Washington. US-Präsident Donald Trump hat eine Menge mit den Auswirkungen des Hurrikans „Irma“ zu tun. Auf dem Klima-Auge ist der Präsident blind.

Zu den vielen Gründen, warum Amerika mit Donald Trump einen Fehlgriff von historischem Ausmaß getan hat, ist am Wochenende ein gravierender hinzugekommen. Dem Präsidenten der westlichen Führungsmacht fehlt es an intellektueller Statur, um nach zwei katas­trophalen Wetterereignissen im Jahrhundertformat dem wachsenden Unbehagen und den Sorgen in der Bevölkerung Rechnung zu tragen und das Wort Klimawandel zumindest in den Mund zu nehmen.

Wo Vorgänger Obama kategorisch feststellte, dass die zunehmende Erderwärmung die „größte Gefahr für kommende Generationen ist“, und eine entsprechend ambitionierte Umweltpolitik verfolgte, bleibt Trump unverantwortlich stumm.

Ob Hurrikan „Harvey“ in Texas oder jetzt „Irma“ in Florida – Trump verhält sich wie ein Katastrophentourist, der aus sicherer Entfernung einem gottgegebenen Mega-Event beigewohnt hat. Auch darum das kollektive Gebet für die Menschen in Florida, das er mit seinem Kabinett am Sonnabend demonstrativ inszenieren ließ.

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    Der Klimawandel verstärkt Stürme wie „Irma“

    Dass Amerika von seinen politischen Führern nach Tragödien wie der rund um Houston und jetzt im Sun­shine-State keinen pathetischen Zuspruch, sondern intelligente Konzepte erwartet, wie der Wiederholungsfall verhindert oder zumindest abgemildert werden kann, ist im Weißen Haus nicht angekommen. Dort fehlen Antennen für das, was unter Experten (bei allen nach wie vor offenen Fragen) als belastbare These gilt, die mehr und nicht weniger Forschungsmittel verdient: Je höher die Wassertemperatur der Ozeane, je höher der Meeresspiegel, desto heftiger die Intensität der Winde und Niederschläge eines Hurrikans, desto gewaltiger seine potenzielle Zerstörungskraft. Einfacher gesagt: Der Klimawandel produziert Stürme wie „Irma“ nicht. Aber er verstärkt ihre Auswirkungen.

    Darunter ist eine, die in Texas wie in Florida für epochale Bilder sorgt: Überflutungen durch Sturmwellen, die gerade in tiefer liegenden, dicht besiedelten Küstenabschnitten verheerende Langzeitwirkung haben.

    Auf dem Klima-Auge ist Trump blind

    Über all das muss man als Präsident der Vereinigten Staaten reden, wenn man seinem Amtseid gerecht werden will. Gesondert darüber, ob der Wiederaufbau in wassernahen Landstrichen, die in Zukunft absehbar wieder Opfer der Naturgewalten werden, volkswirtschaftlich überhaupt noch vertretbar ist. Aber auch auf diesem Auge ist Trump blind. Er umgibt sich von der Umweltbehörde EPA bis hinein in sein Kabinett mit Leuten, die den über Jahre weltweit mühsam geformten wissenschaftlichen Konsens über den von Menschen mit verursachten Klimawandel für ein Schauermärchen links-grün gewirkter Gutmenschen halten.

    Oder wahlweise für eine Erfindung der Chinesen, die im globalen Maßstab die Luft verpesten, während sie Amerika angeblich in ein teures Wettrennen um die sauberste Art der Energiegewinnung treiben.

    Schätzungen gehen von bis zu fast 1000 Milliarden Dollar aus

    Profiteure dieser Ignoranz sind die wenigen Pseudowissenschaftler, Klimaskeptiker und publizistischen Scharlatane wie Rush Limbaugh oder Alex Jones, die nach jedem extremen Wetterereignis abwiegeln und mit kruden Verschwörungstheorien aufwarten. Trump fühlt sich ihnen tief verbunden. Wie lange noch?

    Der Präsident und seine ihm (noch) halbherzig folgenden Republikaner mögen weiter hartnäckig die Wissenschaft leugnen. Mit den gigantischen Folgekosten, die allein „Harvey“ und „Irma“ hinterlassen (die Schätzungen gehen von bis zu fast 1000 Milliarden Dollar aus), wird ihnen das nicht gelingen. Am Ende wird der politische Kulturkampf um den Klimawandel übers Portemonnaie entschieden.