Braunschweig. Eintrachts Abwehrchef Saulo Decarli spricht über die zuletzt vielen Gegentreffer.

Nach Niederlagen oder schlechten Spielen sollte man Saulo Decarli besser für ein paar Stunden aus dem Weg gehen. „Ich weiß, dass so etwas im Fußball dazugehört. Aber ich bin ehrlich: Mir fällt das sehr schwer zu akzeptieren“, sagt der Abwehrchef von Braunschweigs Zweitliga-Fußballern. Ansprechen sollte man ihn in solchen Momenten besser nicht. „Ich brauche dann erstmal meine Ruhe, am nächsten Tag geht es weiter“, so Decarli.

Jetzt gehört das 1:1 der Eintracht am vergangenen Spieltag beim VfL Bochum sicherlich nicht zu den Spielen, nach denen sich der Schweizer besonders grämen muss. Richtig zufrieden war der Innenverteidiger aber auch nicht. Bitter war es zunächst, dass die Blau-Gelben wenige Minuten vor Schluss noch den Ausgleich kassierten. Außerdem war es das dritte Spiel in Folge, das die Braunschweiger nicht ohne einen Gegentreffer beendeten. Auf sechs summiert sich die Zahl der kassierten Tore in dieser Zeit. Keine guten Voraussetzungen für eine gute Laune beim Abwehrchef. „Ich mag das überhaupt nicht“, sagt der vor dem Heimspiel am Sonntag gegen 1860 München zur Gegentrefferflut.

Nicht nur wegen Decarlis Gemütszustand soll das ganz schnell wieder anders werden. Im ersten Moment ist es dem Abwehrspieler dabei egal, wie viele Gegentore sein Team kassiert, wenn am Ende das Ergebnis stimmt. „Wenn man 4:3 gewinnt, ist alles gut. Aber das ist in den vergangenen Spielen nicht der Fall gewesen. Das wollen wir so schnell wie möglich wieder ändern“, sagt der 24-Jährige. Doch gerade als Mann der Defensive weiß er, wie wichtig es für den Erfolg der Mannschaft ist, die Zahl der Gegentore zu reduzieren. Einen Grund, warum der Eintracht das aktuell nicht gelingt, kann er aber auch nicht nennen.

„Es ist schwierig, eine Erklärung zu finden. Gerade, wenn man sich das Spiel in Dresden anschaut, wo wir 70 Minuten keine Chance zulassen und dann drei Tore innerhalb von zwölf Minuten kassieren.“ Deshalb rät Decarli vor allem zu Ruhe und Besonnenheit im Umgang mit der Situation. „Wir müssen einfach weitermachen, konzentriert spielen, hart arbeiten. Dann bin ich sicher, dass wir unsere Stabilität in der Defensive wieder finden“, meint er.

Zumal die Tabelle die Braunschweiger nach wie vor an erster Position ausweist. Daher geht auch Decarli recht gelassen mit der Sieglos-Serie um. „Wir haben Punkte verloren, aber wir sind immer noch Spitzenreiter. Klar müssen wir einige Dinge besser machen, doch wir haben in dieser Saison auch vieles richtig gemacht.“ Von einem mentalen Problem bei den Braunschweigern, denen dreimal in Folge eine Führung nicht zum Sieg reichte, will er nicht sprechen. „Wir gehen nicht mit Angst in die nächsten Spiele“, verspricht der Schweizer. „Selbstvertrauen haben wir, auch wenn wir jetzt drei Spiele nicht gewonnen haben“, fügt er hinzu.

Auf ihn trifft das in jedem Fall zu. Obwohl er zu Saisonbeginn wegen einer Sperre zuschauen musste, hat Decarli auch in dieser Saison wieder einen Schritt nach vorne gemacht. In der Innenverteidigung hat Trainer Torsten Lieberknecht wie in kaum einen anderen Mannschaftsteil bei der Aufstellung die Qual der Wahl. Decarli ist aber trotz der Konkurrenz durch Gustav Valsvik, Joseph Baffo und Kapitän Marcel Correia meistens gesetzt. Mit Top-Leistungen untermauerte der Eidgenosse bisher in dieser Spielzeit seine Rolle als Abwehrchef. Trotzdem ist er auch in seiner persönlichen Entwicklung nur schwer zufriedenzustellen. „Seitdem ich in Braunschweig bin, habe ich mich stets weiterentwickelt. Trotzdem versuche ich, mich in jedem Training, in jedem Spiel zu verbessern“, sagt Decarli.

Das gelingt ihm zwar nicht jeden Tag. Genauso wie es der Eintracht auch in Zukunft nicht immer gelingen wird, jedes Spiel erfolgreich zu bestreiten. Unter dem Strich kann man aber festhalten, dass es in dieser Saison bisher eher selten einen Grund gab, Decarli aus dem Weg zu gehen. Außer man ist Stürmer einer anderen Mannschaft.