auswahl. Silvio Heinevetter, der Wolff ab Ende der ersten Hälfte ersetzte, parierte gleich den ersten gegnerischen Angriff.

Die deutsche Abwehr hatte sie nun auch besser formiert, fing immer wieder Bälle ab, und ermöglichte sich somit leichte Tore. „Das war der Schlüssel zum Sieg“, sagte Steffen Fäth, mit sechs Treffern hinter Kapitän Uwe Gensheimer (8/4) bester Werfer der Deutschen. Als Groetzki nach einem erneuten Gegenstoß zum 19:16 getroffen hatte (34.), brüllten die deutschen Fans: „Jetzt geht´s los.“ Eine Viertelstunde vor Schluss hatten die deutschen Handballer sich eine 25:20-Führung herausgespielt, die sie sich bis zum Ende nicht mehr nehmen ließen. „Wir mussten zwei Gänge hochschalten, sonst wäre das nichts mehr geworden“, sagte Häfner.

Vor dem entscheidenden Spiel um den Gruppensieg am Freitag gegen Kroatien erhält der Linkshänder Unterstützung im rechten Rückraum: Sigurdsson hat die Option des so genannten „Late Entry“ gezogen. Rückraumspieler Holger Glandorf stößt zum Team. Der Weltmeister von 2007 hatte erst unmittelbar vor der WM sein DHB-Comeback nach über zweieinhalb Jahren gefeiert. „Er wird dem Team mit seiner Erfahrung helfen“, sagte Sigurdsson.