Berlin.

Wenn es um die Rente geht, ist bei den Versicherten von Reformmüdigkeit keine Spur: Eine deutliche Mehrheit der Arbeitnehmer plädiert für Änderungen des Rentensystems noch vor 2030 – also bereits innerhalb des Zeitraums, der mit früheren Reformen wie der schrittweisen Anhebung des Rentenalters auf 67 eigentlich gesichert sein sollte. Und: Ein ähnlich hoher Anteil, fast zwei Drittel der Arbeiter und Angestellten, wäre bereit, höhere Beiträge in die Rentenkasse einzuzahlen, wenn es später auch mehr Rente gäbe.

Das geht aus einer Umfrage im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hervor, die unserer Zeitung vorliegt. Das Forsa-Institut hatte für den DGB vergangene Woche 1000 Arbeiter und Angestellte befragt. Einer der zentralen Befunde: 64 Prozent der aktiv Beschäftigten erklären ihre Bereitschaft, bis zum Jahr 2030 jährlich ein Prozent mehr vom Bruttogehalt in die gesetzliche Rente einzuzahlen, wenn damit die Leistungen verbessert und
das Rentensystem stabilisiert werden könnte. Unter den 18- bis 29-Jährigen wären sogar 79 Prozent mit höheren Zahlungen einverstanden, in der Altersgruppe 45 plus noch 62 Prozent, bei den Befragten ab 60 Jahren nur 50 Prozent.

Auch je nach Parteinähe ist das Bild unterschiedlich: 76 Prozent der SPD-Anhänger hätten nichts gegen höhere Beiträge, gefolgt von Sympathisanten der Grünen (73), Union (65), Linken (61), der FDP (60) und der AfD (48). Noch deutlich größer ist die Zustimmung zur Forderung, die Arbeitgeber sollten sich wieder stärker an den Kosten der Alterssicherung beteiligen – dafür plädieren 77 Prozent der Befragten. Die Erwartungen an die Politik sind hoch: Mit 31 Prozent glaubt nur ein knappes Drittel, dass es richtig sei, bis 2030 keine Änderungen am Rentensystem vorzunehmen.

DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach nannte es „eine gute Nachricht“, dass das Vertrauen in die gesetzliche Rentenversicherung noch da sei – nach vielen Jahren „interessengeleiteter Miesmacherei“.