Braunschweig. Freitag tritt die kesse Sängerin beim Festival „Kultur im Zelt“ auf. Uns erzählte sie, warum sie alle Songs selber schreibt und produziert.

Mit dem ausverkauften Konzert von Max Mutzke startet heute das Festival „Kultur im Zelt“. Bis zum 24. September treten allabendlich Musiker und Kabarettisten im stimmungsvollen Zeltdorf im Bürgerpark auf. Trinken und speisen kann man dort auch. Die Hamburger Sängerin und Songschreiberin Anna Depenbusch gibt morgen ihr ebenfalls ausverkauftes Gastspiel. Mit ihr sprach Florian Arnold.

Sie treten in Braunschweig in einem Zirkuszelt auf - mögen Sie Zirkusatmosphäre?

Ja, das ist wie gemacht für mich, meine Band und meine Art von Musik. Ich freue mich schon sehr darauf.

Ihre Lieder sind Kleinkunst im besten Sinn. Funktionieren sie auch auf großen Bühnen?

Ich glaube schon. Im Vorprogramm von Ina Müller bin ich in großen Hallen aufgetreten, und das hat gut geklappt. Aber lieber sind mir schon atmosphärische Räume, Theaterbühnen etwa, oder wie hier ein Zelt. Im Februar spiele ich in der Elbphilharmonie, die ist mit 2000 Leuten ausverkauft. Ich bin mir sicher, auch das wird gut funktionieren.

Ihre Kollegin Helene Fischer startet demnächst eine Stadion-Tournee. Wäre das für Sie auch denkbar?

Nein. Ich finde es auch müßig, mir darüber Gedanken zu machen. In Braunschweig passen gut 1000 Leute ins Zelt, und es ist ausverkauft, das finde ich super. Ich schaue einfach, wie sich die Zukunft entwickelt. Ich bin gerne nah dran an den Leuten. Ich finde es toll, wenn man Menschen in die Augen schauen kann. Ab einer bestimmten Größe wird das schwierig. Aber letztlich – geht alles.

Auf Ihrem aktuellen Album unternehmen Sie mit Songs wie „Du und die Nacht“ auch Ausflüge in den Pop. Geht es dabei auch um Radiotauglichkeit?

Nein, daran orientiere ich mich nicht. Wenn es sich ergibt, dass ein Song im Radio läuft, freue ich mich, aber ich würde dafür keine Kompromisse eingehen. Musik fürs Radio ist streng formatiert. Da würde mir zu viel Musikalität auf der Strecke bleiben. Aber Ausreißer gab es auf jedem meiner Alben, auf „Sommer aus Papier“ etwa das Duett „Ich und Du“ mit Mark Forster. Ich will mich breit aufstellen und Chanson mit Pop, Jazz und Country kombinieren.

Sie schreiben alle ihre Songs selbst. Ist das eine Frage der Ehre?

Es macht mir einfach Spaß. Ich habe Kooperationen mit anderen Songschreibern schon ausprobiert, weil ich dachte, vielleicht brauche ich mal neue Einflüsse. Aber am Ende mache ich es doch am liebsten allein.

Max Giesinger hat uns kürzlich in einem Interview gesagt, dass fast alle Sänger mit Songschreibern zusammenarbeiten würden.

Da gibt es ja auch echte Könner. Ich kenne viele von ihnen, weil ich in der Jury für den Fred-Jay-Preis sitze, der Texter auszeichnet. Ich kann es gut verstehen, wenn man mit anderen im Team schreibt, weil man auf andere Ideen kommt. Aber es kommt auch eine andere Musik dabei heraus – nicht unbedingt die, die mich interessiert. Ich mag das Chansonhafte, Brüche in den Texten, unerwartete Akkordwechsel – und die sind im Mainstream so gar nicht das Ziel.

Sie haben sich fünf Jahre Zeit gelassen für das aktuelle Album. Viele Musiker klagen, dass es immer schwerer wird, von Musik zu leben. Wie können Sie sich das leisten?

Ich verstehe die Klagen oft nicht. Ich glaube, vielen Kollegen fehlt das Handwerk. Die können keine Songs schreiben, die wissen nicht, wie man ein Instrument hält, Noten schreibt oder Songs am Rechner produziert. Darum sind sie auf die Hilfe anderer angewiesen, und das kostet Geld. Ich finde es wichtig, sein Handwerk zu beherrschen. Im Moment mache ich einfach meine Musik, aber wenn es hart auf hart kommt, kann ich auch Auftragsarbeiten erfüllen. Es ist eine Illusion, einfach Popstar sein zu wollen – wie soll man davon leben? Aber als Musiker kann man ganz gut leben.

Sie haben Ihr Debütalbum relativ spät herausgebracht, mit 28. Was haben Sie vorher gemacht?

Ich habe bei vielen Projekten mitgearbeitet, live oder im Studio Background gesungen. Ich habe mir die Branche lange aus der zweiten Reihe angeschaut und dann entschieden, dass ich gerne eigene Song schreiben würde, auf Deutsch. Ich habe dafür ein bisschen länger gebraucht. Das hatte aber den Vorteil, dass ich gleich über Themen singen konnte, über die einem mit 18 keiner abnimmt.

Stimmt es, dass Sie früher für den Braunschweiger Rapper Cappuccino Background gesungen haben?

Ja, Ende der 90er Jahre. Ich habe damals in Braunschweig mit ihm geprobt und war mit ihm auf Tour. Wir haben auch große Festivals gespielt, eine tolle Erfahrung.