Braunschweig. Für den zweigleisigen Ausbau soll bis Ende 2016 geprüft werden, ob ein alter Ausbauplan genutzt werden kann.

Unser Leser Peter Behrens aus Wolfsburg fragt:
Warum wurde das zweite Gleis nicht von Anfang an gebaut?

Die Antwort recherchierte Dirk Breyvogel

Die Frage, die unser Leser aufwirft, stellen sich wohl viele. Der Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn für die Region Braunschweig-Hildesheim, Björn Gryschka, macht als Grund in erster Linie historische Entscheidung zugunsten anderer Bahnprojekte aus.

Mittlerweile jedoch scheint die Dringlichkeit auch bei den verantwortlichen Landes- und Bundespolitikern sowie der Deutschen Bahn angekommen zu sein. Im Februar hatten sich die drei Parteien darauf geeinigt, an diesem Zustand etwas zu ändern, und die Eingleisigkeit auf der Strecke zwischen Braunschweig-Weddel und Wolfsburg, der sogenannten „Weddeler Schleife“, zu beenden.

Gestern unterzeichneten die Parteien eine Planungsvereinbarung, die das mündlich Besprochene nochmal schriftlich fixiert. „Wir haben Baurecht. Jetzt wird geprüft, ob der schon Mitte der 1990er Jahre angefertigt Bauplan für den Bau eines zweiten Gleises Gültigkeit besitzt oder wir hier nachbessern müssen“, erklärt die Sprecherin des Niedersächsischen Wirtschaftsministeriums, Sabine Schlemmer-Kaune. Bei einem Verkehrsprojekt in dieser Größenordnung spielten selbstverständlich Fragen des Lärm- und Naturschutzes eine Rolle.

Das Land Niedersachsen habe sich mit der jetzt unterzeichneten Vereinbarung dazu verpflichtet, die Kosten für die nun anstehende Überprüfung zu übernehmen, so die Sprecherin.

Für den Ausbau der Weddeler Schleife sind Kosten von insgesamt rund 120 Millionen Euro im Gespräch. Das Projekt stellt einen Sonderfall dar, weil es nicht wie andere Verkehrsprojekte ausschließlich über Bundesmittel und den dafür erstellten Bundesverkehrswegeplan finanziert werden soll. Um den Bau des zweiten Gleises voranzutreiben, einigten sich Niedersachsen und der Bund auf eine Aufteilung der Kosten. Der Ausbau wird deshalb nun im Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz festgeschrieben. Der Bund habe eine Kostenbeteiligung von 60 Prozent zugesagt. Und auch an den Ausgaben, die das Land übernimmt, wolle er sich mit einem „namhaften Betrag“ beteiligen, sagt Schlemmer-Kaune.

Auf einen konkreten Baubeginn will sich das Ministerium nicht festlegen. Vertraglich seien die Jahre 2018/2019 dafür vorgesehen. Diesen Zeitraum hält auch Björn Gryschka für realistisch. Die hierfür entscheidende Frage sei, ob der bereits bestehende Bauplan als Grundlage eines neuen Plans genommen werden kann. „Wenn die Planungen bei null anfangen müssen, kann ich mir nicht vorstellen, dass der Zeitplan einzuhalten ist“, sagt Gryschka. An dieses Szenario glaubt er aber eigentlich nicht. „Dann wären die Ausbau-Überlegungen nicht in dieser Form politisch forciert worden.“

Gryschka ist – wie anfangs angedeutet – davon überzeugt, dass der jahrelange Stillstand bei der Weddeler Schleife nicht ohne die Umsetzung anderer Bahnprojekte in dieser Region zu erklären ist. Er beschreibt ein Zusammenspiel unterschiedlicher Interessen. „Zum einen hat man sich nach der Wende zunächst auf die ICE-Verbindungen nach Berlin konzentriert. Zum anderen gab es Projekte wie die Regio-Stadtbahn, die zwar heute längst vom Tisch sind, damals aber die Diskussion über den Ausbau verhindert haben. Und drittens gab es gar nicht den Bedarf, den wir heute haben, weil sich die Zahl der Pendler dramatisch erhöht hat.“ Noch vor fünf Jahren habe es auf der Strecke Braunschweig-Wolfsburg eine 2-Stunden-Taktung gegeben, sagt Gryschka. Das Ziel heute: ein Halbstunden-Takt.

Der Zweckverband Braunschweig, verantwortlich für den Nahverkehr in unserer Region, wertet die Planungsvereinbarung als positives Signal. „Das zeigt, dass das Projekt auf einem guten Weg ist und vorangetrieben wird“, sagt Hennig Brandes, Verbands-Geschäftsführer.

In den nächsten Wochen sollen erste Sondierungsgespräche zwischen dem ZGB und der Deutschen Bahn AG stattfinden.

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