Salzgitter. König verlässt nach 18 Jahren das Bundesamt für Strahlenschutz in Salzgitter, Paulini folgt. Der Wechsel kommt mitten in einer Phase des Übergangs.

Die Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl spielte am Mittwoch mal wieder eine Rolle. Nicht nur in Salzgitter, aber dort besonders. Vor dem Hintergrund des Super-Gaus wurde das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) 1989 in Salzgitter gegründet. Genau 31 Jahre nach der Atomkatastrophe gab es gestern beim BfS einen Wechsel an der Spitze. Präsident Wolfram König geht, die Naturwissenschaftlerin Inge Paulini übernimmt. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks führte Paulini in ihr Amt ein.

Der Jahrestag von Tschernobyl war zufällig gewählt – und doch hat der 26. April für König eine wichtige Bedeutung. Es war der Anfang eines langen Endes der Kernenergie in Deutschland. Ausgerechnet König, ein Grüner, ein Gegner der Kernenergie, leitete das BfS 18 Jahre lang. In diese Ära fiel mit Fukushima eine weitere Reaktor-Katastrophe. Zudem erbte das BfS unter König das marode Atommülllager Asse.

Hendricks würdigte Königs Arbeit an der Spitze des BfS. Er habe das BfS von seinem Ruf befreit, eher der Atomindustrie als den Bürgern zu dienen. Dabei habe er auf Transparenz geachtet, nicht verharmlost, aber auch nicht dramatisiert, wenn es um die Sicherheit der Kernenergie, um Verzögerungen oder neue Milliardenkosten bei der Räumung der Asse oder beim geplanten Atommüll-Endlager Schacht Konrad ging.

An diesem Dienstag erst wieder rügte der Bundesrechnungshof das Umweltministerium und das BfS wegen Schacht Konrad. Statt 2013 soll das Endlager erst 2022 in Betrieb gehen, kosten soll das Projekt statt der ursprünglich vorgesehenen 1,8 Milliarden Euro nun 3,4 Milliarden. Hendricks wollte sich gestern auf Anfrage nicht dazu äußern. König erklärte, er habe seit Jahren auf eine zeit- und kostensparende Neuorganisation im Strahlenschutz hingearbeitet.

Diese Neuorganisation kommt nun. Der Personalwechsel an der Spitze markiert daher gleichzeitig eine inhaltliche Zäsur für das Bundesamt. Nachdem die Aufgaben im Bereich der nuklearen Entsorgung auf das neue Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) sowie auf die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) übergegangen sind, wird sich das Amt in Salzgitter auf die staatlichen Aufgaben des Strahlenschutzes konzentrieren. Dies betrifft nicht nur die Radioaktivität, sondern auch etwa UV-Strahlen und Elektrosmog.

Paulini bringe beste Voraussetzungen für das Präsidentenamt beim BfS mit, sagte Hendricks. Als promovierte Biologin, ausgewiesene Expertin in der Klima- und Nachhaltigkeitspolitik sowie in der wissenschaftlichen Politikberatung sei Paulini eine erfahrene Persönlichkeit. Nach einem Studium in den USA arbeitete sie von 1993 bis 2008 im Umweltbundesamt. Zuletzt leitete sie dort die Grundsatzabteilung mit den Schwerpunkten Nachhaltigkeitsstrategien, Umweltrecht und Umweltökonomie.

Seit 2009 war Paulini als Generalsekretärin des „Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen“ in Berlin tätig.

König bleibt seinem Aufgabengebiet treu. Er ist bereits seit dem vergangenen August Präsident des neuen BfE. Als Experte wird er bei der Suche nach einem Endlager für hoch radioaktiven Atommüll eine wichtige Rolle spielen. Die BGE ist ein stärkerer Nachfolger der Deutschen Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern (DBE) und bleibt in Peine.