Essen. Lange gab es Gerüchte um eine Annäherung zwischen den Konzernen Tata und Thyssenkrupp. Nun haben beide die am Anfang stehenden Gespräche bestätigt.

Wegen der angespannten Lage in der Stahlbranche führt Thyssenkrupp Gespräche mit dem indischen Mischkonzern Tata. Beide Unternehmen bestätigten die seit Wochen kursierenden Gerüchte hierzu. „Die gesamte Stahlindustrie in Europa kämpft darum, in einer wirtschaftlich schwierigen Situation zukunftsfähig zu bleiben“, hieß es in einer Stellungnahme von Thyssenkrupp am Samstag. „Wir haben auch immer gesagt, dass in einer solchen Situation jeder mit jedem spricht - unter anderem sprechen wir auch mit Tata Steel.“ Ob, wann und mit wem es zu einer Zusammenarbeit kommen werde, sei aber offen.

Am Freitagabend hatte Tata mitgeteilt, es solle ergründet werden, ob ein Gemeinschaftsunternehmen für das Stahlgeschäft in Europa eine sinnvolle Möglichkeit sei. Die Gespräche seien noch in einem frühen Stadium. Es gebe keine Garantie dafür, dass daraus auch etwas werde. Für die Inder ist Thyssenkrupp nicht der einzige Kandidat, mit dem sie verhandeln. Über eine Konsolidierung in der europäischen Stahlbranche wird angesichts des Drucks durch weltweit niedrige Stahlpreise schon seit längerer Zeit spekuliert. Immer wieder war dabei auch von einer Kombination von Thyssenkrupp und Tata die Rede.

Aus Sorge um die Arbeitsplätze hält der Gesamtbetriebsrat von Thyssenkrupp Steel Europe wenig von den Konsolidierungsgesprächen. „Warum sollte man sich als einer der Besten in Europa mit jemand Schwächerem zusammentun? Ich sehe da keinen wirtschaftlichen Nutzen“, sagte dessen Vorsitzender Günter Back der Deutschen Presse-Agentur. Größe allein sei kein Indiz für Unternehmenserfolg. Wichtiger sei eine politische Lösung der Frage, wie das europäische Stahlgeschäft überlebensfähig gemacht werden könne. Bei Fusionen dagegen zahle die Belegschaft stets mit dem Verlust von Arbeitsplätzen, meinte Back. Tata hatte im März angekündigt, sein Stahlgeschäft in Großbritannien verkaufen zu wollen. Durch das Brexit-Votum war die Unsicherheit über die Zukunft der britischen Stahlwerke aber deutlich gestiegen.