Braunschweig. Es war eine der längsten und schwersten Kampagnen aller Zeiten. Warum Landwirte und Nordzucker dennoch auf ein gutes Ergebnis hoffen.

Es ist geschafft! Eine der schwierigsten Zuckerrüben-Kampagnen zwischen Harz und Heide ist zu Ende gegangen. Alle Rüben – sofern sie geerntet werden konnten und die Anforderungen der Zuckerfabriken erfüllten – sind jetzt verarbeitet. Am Mittwoch, 14. Februar, wurde im Werk Schladen die letzte Rübe der Saison verwertet. Dies meldete die Nordzucker AG am Dienstagmittag in einer Pressemitteilung. Laut dem Unternehmen mit Hauptsitz in Braunschweig war es mit 135 Tagen „eine der längsten und, aufgrund der Witterung, eine der herausforderndsten Kampagnen“ überhaupt. Landwirte aus der Region hatten zeitweilig von einem „Nervenkrieg“ gesprochen.

Trotz der Widrigkeiten sei die nun beendete „einzigartige“ Kampagne „sehr erfolgreich“ verlaufen, ließ sich der Nordzucker-Geschäftsführer Lars Gorissen nun in der Mitteilung zitieren. Die „gute Zusammenarbeit aller Beteiligten“ habe es ermöglicht, „dass wir unter diesen herausfordernden Bedingungen gemeinsam eine außerordentlich hohe Rübenmenge von den Feldern in die Fabrik bringen und verarbeiten konnten“. Die Zuckerrüben aus der Region Braunschweig werden in den Nordzucker-Werken in Schladen, Clauen (bei Peine) und teilweise auch im Werk Klein Wanzleben in Sachsen-Anhalt verarbeitet.

Regenfälle, Überflutungen und Frost erschwerten Ernte und Kampagne

Der Nordzucker-Geschäftsführer Lars Gorissen erwartet ein „gutes Konzern-Ergebnis“ für die nun abgeschlossene Kampagne 2023/24.
Der Nordzucker-Geschäftsführer Lars Gorissen erwartet ein „gutes Konzern-Ergebnis“ für die nun abgeschlossene Kampagne 2023/24. © Bernward Comes | Bernward Comes / Braunschweiger Zeitung

In unserer Region wie auch in anderen Teilen Europas, in denen Nordzucker tätig ist, hatten ausdauernde Regenfälle, Hochwässer, Überflutungen und Frost sowohl das Roden der Rüben als auch deren Verladen, den Transport und die Verarbeitung in den Zuckerfabriken erschwert. So waren Äcker teils wochenlang nicht mit Landmaschinen befahrbar, auch waren manche Feldwege für schwere Lkw zeitweilig nicht passierbar. In den Werken wiederum machte feuchte Erde, die an den Rüben klebte, die Weiterverarbeitung schwieriger als sonst. Nach Weihnachten steigerte sich dies noch, da die Qualität der Rüben abnahm.

Nordzucker erwartet „gutes Konzern-Ergebnis“ – trotz höherer Kosten

All das führte zwar einerseits zu höheren Kosten. Andererseits sorgt der weltweit hohe Zuckerpreis dafür, dass Nordzucker-Finanzchef Alexander Bott dennoch „für 2023/24 ein gutes Konzern-Ergebnis“ erwartet. Gleiches gelte auch für die Landwirte: „Die Zuckerrübe ist und bleibt attraktiv für unsere Anbauer – wirtschaftlich und ackerbaulich“, erklärte Gorissen. Und jenen Betrieben, die aufgrund der außerordentlichen Wetterverhältnisse ihre Rüben nicht ernten konnten, habe die Nordzucker AG finanziell unter die Arme gegriffen.

Im Durchschnitt der sieben europäischen Länder, in denen Nordzucker tätig ist, lagen die Rüben-Erträge laut Unternehmen bei außergewöhnlich hohen 75 Tonnen pro Hektar. Mit dem starken Wachstum hatten die Rüben allerdings auch viel Wasser aufgenommen, was in Kombination mit wenig Sonnenschein zu ungewöhnlich niedrigen Zuckergehalten geführt habe. Beides hat sich unterm Strich offenbar ausgeglichen: Insgesamt, hieß es, habe der Zuckerertrag je Hektar im fünfjährigen Mittel gelegen.

Als die Schlote noch dampften. Die Zuckerfabrik in Schladen im Dezember 2023 –während der noch laufenden Zuckerrübenkampagne.
Als die Schlote noch dampften. Die Zuckerfabrik in Schladen im Dezember 2023 –während der noch laufenden Zuckerrübenkampagne. © Braunschweig | Stefan Lohmann

Nordzucker zählt nach eigenen Angaben zu den weltweit führenden Unternehmen der Zuckerbranche. Neben Zuckerprodukten aus Rüben und Zuckerrohr stellt das Unternehmen auch Futtermittel, Melasse, Dünger und Bio-Kraftstoffe sowie Strom her. Im Geschäftsjahr 2022/23 erzielte der Konzern, für den in Europa sowie in Australien rund 3800 Menschen arbeiten, einen Umsatz von 2,3 Milliarden Euro.