Berlin. Die Ausreisewelle in den syrischen Bürgerkrieg ist gestoppt.

Als der Führer der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS), Abu Bakr al-Baghdadi, im Juni 2014 das „Kalifat“ ausrief, wähnten sich gewaltbereite Islamisten am Ziel ihrer Träume: In einem „Gottesstaat“ zu leben und diesem im „Heiligen Krieg“ zur Weltherrschaft zu verhelfen, schien Salafisten ein lohnendes Ziel zu sein. Zweieinhalb Jahre später ist der Siegeszug des IS gestoppt – und die Ausreisewelle deutscher Dschihadisten ebenso.

Zu diesem Ergebnis kommen das Bundeskriminalamt, das Bundesamt für Verfassungsschutz sowie das Hessische Informations- und Kompetenzzentrum gegen Extremismus in einer noch unveröffentlichten Studie, die der Innenministerkonferenz vorgelegt werden soll. Der 61 Seiten lange Text liegt unserer Zeitung vor.

Der Untersuchung zufolge sind seit dem Ausbruch des syrischen Bürgerkrieges im Frühjahr 2011 bis Ende Juni dieses Jahres 784 Personen in die Kampfgebiete ausgereist. Spätestens seit Anfang dieses Jahres entfaltet der IS bei deutschen Dschihadisten aber „kaum mehr eine Sogwirkung“, heißt es in der Studie. In den Hochzeiten der Ausreisewelle reisten monatlich fast 100 Sympathisanten aus Deutschland in die Kampfgebiete. In den vergangenen Monaten nur noch rund fünf. Den Grund sehen die Autoren der Untersuchung einerseits darin, dass die türkisch-syrische Grenze seit Juli 2015 besser kontrolliert wird. Vor allem aber sei die Reise in den Dschihad immer unattraktiver geworden, weil der IS angesichts der Offensive der US-geführten Militärallianz erhebliche Verluste hinnehmen musste. Ein Drittel der einst ausgereisten „Gotteskrieger“ hat dem IS den Rücken gekehrt und ist nach Deutschland zurückgekehrt.

Die Terrorgefahr bleibt dennoch hoch, heißt es in der Studie. Denn der IS fordere seine Anhänger im Westen auf, Anschläge in ihren Heimatländern zu verüben.