Moskau. Der Ex-Kanzler bastelt weiter an seiner umstrittenen Karriere im russischen Staatskonzern.

Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder ist nach einem russischen Agenturbericht beim größten russischen Ölkonzern Rosneft nicht nur als Aufsichtsratsmitglied, sondern auch als Chef des Gremiums im Gespräch. Die Agentur Interfax berief sich am Montagabend auf Kreise, die mit einem Entwurf für eine Direktive der Regierung vertraut seien. Damit könnte der SPD-Politiker, der seit Jahren eine freundschaftliche Beziehung zu Präsident Wladimir Putin pflegt, den Kremlberater Andrej Beloussow als bisherigen Aufsichtsratsvorsitzenden des Staatskonzerns ablösen.

Schröders Büro in Hannover wollte den Bericht auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag nicht kommentieren.

In dem russischen Entwurf wird Schröder Interfax zufolge als „Politiker von Weltrang“ eingestuft, der für die strategische Zusammenarbeit von Deutschland und Europa mit Russland im Energiesektor eintrete. Zudem habe er durch sein bisheriges Engagement wichtige Erfahrung gesammelt. Schröders Tätigkeit als Chef des Aktionärsausschusses beim russisch dominierten Betreiberkonsortium der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream sei dabei nicht ausdrücklich erwähnt worden.

Mitte August war bekannt geworden, dass der 73-Jährige in der Position eines unabhängigen Direktors in den Rosneft-Aufsichtsrat gewählt werden könnte. Es gebe insgesamt sieben Kandidaten, darunter auch Schröder, hieß es in einem Dekret des russischen Regierungschefs Dmitri Medwedew. Die Wahl soll am 29. September stattfinden.

Die Personalie löste vor allem in der deutschen Politik Kritik aus, auch weil Rosneft wegen der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim mit EU-Sanktionen belegt worden ist. SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hatte sich von den Rosneft-Plänen Schröders distanziert. dpa