Ilsenburg. Forscher finden einen seltenen Salamander im Harz: Der Nördliche Kammmolch beeindruckt mit seiner Größe, gilt aber als gefährdet.

  • Im Harz wird unerwartet eine streng geschützte Tierart gefunden
  • Der Nationalpark spricht von einem „echten Highlight“
  • Warum der Kammmolch gefährdet ist und welche Konsequenzen es gibt

Streng geschützte Tierart zum ersten Mal im Nationalpark Harz nachgewiesen: Einen unerwarteten und sehr erfreulichen Fund haben Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung Harz an einem kleinen Stillgewässer im Schutzgebiet im Raum Ilsenburg gemacht. Darüber informiert der Nationalpark in einem Schreiben. „Das ist für uns ein echtes Highlight!“, sagt Fabian Schwarz, Gewässerökologe der Nationalparkverwaltung, zu diesem Erstnachweis.

Populationen dieser Art vom nördlichen Harzrand seien zwar bekannt, diese konzentrieren sich aber vor allem auf den Unterharz, während die übrigen Vorkommen sehr lückenhaft und weitläufig verteilt seien, erläutert Schwarz. Die Verbreitungsschwerpunkte in Sachsen-Anhalt lägen eher im Flachland in den nördlichen und östlichen Landesteilen. In jedem Falle reagiert der Nationalpark Harz auf diesen Überraschungsfund: zukünftig will die Verwaltung mit Hilsmitteln gezielt das Vorkommen dieses Tieres untersuchen, um weitere Erkenntnisse zur Population im Schutzgebiet Harz zu gewinnen.

Seltener Fund: Nördlicher Kammmolch unerwartet im Nationalpark Harz entdeckt

Doch um welche streng geschützte Tierart geht es eigentlich? Der Nationalpark Harz gibt Antwort: Insgesamt gingen ihm nämlich acht ausgewachsene Exemplare des Nördlichen Kammmolchs in die für wissenschaftliche Zwecke ausgelegten Reusen. „Mit einem Fund des Kammmolchs hatten wir im Nationalparkgebiet nicht gerechnet, da die Art bislang nicht für das Schutzgebiet dokumentiert war“, so Schwarz.

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Der Kammmolch wird mit bis zu 20 Zentimetern Länge deutlich größer als die übrigen heimischen Molcharten. Besonders charakteristisch und namensgebend ist der auffallende Kamm auf Rücken und Schwanz, den die Männchen zur Fortpflanzungszeit in ihrer sogenannten Wassertracht ausbilden. Weitere Merkmale sind die schwarze bis braune Färbung der Oberseite mit dunklen Flecken, an den Flanken befinden sich zusätzlich helle Punkte. Der Bauch ist unterseits gelb bis orange und weist ein individuelles, dunkles Fleckenmuster auf.

Besonders charakteristisch ist der auffallende Kamm auf Rücken und Schwanz, den die Männchen zur Fortpflanzungszeit in ihrer sogenannten Wassertracht ausbilden.
Besonders charakteristisch ist der auffallende Kamm auf Rücken und Schwanz, den die Männchen zur Fortpflanzungszeit in ihrer sogenannten Wassertracht ausbilden. © Nationalpark Harz | Martin Baumgartner

Streng geschützte Art im Harz gefunden: Darum sind diese Lurche gefährdet

Von Relevanz ist der Fund für die Nationalparkverwaltung, da der Kammmolch in den Anhängen II und IV der europäischen FFH-Richtlinie geführt wird, wodurch er in ganz Deutschland als streng geschützte Art gilt. Das bedeutet, dass für diese Art strenge Schutzvorschriften entsprechend des Bundesnaturschutzgesetztes verpflichtend vorgegeben sind und dieser Schutz bei allen Eingriffen in Natur und Landschaft beachtet werden muss. Außerdem gilt der Schwanzlurch laut den Roten Listen Sachsen-Anhalts und Deutschlands als gefährdete Art.

Der Gewässerökologe des Nationalparks Harz, Fabian Schwarz, bei der Untersuchung. Den unerwarteten Fund, den er macht, bezeichnet er als „echtes Highlight“.
Der Gewässerökologe des Nationalparks Harz, Fabian Schwarz, bei der Untersuchung. Den unerwarteten Fund, den er macht, bezeichnet er als „echtes Highlight“. © Nationalpark Harz | Martin Baumgartner

Als Hauptgefährdungsursache ist laut Nationalpark Harz vor allem der Verlust geeigneter Lebensräume zu nennen. Einerseits bezieht sich das auf Fortpflanzungsgewässer wie Weiher und Tümpel. Insbesondere in den zurückliegenden niederschlagsarmen Jahren sind in ganz Sachsen-Anhalt zahlreiche Gewässer ausgetrocknet. Auch zunehmende Eutrophierung der Gewässer (Übersättigung mit Nährstoffen) und Sukzession, also einem für die Amphibien ungünstigen Wandel des Habitats, außerdem übermäßige Beschattung, die aktive Zerstörung von Gewässern oder das Einbringen von Fischen können Kammmolchpopulationen erheblich beeinträchtigen. „Andererseits fehlen in der vom Menschen überprägten Landschaft auch im Landlebensraum häufig geeignete Habitate, die dann oftmals zusätzlich durch Straßen von den Fortpflanzungsgewässern getrennt sind“, heißt es vonseiten des Nationalparks.

Hier kann man die streng geschützte Amphibienart im Harz beobachten

Kammmolche kann man mit etwas Glück während der Anwanderung zu ihren Laichgewässern im Frühjahr in der Dämmerung auf Wegen und an Gewässerufern zu Gesicht bekommen. Ebenso kann man die erwachsenen Tiere in klaren Fortpflanzungsgewässern auch manchmal tagsüber zufällig beobachten.

Acht ausgewachsene Exemplare des Nördlichen Kammmolchs wurden bei der wissenschaftlichen Untersuchung im Nationalpark-Revier Ilsenburg gefunden.
Acht ausgewachsene Exemplare des Nördlichen Kammmolchs wurden bei der wissenschaftlichen Untersuchung im Nationalpark-Revier Ilsenburg gefunden. © Nationalpark Harz | Martin Baumgartner

Sichere Nachweise gelingen laut Nationalpark Harz aber in der Regel vor allem über den Einsatz geeigneter Reusen. Die Nationalparkverwaltung wird mit diesem Hilfsmittel zukünftig das neue Kammmolchvorkommen und auch weitere Gewässer in der Umgebung gezielt untersuchen, um weitere Erkenntnisse zur Population im Schutzgebiet zu gewinnen.

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