Hamburg. Donald Trump behauptet, Japans First Lady könne kein Englisch. Allein: Ein Video beweist das Gegenteil. War ihr „Sprachproblem“ Kalkül?
Eine Stunde und 45 Minuten soll das Dinner im Rahmen des G20-Gipfels in Hamburg gedauert haben. Eine gefühlte Ewigkeit für
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– vor allem weil zwischen der Ehefrau des japanischen Premierministers und ihm anscheinend pure Stille herrschte.
Das berichtete Trump jetzt der „New York Times“. Er habe während des Termins neben Akie Abe gesessen. Doch statt sprudelnder Gespräche gab es dem US-Präsidenten zufolge eine große Sprachbarriere. Akie Abe könne überhaupt kein Englisch, schildert es der 71-Jährige der US-Zeitung.
Trump: „Also, ich wurde neben die Gattin von Premierminister Abe gesetzt, der – wie ich finde – ein großartiger Kerl ist, und sie ist eine großartige Frau. Aber sie spricht kein Englisch.“
„New York Times“: „Gar nicht? Null?
Trump: „Zum Beispiel noch nicht einmal „Hallo““.
„New York Times“: „Das muss eine unangenehme Sitzordnung gewesen sein.“
Trump: „Ja, wissen Sie, es ist hart, weil Sie sitzen da für ...“
„New York Times“: „... Stunden.“
Trump: „Das Dinner dauerte in etwa 1 Stunde und 45 Minuten.“
Akie Abe hält Vortrag auf Englisch
Tatsächlich scheint Donald Trump mit seiner Einschätzung falsch zu liegen. Akie Abes Sprachkenntnisse scheinen doch sehr gut zu sein. Es dauerte daher nicht lange, bis in den sozialen Netzwerken ein Video auftauchte, das die Ehefrau des japanischen Premierministers bei einem 15-minütigen Vortrag im Jahr 2014 zeigt.
Und den hielt sie auf Englisch (ab Minute 2:18):
Auch die Chefin des „New York Times“-Büro in Tokyo erklärte auf Twitter, dass Trumps Behauptungen nicht stimmten und Akie Abe die Fremdsprache beherrsche.
„Daily Beast“-Reporter Spencer Ackerman schrieb auf Twitter: „Abe [Anm. d. Red.: Premierminister Shinzo Abe] spricht fließend Englisch.“ Seine Ehefrau könne daher auf jeden Fall „Hallo“ sagen.
Twitter-Nutzer feiern Akie Abe
Die Twitter-Nutzer vermuten nun hinter Abes „Sprachproblemen“ Kalkül. „Guardian“-Journalistin Jessica Valenti twitterte: „Sieht so aus, als ob Japans First Lady zwei Stunden lang so getan hat, als könne sie kein Englisch, um nicht mit Trump sprechen zu müssen.“
Ob Akie Abe nun schlichtweg keine Lust auf ein Gespräch mit dem US-Präsidenten hatte oder tatsächlich nur ein schlechtes Englisch spricht, lässt sich nur schwer herausfinden. Den Twitter-Nutzern ist das allerdings egal. Sie feiern Abe als „Heldin“ und zollen ihren Respekt für die Aktion.
Donald Trump unterhielt sich privat mit Putin
Möglicherweise ist Trumps Behauptung auch eine Ausrede für sein Privatgespräch mit dem russischen Präsidenten, das vor wenigen Tagen für viel Aufsehen und Stirnrunzeln in Washington gesorgt hatte.
So hatte der US-Präsident während des G20-Dinners seinen Platz verlassen und sich mit Putin privat unterhalten – ohne US-Dolmetscher, und ohne dass das Gespräch von einem Mitarbeiter der US-Delegation aufgezeichnet wurde.
Trump hatte im „New York Times“-Interview eine Erklärung dazu geliefert. „Das Abendessen nahm seinen Lauf und als der Nachtisch anstand, ging ich ‘rüber und begrüßte Melania.“ Die First Lady saß neben Putin. „Während ich dort war, sagte ich auch „Hallo“ zu Putin. Wirklich, das waren mehr Nettigkeiten als sonst etwas. Es gab kein langes Gespräch, aber es können so 15 Minuten gewesen sein. (Wir haben) einfach nur über Dinge gesprochen. Tatsächlich war es sehr interessant, wir sprachen über Adoption“, so Trump.