Türkisches Gericht: Deutsche Übersetzerin bleibt in Haft
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Berlin. Meşale Tolu wird „Terrorpropaganda“ vorgeworfen. Beobachter halten die Deutsche jedoch für unschuldig und fordern ihre Freilassung.
Die deutsche Übersetzerin Meşale Tolu bleibt weiterhin in türkischer Haft. Ein Gericht hat einen Antrag auf Haftentlassung bis zu einem Prozess abgelehnt. Tolus Anwältin hatte den Gerichtsbeschluss der Nachrichtenagentur dpa bestätigt. Zuerst hatte ein ARD-Reporterin sowie die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ per Twitter die Ablehnung vermeldet.
Bereits am Dienstag habe das Gericht laut Bayerischem Rundfunk seine Entscheidung gefällt. Die Veröffentlichung des Beschlusses habe sich jedoch verzögert, weil die Unterschrift eines Richters gefehlt habe. Nach Angaben von Tolus Anwältin wollte der deutsche Botschafter Martin Erdmann Tolu am Mittwoch im Frauengefängnis Bakirköy besuchen.
Meşale Tolu seit fast vier Monaten in Haft
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Meşale Tolu sitzt bereits seit dem 30. April in Untersuchungshaft. Auch ihre zweijähriger Sohn ist mittlerweile mit der Journalistin im Gefängnis. Tolu wird die Verbreitung von „Terrorpropaganda“ vorgeworfen. Bis zum Prozessauftakt am 11. Oktober findet noch ein weiterer Haftprüfungstermin statt. Bei einer Verurteilung drohen ihr bis zu 15 Jahre Haft. Tolu war bisher als Journalistin und Übersetzer für die regierungskritische Nachrichtenagentur ETHA aktiv. Zuletzt hatte Tolu erhebliche Probleme in der Vorbereitung auf den kommenden Prozess.
Der Kontakt zu ihren türkischen Anwälten werde zwar nicht eingeschränkt, sie hätten jedoch über Monate hinweg keinen Zugang zu den Akten des Strafverfahrens bekommen, sagte Tolu der Zeitung „Neues Deutschland“. „Das macht die Vorbereitung einer Verteidigung fast unmöglich“, so Tolu.
Diese Deutschen waren in türkischer Haft
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Tolu ist eine von mehreren Personen mit deutscher Staatsbürgerschaft, die in der Türkei in Haft sitzen. Auch der Menschenrechtler Peter Steudtner sowie der Journalist Deniz Yücel wurden inhaftiert. Auch ihnen wird die Unterstützung terroristischer Organisationen vorgeworfen. Die Bundesregierung fordert von der Türkei die sofortige Freilassung der deutschen Inhaftierten. Seit dem gescheiterten Putsch in der Türkei vergangenen Jahres wurden Zehntausende Menschen aufgrund ähnlicher Vorwürfe inhaftiert.
Erdogan sucht Hintermänner des Putsches
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan vermutet hinter dem Putschversuch den Prediger Fethullah Gülen, der im Exil in den USA lebt. Unterstützer von Gülen sieht Erdogan ebenso als Terroristen an. Die Verhaftungswelle richtet sich aber auch gegen angebliche Sympathisanten der in Deutschland verbotenen Terrororganisation PKK. (ac/dpa)
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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