Safaga. Die Buchungszahlen steigen – trotz der Sicherheitslage. Das Auswärtige Amt rät aber weiter zur Vorsicht.

Es ist das erste Mal, dass Sänger Max Giesinger in Afrika auftritt. Das stellt der 28-Jährige jedenfalls fest, als er an diesem Frühlingsabend im Tui-Magic-Life-Club Kalawy südlich von Safaga auf die Bühne am Pool springt. „Hallo, Ägypten!“, ruft der Wahl-Hamburger den etwa 250 Gästen zu, die auf seine Titel „Und wenn sie tanzt“ oder „80 Millionen“ warten.

Nicht nur Giesinger – sein Unplugged-Konzert mit Co-Musiker Steffen Graef ist Teil einer Eventreihe im Club – lässt sich gerne zur Reise unter Ägyptens Sonne animieren. In den ersten drei Monaten des Jahres kamen laut der ägyptischen Zeitung „Al Ahram“ rund 227 000 Deutsche ins Land am Nil – ein Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum. 2017 werden insgesamt eine Million deutsche Urlauber erwartet. Noch bis Ende 2016 waren die Besucherzahlen nach Anschlägen massiv eingebrochen. Sonne und wolkenloser Himmel – in Hurghada gibt es statistisch jährlich nur drei Regentage – sowie günstige Hotelpreise locken inzwischen wieder Touristen aus Deutschland, so die übereinstimmende Bilanz der großen Veranstalter. Daran änderten auch Anschläge im April auf koptische Kirchen und einen Kontrollposten nahe des Katharinenklosters nichts. Tui-Sprecherin Anja Braun: „Nach einer kurzen Buchungszurückhaltung unmittelbar danach entwickelt sich Ägypten wieder ausgesprochen gut und erlebt ein fulminantes Comeback.“

Die Auslastung steige kontinuierlich, heißt es bei FTI. Der Münchner Veranstalter hat die Flugkapazitäten im Vergleich zum Vorjahr aufgrund der wachsenden Nachfrage verdoppelt. Die Angebote klingen verlockend: jeweils eine Woche All-Inclusive-Urlaub mit Flug ab Düsseldorf kosten in Marsa Alam im Vier-Sterne-Hotel Flamenco Beach bei ITS ab 780 Euro, im Sentido Mamlouk Palace Resort in Hurghada bei Öger ab 549 Euro. Dabei rät das Auswärtige Amt weiterhin generell „zur Vorsicht bei Reisen nach Ägypten einschließlich der Touristengebiete am Roten Meer“. Seit der Januarrevolution von 2011 („arabischer Frühling“) befinde sich das Land im Umbruch. Seit 10. April gilt landesweit ein dreimonatiger Ausnahmezustand. Was das konkret bedeutet, ist noch unklar. In vielen Hotelanlagen wurde die Zahl der Sicherheitskräfte aufgestockt, meist für Touristen nicht sichtbar. Vor Ort erleben Ägypten-Reisende abgesehen von einigen Straßenposten, deren Personal in der Sonne döst, die verstärkten Sicherheitsvorkehrungen vor allem bei der Ausreise am Flughafen. Sechs (!) Passkontrollen, die letzte unmittelbar vor Betreten der Maschine, sollen dafür sorgen, dass kein verdächtiger Passagier das Flugzeug entern kann. Hintergrund: Ein Sprengsatz an Bord war Auslöser für den Flugzeugabsturz im Oktober 2015 über der Sinai-Halbinsel mit 224 Todesopfern. Weite Sandstrände nur viereinhalb Flugstunden von Deutschland entfernt sind trotzdem für viele Touristen ein Argument, in Hurghada, Safaga oder Marsa Alam ihre Ferien zu verbringen – zumal man in den halb leeren Hotels nichts von Spannungen spürt. „Wir haben die Anlage nicht verlassen, waren nur am Strand und im Meer“, schreibt ein Tourist auf Holidaycheck über einen Aufenthalt im Iberotel Makadi Beach.

Gewinner ist bisher die Natur: Die Riffe in Sharm-el-Sheikh haben sich spürbar erholt, seit der Touristenansturm zurückging.