Berlin/Brüssel/Paris. Französische Politiker rufen zur Wahl Emmanuel Macrons am 7. Mai auf. In Deutschland sind die Reaktionen auf die Wahl eher gemischt.

Während in Frankreich nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahl viele Politiker zu einem Votum gegen die Rechtspopulistin Marine Le Pen in der Stichwahl in zwei Wochen aufrufen, sind die Reaktionen in Deutschland geteilt. In Frankreich deuteten die Hochrechnungen am Sonntagabend auf eine Stichwahl zwischen dem unabhängigen Kandidaten Emmanuel Macron und Le Pen hin.

Gabriel: Macron hat sich nicht versteckt

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) begrüßte das Abschneiden des linksliberalen Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron im ersten Wahlgang in Frankreich. „Ich bin sicher, er wird der neue französische Präsident“, sagte Gabriel am Sonntag in der jordanischen Hauptstadt Amman. „Er war der einzige proeuropäische Kandidat, der sich nicht versteckt hat hinter Vorurteilen gegenüber Europa.“

„Ich glaube, dass wir klar machen müssen, dass diese Wahl eine Riesenchance für ganz Europa ist“, sagte Gabriel. Mit Macron würde jemand Präsident, der für einen neuen Aufbruch in Europa stehe. Er wäre auch gut für das deutsch-französische Verhältnis. „Deutschland, glaube ich, tut gut daran, diesen Kurs zu unterstützen.“

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz wertete den Erfolg Macrons im ersten Wahlgang als Erfolg für ein geeintes Europa. Nach Geert Wilders in den Niederlanden habe nun auch Marine Le Pen, eine „Anti-Europäerin und offene Rassistin“, eine Niederlage erlitten, sagte Schulz am Sonntagabend in Berlin. Das sei eine gute Nachricht für Frankreich, Deutschland und Europa.

CSU-Europapolitiker Manfred Weber sprach sich für ein Bündnis aller Demokraten gegen die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen aus. „Sie ist eine Blenderin“, erklärte der Fraktionschef der Europäischen Volkspartei im Europaparlament am Sonntagabend. „Die stolze Nation Frankreich darf nicht von einer Gaunerin regiert werden.“

CDU sieht „wertvolles Signal“

Der CDU-Politiker Gunther Krichbaum sah in Macrons Führung in den Hochrechnungen ein „wertvolles Signal“ für die deutsch-französische Zusammenarbeit. Europa brauche „mehr denn je“ ein politisch starkes Frankreich, sagt der Vorsitzende des Europaauschusses zu Reuters. Zugleich sei das Ergebnis aber ein „Alarmzeichen“ für die im Juni bevorstehenden Parlamentswahlen. „Die zusammengerechneten Stimmenanteile von Marine Le Pen und Jean-Luc Melenchon stehen mit gut 40 Prozent für einen antieuropäischen Kurs“, warnt er.

Grünen-Chefin Simone Peter hat den prognostizierten Ausgang der ersten Runde der Präsidentenwahl in Frankreich als positives Zeichen gewertet. „Le Pen auf Platz 2 verwiesen“, twitterte die Politikerin am Sonntagabend in einer ersten Reaktion nach den ersten Hochrechnungen. „Demokratische Aufklärung wirkt, wie schon in Österreich und den Niederlanden. In Europa liegt unsere Zukunft!“

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FDP-Chef Lindner: Macron macht Mut

Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner zeigte sich nach den ersten Hochrechnungen zur Präsidentenwahl in Frankreich optimistisch. „Ein Signal für Europa, ein Signal der Erneuerung“, twitterte der Politiker am Sonntagabend nach ersten Hochrechnungen. „Emmanuel Macron macht auch Deutschland Mut.“

Aufrufe zur Wahl Macrons in Frankreich

Schon kurz nach der ersten Prognose riefen französische Politiker zur Wahl Macrons in der Stichwahl auf. So etwa Frankreichs Premierminister Bernard Cazeneuve. Es gehe darum, die rechtsextreme Front National zu schlagen, und „ihr unheilvolles Programm eines Rückschritts Frankreichs und der Spaltung der Franzosen“ zu verhindern, sagte der Sozialist am Sonntagabend.

Auch Außenminister Jean-Marc Ayrault appelliert an die Franzosen, in der Stichwahl Macron zu wählen. Ebenso der unterlegene konservative Kandidat Francois Fillon. Er sei selbst für seine Niederlage verantwortlich, erklärt Fillon. Er werde für Macron votieren. Le Pen würde dem Land einen Misserfolg bringen.

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    Frankreichs sozialistischer Präsidentschaftskandidat Benoît Hamon gestand seine Wahlniederlage ein und rief zur Unterstützung des pro-europäischen Emmanuel Macron auf. „Ich bin dabei gescheitert, das Desaster, das sich angekündigt hatte, zu verhindern. Ich übernehme dafür die volle Verantwortung“, sagte Hamon am Sonntagabend vor seinen Anhängern. Er landete abgeschlagen auf Platz fünf. Die „Auslöschung der Linken durch die extreme Rechte“ sei eine schwere Wahlniederlage. „Ich rufe dazu auf, die Front National so deutlich wie möglich zu schlagen, mit Stimmen für Emmanuel Macron, auch wenn er nicht der Linken angehört.“ (rtr/dpa)