Salzgitter. Bei der Demonstration kam zu einem Angriff auf ein Auto. Die Streckenführung wurde geändert, um türkischen Nationalisten aus dem Weg zu gehen.

Mehr als 600 Teilnehmer haben nach Polizeiangaben am Freitagnachmittag in Salzgitter gegen die Angriffe der türkischen Armee auf die kurdisch kontrollierten Region Afrin in Nordsyrien protestiert. Darunter ganze Familien mit Frauen und Kindern. Aufgerufen hatte der „Kurdische Frauenrat Salzgitter“. Die Demonstration verlief weitgehend friedlich – jedoch kam es zu einem Zwischenfall. Aus einem fahrenden Auto heraus soll es zu einer Provokation von Türken gekommen sein. Das Auto fuhr Augenzeugen zufolge zwischen die Demonstranten. Ein Dutzend Jugendlicher stürzte sich daraufhin mit Fahnen und Plakaten auf den Wagen und prügelte darauf ein. Die Polizei rief Teile eines Zugs der Landesreserve in Schutzmontur hinzu und ließ den Protestmarsch bis zum Ende begleiten. Wegen des Zwischenfalls laufen Ermittlungen wegen Sachbeschädigung und besonders schwerem Fall von Landfriedensbruch.

Die Stimmung blieb aufgeheizt - zu weiteren Vorfällen kam es aber nicht. Gegen 17.30 Uhr löste sich die Versammlung auf.

Die Stadt Salzgitter hatte die Streckenführung des Protestmarsches im Vorfeld geändert. Es sollte verhindert werden, dass die Kurden an einem Zentrum vorbeimarschieren, dass laut Sicherheitskreisen den türkisch-nationalistischen Grauen Wölfen zugeordnet wird.

Für diesen Sonnabend hat das „Demokratische Gesellschaftszentrum der Kurden in Hannover“ ebenfalls zu einer regionalen Demonstration in der Landeshauptstadt aufgerufen. Bereits in den vergangenen Tagen hatte es in mehreren deutschen Städten Proteste kurdischer Demonstranten gegen das Vorgehen der Türkei gegeben. Eine Demonstration von Tausenden Kurden gegen die türkische Militäroffensive in der vergangenen Woche in Köln wurde von der Polizei aufgelöst. Bei dem Protestzug hatten Teilnehmer immer wieder Fahnen, Westen und T-Shirts mit dem Bild des Chefs der verbotenen türkischen Arbeiterpartei PKK, Abdullah Öcalan, gezeigt.

Seit dem 20. Januar greifen türkische Truppen und radikalislamische Gruppen den Kanton Afrin der „Demokratischen Föderation Nordsyrien an“, heißt es im Aufruf. Tägliche Luftangriffe, ständiger Artilleriebeschuss und ununterbrochene Gefechte seien die Folge. In Afrin werde „der Frieden inmitten des Kriegs um Syrien verteidigt. Dort werde ein Schutzraum für Hunderttausende Geflüchtete verteidigt, die eben nicht in die Türkei, nach Europa oder andere Teile der Welt flüchten wollen.“