München. Der FC Bayern erwartet bei der Wahl von Uli Hoeneß zum Präsidenten 8000 Besucher.

In den vergangenen beiden Jahren geriet der Mitgliederkonvent des FC Bayern zu einer Art Wirtschaftsseminar. Rekordzahlen wurden sachlich vorgetragen, die Menschen im Saal applaudierten höflich, am nächsten Tag war die Jahreshauptversammlung schon wieder so gut wie vergessen. Ein bisschen kühl ging es zu, mit nur wenig Folklore, einmal abgesehen von jenen traditionellen Wortmeldungen bekannter Basisvertreter, die Kuhglocken und viel bayerische Mundart zum Einsatz brachten. Doch die Hauptdarsteller, ob nun Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge oder Präsident Karl Hopfner, konnten die Fan-Herzen kaum erwärmen.

Erfolgszahlen werden die Münchner auch an diesem Freitagabend verkünden, doch sonst wird vieles völlig anders sein. Sogar Rummenigge erwartet ein „Spektakel“. Langgezogene Uli-Rufe werden den rund 6000 Menschen fassenden Audi-Dome beschallen, der, darauf stellt sich der FC Bayern jedenfalls ein, aus allen Nähten platzen wird und neben dem deshalb sogar ein Zelt samt Videoleinwand für 2000 weitere Besucher aufgestellt wurde, wenn Uli Hoeneß wieder als Präsident des Vereins inthronisiert wird. Zweieinhalb Jahre nach seinem emotionalen Abschied und jenen Worten, die seitdem nachhallen und nun mit Leben gefüllt werden.

„Das war’s noch nicht“, hatte Hoeneß im Mai 2014 den Mitgliedern zugerufen, ehe er kurz darauf seine Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 28,5 Millionen Euro antrat. Nun übernimmt Hoeneß wieder die Vereinsspitze, zunächst als Präsident des e.V., spätestens kurz nach seinem 65. Geburtstag am 5. Januar auch wieder als Chef des Aufsichtsrats der AG. So wird es jedenfalls erwartet, wenngleich sich Hoeneß zum zweiten Schritt öffentlich bisher bedeckt gehalten hat. Ein sehr klares Votum bei seiner Präsidentenwahl jenseits der 90 Prozent gilt als wahrscheinlich. Einen Gegenkandidaten gibt es nicht, Hopfner zieht sich geräuschlos zurück.

Interne Kritik oder aus der Branche am FC Bayern ist wegen dieser Rochade nicht laut geworden, extern werden öffentlich nur vereinzelt Bedenken geäußert. Etwa, wenn es um die Frage geht, ob der Branchenführer Hoeneß als amtierende Führungskraft brauche und ob dieser sich das antun sollte, nachdem er als moralische Instanz der Gesellschaft abgestürzt war. Für sich hat er die Fragen mit einem klaren Ja beantwortet, obwohl oder gerade weil sich der FC Bayern ohne ihn verändert hat.

Hoeneß, mit 27 Jahren vom Profi zum Manager aufgestiegen und in den Jahrzehnten danach zur Seele des Vereins und personifizierten Abteilung Attacke, gibt an diesem Freitagabend die Abteilung Rückkehr. „Das deutliche Wort wird weiter mein Markenzeichen sein, das wird sich nicht ändern, ich werde sicher nicht herumeiern“, sagte er jüngst im „Kicker“.

Geäußert hat sich Hoeneß in den vergangenen Monaten nur sehr dosiert. Es war ein Ab- und Vortasten, Hoeneß prüfte intern und extern, wie seine angestrebte Rückkehr aufgenommen wird. Gegen RB Leipzig erlaubte er sich zwischendurch mal eine Spitze, sonst stärkte er vornehmlich sein Image als Vertreter der Schwachen, oft auch im Stillen.

Spannend zu beobachten wird sein, wie Rummenigge damit umgeht, Macht wieder teilen zu müssen. Streit habe es zwar immer mal gegeben, und er wisse „natürlich auch, dass Uli ein Alphatier ist“. Da müsse man dann eben miteinander kommunizieren und gemeinsam Lösungen finden. Rummenigge sagte: „Ich bin allerdings der Überzeugung, dass Uli heute anders tickt als vor seiner Auszeit.“ Es klang ein bisschen danach, als hoffe Rummenigge, dass er sich damit nicht täuscht.