Paphos. Paphos an Zyperns Küste kann mit Konzerten und Sonne einen glänzenden Auftritt hinlegen.

Es klingt fast so abenteuerlich, als würde Wattenscheid Olympische Spiele veranstalten. Mit dem Titel Europäische Kulturhauptstadt darf sich 2017 ein Ort mit 35 000 Einwohnern schmücken. Doch weil Paphos an der zypriotischen Küste das, was an Finanzen fehlt, mit Sonne und Erfindergeist ausgleicht, spielen am 1. Mai um elf Uhr keine Geringeren als die Berliner Philharmoniker vor dem Kastellturm, dem Wahrzeichen der Stadt. Zu hören gibt es Werke von Carl Maria von Weber und Antonín Dvorák.

Kleine Stadt, große Kultur. Angesichts fehlender Theater erfand die zuständige Kulturmanagerin Georgia Doetzer kurzerhand das Label „Freiluft-Werkstatt“; die 152 Veranstaltungen – auch Sängerin Ute Lemper wird am 20. Mai in Paphos ein Gastspiel geben – finden überwiegend draußen statt, viele ohne Eintritt. Definitiv kostenlos ist die historische Kulisse.

Perser, Griechen, Türken und Römer haben in Paphos ihre Spuren hinterlassen wie etwa die Mosaikböden im Hause des Dionysos aus dem dritten und vierten Jahrhundert nach Christus. Bauer Hasip entdeckte sie 1962, als er sein soeben erworbenes Feld pflügen wollte. Leider zerstörten seine Maschinen einen Teil der Böden unwiederbringlich.

Andererseits ist auch das typisch für den rauen Charme der Stadt im Südwesten Zyperns. Fuerteventura mag die schöneren Strände haben, die Toskana mehr historische Sehenswürdigkeiten bieten, das Elsass kulinarisch größere Glanzlichter. Aber in der Dichte von Sonne, Strand, Kultur und Küche ist Paphos ziemlich konkurrenzlos.

An einem lauen Frühlingsabend zeigt Natasha Peletiers im Restaurant des Hotels Annabelle auf ihrem Smartphone ein Video davon, wie sie mit Freunden nach einem Bad im Mittelmeer bibbert. Zu kalt, das ist ihre Botschaft, kann es auf Zypern fürs Schwimmen nie sein. Mit ihren älteren Geschwistern Anna und Thanos Michaelides führt sie die Fünf-Sterne-Hotels Annabelle und Almyra in Paphos sowie das Anassa am Rande der Akamas-Halbinsel.

Das familiäre Hotelimperium ist nichts für Touristen mit einem schmalen Geldbeutel. Ein Zimmer für zwei Personen mit Meerblick und Frühstück kostet im coolen Designhotel Almyra und im eher britisch-klassischen Annabelle ab etwa 200 Euro die Nacht, im Super-Luxus-Hotel Anassa liegt die Logis bei rund 500 Euro. Wer die Villa mit drei Schlafzimmern präferiert, kann auch über 5000 Euro loswerden, pro Nacht versteht sich.

Selbstredend kann man auch deutlich preiswerter unterkommen; über das Internet gibt es passable Apartments für 35 Euro die Nacht. An der Strandpromenade kämpfen die Fischrestaurants um jeden Kunden. Entspannter und besser speist man bei Nicolaou Demetris im „Koutourou“ in der Oberstadt, drei Kilometer von der Strandpromenade entfernt. Demetris fragt nur, ob es Fisch oder Fleisch sein darf, brutzelt dann in seiner offenen Küche Köstliches. Dazu wird exzellenter Wein serviert, was die leidige Diskussion aufwirft, wer nach dem exquisiten Mahl den Mietwagen fahren muss. Durch den Linksverkehr kann das auch ohne einen Tropfen Alkohol tückisch werden.

Andererseits sollte sich durch das Steuer auf der falschen Seite niemand von Ausflügen abhalten lassen. Das wunderschön restaurierte Kloster Agios Neophytos ist einen Besuch wert. Genau wie das Weingut Panayia oder die Molkerei Katsoura, wo die Spezialität Halloumi produziert wird, ein halbfester Käse mit Salz und Zimt.

Keine Frage: Paphos wird auch 2018 ein gutes Ziel bleiben, wenn der gemeinsam mit dem dänischen Aarhus getragene Kulturhauptstadt-Titel an Leeuwarden (Niederlande) und Valletta (Malta) weitergereicht wird.