Berlin. Die Wahl in Frankreich steht unter dem Schatten eines Anschlages und des Ausnahmezustandes. Zögern deshalb noch so viele Wählergruppen?

Für Frankreich und für Europa ist es eine Schicksalswahl. Beim ersten Durchgang der französischen Präsidentschaftswahl am Sonntag könnten die Kandidaten der bisher tonangebenden Konservativen und der Sozialisten auf der Strecke bleiben – das gab es in der Nachkriegsgeschichte des Landes noch nie.

Nach einer am Freitag veröffentlichten Umfrage käme der unabhängige Anwärter Emmanuel Macron in der ersten Runde auf 24 Prozent der Stimmen, seine Haupt-Rivalin Marine Le Pen vom rechtsextremen Front National (FN) läge bei 21,5 Prozent. Der konservative François Fillon und der Öko-Sozialist Jean-Luc Mélenchon hätten jeweils rund 19 Prozent.

Hat der Anschlag Auswirkungen auf den Wahlausgang

Nur die beiden Erstplatzierten der insgesamt elf Präsidentschaftsbewerber erreichen die Stichwahl am 7. Mai. Unklar ist, wie sich der Anschlag auf den Champs-Élysées in Paris am Donnerstagabend, bei dem ein Polizist getötet und drei weitere Menschen verletzt wurden, auf den Urnengang auswirken wird.

Frankreich-Wahl: Darum reden alle nur über die Affären der Kandidaten

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    Beobachter befürchten, dass Le Pen die größte Nutznießerin sein könnte. Die FN-Chefin versuchte sofort, das Attentat für ihren Wahlkampf zu nutzen. Frankreich befinde sich im „Krieg“, sagte sie. Sie forderte härtere Gefängnisstrafen. Zudem sollen alle Ausländer, die ein Verbrechen begehen oder eines Vergehens beschuldigt werden, außer Landes gebracht werden.

    Macron kämpft offen für Europa

    In der EU wird die Frankreich-Wahl mit Spannung beobachtet, weil sich nur Macron offen zu Europa und zu einer Intensivierung der deutsch-französischen Beziehungen bekennt. Le Pen will ihr Land aus der Eurozone führen und ein Referendum über den EU-Austritt durchführen. Der radikale Linkspolitiker Mélenchon ist einer der härtesten Kritiker der Sparpolitik der Bundesregierung. Er hat sich für einen Spitzensteuersatz von 100 Prozent und die Neuverhandlung der EU-Verträge ausgesprochen.

    Vor allem in Europas Wirtschaft und an den Notenbanken grassiert derzeit ein Horror-Szenario: Sollten die Rechtspopulistin Le Pen und der Linkspopulist Mélenchon in die zweite Runde gelangen, wäre dies das Ende der EU in ihrer bisherigen Form. Weitere Unsicherheitsfaktoren: Rund 30 Prozent der 47 Millionen wahlberechtigten Franzosen wissen laut Umfragen noch nicht, wo sie ihr Kreuz machen. Etwa ein Drittel will demnach nicht an dem Urnengang teilnehmen.

    Wahlen im Ausnahmezustand

    In den französischen Überseegebieten hat die Wahl bereits am Samstag begonnen. Die ersten Wahllokale öffneten um 12 Uhr deutscher Zeit auf der Inselgruppe Saint-Pierre und Miquelon vor der kanadischen Ostküste. Wegen der Zeitverschiebung waren auch in Französisch-Guyana in Südamerika, auf den französischen Karibikinseln sowie in Französisch-Polynesien im Pazifik die Wähler bereits am Samstag aufgerufen. Die Wahlen finden erstmals unter der Bedingungen des Ausnahmezustands statt, der nach den Pariser Terrorattacken im November 2015 verhängt worden war. Mehr als 50.000 Polizisten und sind im Einsatz.

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