Dortmund. Der BVB bezwingt München dank eines Tores von Aubameyang mit 1:0. „Es gibt nichts Geileres als die Bayern zu schlagen“, dröhnt Klubchef Hans-Joachim Watzke.

Mal einen Blick in den Spiegel riskieren? Mal die Muskeln anspannen und schauen, welches Bild man so abgibt? Der Geschäftsführer vielleicht? „Es gibt nichts Geileres als Bayern München zu schlagen“, dröhnte Hans-Joachim Watzke am Sonntag bei der Mitgliederversammlung von Borussia Dortmund.

Die Mannschaft war da gerade in der Westfalenhalle angekommen. „Ihr habt uns gestern unfassbare Freude bereitet. Wenn man die überschäumende Freude im Stadion gesehen hat: Das vergisst du nicht“, befahl der BVB-Boss noch immer beseelt von diesem 1:0-Sieg gegen den Meister, der viel mehr war als nur ein Sieg. Watzke weiß das, fängt seinen Überschwang aber wieder ein: „Wir haben überhaupt keinen Grund zu Triumphgeheule.“

Einerseits ist das richtig, andererseits sind Spiele zwischen dem BVB und dem FC Bayern nun einmal automatisch die in Deutschland am meisten beachteten Muskelspiele. Den großen Rivalen im direkten Duell auf Abstand zu halten, ihm sogar eine Niederlage zuzufügen, das ist, worum es geht.

Dortmund überließ Bayern

den Ball und das Mittelfeld

Es sei „das Statement schlechthin“, München in die Knie zu zwingen, sagt Thomas Tuchel, dem erstmals als BVB-Trainer ein Erfolg gegen den in den vergangenen Jahren übermächtigen Gegner gelang. Die letzten Bundesliga-Heimsiege hatte es in den Saisons 2010/11 und 2011/12 gegeben, den Dortmunder Meisterspielzeiten.

Dabei – darin waren sich Schwarz-Gelb und Rot bestechend einig – hatte der BVB noch nicht einmal seine beste Leistung benötigt, um den Sieg einzufahren. Tuchel, Freund des schönen Spiels, hatte Abstriche bei der Ästhetik in Kauf genommen, hatte seine Spieler abgerichtet wie jene bei Münchens Angstgegner aus der Champions League: Atlético Madrid.

Der BVB überließ den Bayern den Ball, das Mittelfeld und gewann die Partie. „Im Moment tun wir uns mit dem Ball nicht so leicht“, räumte André Schürrle ein, „deshalb müssen wir über den Kampf kommen. Das war echter Männerfußball.“

Weihnachten ist jedes Jahr, Heimsiege gegen Bayern sind höchste Feiertage auf Dortmunder Boden.

Vor allem, wenn sie bewirken, was sie nun bewirken: München muss Leipzig an die Tabellenspitze vorbeiziehen lassen, der BVB ist nur noch drei Punkte entfernt. Der Fantasie, was aus dieser Konstellation erwachsen könnte, wachsen im schwarz-gelben Fußball-Kosmos schnell Flügel.

Eine Kampfansage an die Bayern, subtil formuliert

Das liegt auch daran, dass dieses München unter Trainer Carlo Ancelotti genügsamer, verwundbarer wirkt als in den Jahren zuvor unter Pep Guardiola, der stets und immer das Maximum forderte und erhielt. 80 Minuten lang hatte der Meister Zeit, den Rückstand durch Pierre-Emerick Aubameyang auszugleichen, doch mehr als ein hübscher Lattenschuss von Xabi Alonso und ein Abseitstreffer von Franck Ribéry kam kaum zustande.

München tänzelte mit dem Ball am Fuß aufgeregt von links nach rechts, Dortmund setzte den Wirkungstreffer. Pass des starken Mario Götze, Fußspitze Aubameyang. Zwölfter Saisontreffer des Gabuners, der diesen auf ungewöhnliche Weise bejubelte: Er deutete auf die Tribüne, wo ein befreundeter französischer Rapper namens „Gradur“ das Spiel verfolgte.

In dem Video zu dessen neuestem Lied zählen junge Männer dicke Geldscheine, werfen ihre gestählten Körper für die Kameras in Szene und vollführen Liegestütze. Aubameyangs Muskelshow im Muskelspiel.

Das Kampfmotiv ist zumindest derzeit eine glaubwürdige Pose für die Borussia. Zumindest sichert sie die Möglichkeit, im Titelrennen genannt zu werden, ohne beste Form, ohne beste Spieler. Eine Kampfansage, subtil formuliert.

Dortmund: Bürki - Ginter, Sokratis, Bartra - Weigl - Piszczek, Götze (77. Castro), Schürrle (68. Durm), Schmelzer (88. Pulisic) - Aubameyang, Ramos München: Neuer - Lahm (68. Rafinha), Jerome Boateng, Hummels, Alaba - Kimmich (58. Costa), Alonso (74. Sanches), Thiago - Thomas Müller, Lewandowski, Ribery Schiedsrichter: Tobias Stieler (Hamburg) Tor: 1:0 Aubameyang (11.)