Essen. Europäische und amerikanische Nationalisten haben ideologische Schnittmengen.

Auf einem der Videos der Ausschreitungen in Charlottesville in den USA sind zwei junge Rechtsextremisten mit Helm und Schild zu sehen. Auf den Schildern prangt auf schwarzem Grund in Gelb der griechische Buchstabe Lambda – das Zeichen der Identitären Bewegung, einer europaweit agierenden rechten Gruppierung. Dass es nun auch in den USA auftaucht, ist ein Indiz für eine wachsende transatlantische Vernetzung.

Die Identitäre Bewegung ist im Gestrüpp der rechtsradikalen
Organisationen ein vergleichsweise neues Gewächs. Ideologisch stehen die Identitären der Neuen Rechten nahe, die sich bereits in den 60er- und 70er-Jahren vom rückwärtsgewandten Weltbild der Altnazis distanzierte. In Deutschland waren die Identitären lange ein rein virtuelles Phänomen und agitierten in sozialen Netzwerken wie Facebook. In jüngster Zeit machen sie aber durch öffentlichkeitswirksame Aktionen aufmerksam. Vergangenen Sommer etwa kletterten einige Aktivisten auf das Brandenburger Tor und
entrollten ein Transparent.

Hauptanliegen der Identitären ist der Protest gegen Zuwanderung und eine aus ihrer Sicht damit verbundene angebliche Islamisierung Europas. Bundesweit schätzt der Verfassungsschutz die Zahl der Mitglieder auf etwa 300, Tendenz steigend. Anders als die üblichen rechten Gruppierungen rekrutieren die Identitären ihre Mitglieder vor allem aus dem studentischen Milieu – junge Leute, die oft mehrere Sprachen sprechen und soziale Netzwerke virtuos zu nutzen wissen. Ihr Auftreten ist weit weniger martialisch als das etwa freier Kameradschaften oder der NPD. Offene Hetze findet man bei ihnen, zumindest
in öffentlichen Verlautbarungen, nicht.

Mit der Alt-Right-Bewegung in den USA gibt es große Schnittmengen. Alt-Right warnt ebenfalls vor dem Niedergang der „weißen Rasse“, vor Einwanderung, angeblicher Islamisierung und Globalisierung. Nicht von ungefähr gab es für die jüngste Aktion der Identitären Beifall aus den USA: Vor wenigen Wochen charterten Identitäre aus mehreren europäischen Ländern ein Schiff, mit dem sie im Mittelmeer Organisationen behindern wollten, die Flüchtlinge aus Seenot retten. Die Aktion war ein ziemlicher Reinfall, sorgte aber für Schlagzeilen. Das Geld für die Aktion war auf einer einschlägigen US-Internetseite gesammelt worden.

Der Rechtsextremismus-Forscher Hajo Funke sieht die transatlantische Zusammenarbeit mit Sorge: Die vereinigte Rechte in den USA wolle eine militante Bewegung schaffen. Das sei eine „äußerst gefährliche Konstellation – wenn die Identitären da auch nur symbolisch mitmachen, belegt das die Gefahr, die die Identitären in Deutschland und Europa darstellen“.