Braunschweig. Der Vizechef der FDP-Landtagsfraktion in Hannover steht hinter Lindners Ausstieg.

Der Landtagsabgeordnete Björn Försterling, Vize-Fraktionschef der Liberalen in Niedersachsen, unterstützt den Rückzug aus den Koalitionsverhandlungen in Berlin. Mit Försterling sprach Jens Gräber.

Können Sie nachvollziehen, dass Ihre Partei die Gespräche in Berlin hat platzen lassen?

Ja, das ist absolut nachvollziehbar. Wir sind gewählt worden, um eine Veränderung, eine Trendwende in Deutschland zu bewirken. Es hat sich in den vergangenen Wochen schon abgezeichnet, dass das in diesen Sondierungsgesprächen kaum zu erreichen war. Wenn man an den Punkt kommt, wo man sagt, wir werden unsere Ziele nicht im Ansatz erreichen – dann ist ein Ende mit Schrecken besser als Schrecken ohne Ende.

Wo verläuft bei solchen Gesprächen die rote Linie, die eine Partei nicht überschreiten kann?

Da, wo eine der beteiligten Parteien nicht mehr zu erkennen wäre. Das war hier der Fall, man hätte das klare Profil der FDP nicht mehr erkennen können. Ein Beispiel ist der Solidaritätszuschlag – wir sind angetreten, den auslaufen zu lassen. Das war bis zuletzt mit den anderen Parteien nicht zu machen.

Nun sind Neuwahlen deutlich wahrscheinlicher geworden, sie könnten extrem rechte Parteien stärken. Ist das nicht ein zu hoher Preis?

Am Ende ist es die Entscheidung der Menschen, wen sie wählen. Was wäre es für ein Signal gewesen, wenn Parteien in eine Regierung gegangen wären und die Wähler sie nachher nicht wiedererkannt hätten? Das ist etwas, was zu einer Entfremdung der Wähler führt. Da hätte ich die weitaus größere Gefahr gesehen.

Die FDP hat die Gespräche auf Bundesebene platzen lassen, in Niedersachsen hat ihre Partei nach der Wahl Gespräche mit der SPD verweigert. Unser Leser Manfred Fehly fragt: Ist die FDP reif zum Regieren?

Wir wollen regieren, aber eben nicht um jeden Preis. Wir haben gesagt, auch in Niedersachsen brauchen wir einen Neustart. Das wäre mit der SPD nicht möglich gewesen.