Berlin. Abschied von Roman Herzog: Mit einem großen Staatsakt gedachte Deutschland an diesem Dienstag des verstorbenen Altbundespräsidenten.

Die Spitzen von Staat und Gesellschaft haben sich mit einem Trauergottesdienst von dem im Januar gestorbenen früheren Bundespräsidenten Roman Herzog verabschiedet. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, würdigte am Dienstag im Berliner Dom vor allem Herzogs Einsatz für die Verständigung mit den östlichen Nachbarn Deutschlands. Herzog sei „als Präsident zum Botschafter der Versöhnung geworden“. Der Alt-Bundespräsident war am 10. Januar im Alter von 82 Jahren gestorben.

Der von Herzog 1996 eingeführte Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar werde immer mit seinem Namen verbunden bleiben, sagte Bedford-Strohm. Herzog habe damit „eine Erinnerungskultur unterstrichen und gestärkt, die Liebe zum eigenen Land nicht mit Selbstrechtfertigung und Verdrängen der eigenen dunklen Seiten verwechselt, sondern echte Stärke eines Landes genau darin sieht, dass es die dunklen Seiten ehrlich in den Blick nimmt und daraus für die Zukunft lernt“.

Seine „Ruck-Rede“ machte Herzog berühmt

Beim anschließenden Staatsakt nahmen die Spitzen des Landes und politische Weggefährten Abschied vom früheren Bundespräsidenten. Bei den Feierlichkeiten im Berliner Dom mit anschließendem militärischen Ehrengeleit waren alle Verfassungsorgane des Staates vertreten, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundestagspräsident Norbert Lammert (beide CDU) und Bundesratspräsidentin Malu Dreyer (SPD).

Prominenz bei Staatsakt für Roman Herzog

Der Bundespräsident a. D. Roman Herzog war am 10. Januar im Alter von 82 Jahren gestorben. Im Berliner Dom nahmen Politiker und Weggefährten Abschied.
Der Bundespräsident a. D. Roman Herzog war am 10. Januar im Alter von 82 Jahren gestorben. Im Berliner Dom nahmen Politiker und Weggefährten Abschied. © dpa | Daniel Naupold
Bundespräsident Joachim Gauck und Alexandra Freifrau von Berlichingen verneigten sich vor dem Sarg des Verstorbenen.
Bundespräsident Joachim Gauck und Alexandra Freifrau von Berlichingen verneigten sich vor dem Sarg des Verstorbenen. © dpa | Kay Nietfeld
Bundespräsident Joachim Gauck führte Herzogs Witwe, Alexandra Freifrau von Berlichingen, an den Sarg des Verstorbenen.
Bundespräsident Joachim Gauck führte Herzogs Witwe, Alexandra Freifrau von Berlichingen, an den Sarg des Verstorbenen. © dpa | Ferdinand Ostrop
Bundestagspräsident Norbert Lammert, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz und Bundesratspräsidentin Malu Dreyer und der Vorsitzende des Zweiten Senats des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle (v.l.), beim Staatsakt.
Bundestagspräsident Norbert Lammert, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz und Bundesratspräsidentin Malu Dreyer und der Vorsitzende des Zweiten Senats des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle (v.l.), beim Staatsakt. © dpa | Kay Nietfeld
Bundespräsident Joachim Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt bei ihrer Ankunft am Dom.
Bundespräsident Joachim Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt bei ihrer Ankunft am Dom. © dpa | Stefanie Loos
Bundeskanzlerin Angela Merkel vor dem Dom in Berlin.
Bundeskanzlerin Angela Merkel vor dem Dom in Berlin. © dpa | Stefanie Loos
Alexandra Freifrau von Berlichingen (M.), die Witwe Roman Herzogs, mit Begleitern vor dem Dom.
Alexandra Freifrau von Berlichingen (M.), die Witwe Roman Herzogs, mit Begleitern vor dem Dom. © Getty Images | Sean Gallup
Viele Teilnehmer des Staatsakt erwiesen dem Toten vor dessen Sarg die letzte Ehre.
Viele Teilnehmer des Staatsakt erwiesen dem Toten vor dessen Sarg die letzte Ehre. © dpa | Ferdinand Ostrop
Der Berliner Dom, wo der Staatsakt stattfand.
Der Berliner Dom, wo der Staatsakt stattfand. © Getty Images | Pool
Auch EU-Ratspräsident Donald Tusk kam zum Staatsakt nach Berlin.
Auch EU-Ratspräsident Donald Tusk kam zum Staatsakt nach Berlin. © dpa | Stefanie Loos
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft im Berliner Dom.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft im Berliner Dom. © dpa | Kay Nietfeld
Auch Altbundespräsident Horst Köhler nahm in Berlin Abschied von Roman Herzog.
Auch Altbundespräsident Horst Köhler nahm in Berlin Abschied von Roman Herzog. © REUTERS | POOL
Die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Katrin Göring-Eckardt, vor dem Dom in Berlin.
Die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Katrin Göring-Eckardt, vor dem Dom in Berlin. © dpa | Bernd von Jutrczenka
Auch Schauspielerin Uschi Glas und Ehemann Dieter Hermann waren beim Staatsakt zugegen.
Auch Schauspielerin Uschi Glas und Ehemann Dieter Hermann waren beim Staatsakt zugegen. © dpa | Bernd von Jutrczenka
Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer war ebenfalls nach Berlin gekommen.
Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer war ebenfalls nach Berlin gekommen. © dpa | Bernd von Jutrczenka
Der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber nahm ebenfalls an dem Staatsakt für Roman Herzog teil.
Der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber nahm ebenfalls an dem Staatsakt für Roman Herzog teil. © dpa | Stefanie Loos
Auch Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen kam in den Berliner Dom.
Auch Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen kam in den Berliner Dom. © dpa | Bernd von Jutrczenka
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Bundespräsident Joachim Gauck erinnerte an Herzogs „Ruck-Rede“ und das damit verbundene Plädoyer zum Mut zu Veränderung. „Der ,Ruck’ durch unser Land, den er von allen forderte, das ist ja sprichwörtlich geworden“, sagte Gauck in seiner Rede.

Herzog soll am Freitag im baden-württembergischen Schöntal beigesetzt werden. Er war von 1994 bis 1999 Bundespräsident. In seiner Amtszeit hatte Herzog immer wieder vor Reformmüdigkeit gewarnt. Besonders in Erinnerung blieb seine Rede von 1997 mit dem zentralen Satz: „Durch Deutschland muss ein Ruck gehen.“ von 1973 bis 1991 war Herzog Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland. (dpa/epd)

Deutsche Bundespräsidenten seit 1949

Theodor Heuss (FDP) war der erste Präsident der Bundesrepublik Deutschland. Er bekleidete das Amt von 1949 bis 1959. Heuss diente in der orientierungslosen Nachkriegszeit durch seine liberal-demokratische Haltung vielen Menschen als Vorbild. Für ihn waren „Demokratie und Freiheit nicht nur Worte, sondern lebensgestaltende Werte“. Auch im Ausland warb er mit Erfolg für das aufstrebende Deutschland.
Theodor Heuss (FDP) war der erste Präsident der Bundesrepublik Deutschland. Er bekleidete das Amt von 1949 bis 1959. Heuss diente in der orientierungslosen Nachkriegszeit durch seine liberal-demokratische Haltung vielen Menschen als Vorbild. Für ihn waren „Demokratie und Freiheit nicht nur Worte, sondern lebensgestaltende Werte“. Auch im Ausland warb er mit Erfolg für das aufstrebende Deutschland. © © epd-bild / KEYSTONE | Pelikan
Auch Heinrich Lübke (CDU) wurde für eine zweite Amtszeit wiedergewählt. Er war von 1959 bis 1969 der zweite Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Die Bundesversammlung wählt den Bundespräsidenten für die Dauer von fünf Jahren. Nur eine einmalige Wiederwahl ist zulässig.
Auch Heinrich Lübke (CDU) wurde für eine zweite Amtszeit wiedergewählt. Er war von 1959 bis 1969 der zweite Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Die Bundesversammlung wählt den Bundespräsidenten für die Dauer von fünf Jahren. Nur eine einmalige Wiederwahl ist zulässig. © © epd-bild / Keystone | Keystone
Zum dritten deutschen Bundespräsidenten wurde 1969 Gustav Heinemann (SPD) gewählt. Er führte das Amt fünf Jahre aus – bis 1974. Der Nationalökonom und Jurist, damals Mitglied der CDU, wurde am 20. September 1949 von Konrad Adenauer zum ersten Innenminister der Bundesrepublik berufen. 1957 trat Heinemann in die SPD ein und wurde Mitglied des Bundestages. Während der großen Koalition von 1966 bis 1969 amtierte er als Justizminister. Von 1949 bis 1955 leitete er als Präses die EKD-Synode; der rheinischen Kirchenleitung gehörte er von 1945 bis 1962, dem Rat der EKD bis 1961 an.
Zum dritten deutschen Bundespräsidenten wurde 1969 Gustav Heinemann (SPD) gewählt. Er führte das Amt fünf Jahre aus – bis 1974. Der Nationalökonom und Jurist, damals Mitglied der CDU, wurde am 20. September 1949 von Konrad Adenauer zum ersten Innenminister der Bundesrepublik berufen. 1957 trat Heinemann in die SPD ein und wurde Mitglied des Bundestages. Während der großen Koalition von 1966 bis 1969 amtierte er als Justizminister. Von 1949 bis 1955 leitete er als Präses die EKD-Synode; der rheinischen Kirchenleitung gehörte er von 1945 bis 1962, dem Rat der EKD bis 1961 an. © © epd-bild / Keystone | Keystone
Walter Scheel (FDP) war von 1974 bis 1979 im Amt und somit vierter Bundespräsident. Das Amt des Bundespräsidenten wird stark von der Persönlichkeit des Amtsinhabers geprägt. Trotz geringer Machtbefugnisse ...
Walter Scheel (FDP) war von 1974 bis 1979 im Amt und somit vierter Bundespräsident. Das Amt des Bundespräsidenten wird stark von der Persönlichkeit des Amtsinhabers geprägt. Trotz geringer Machtbefugnisse ... © imago | Rainer Unkel
... verfügt dieser vor allem mit seinen Reden über erhebliche Möglichkeiten der öffentlichen Wirkung.
... verfügt dieser vor allem mit seinen Reden über erhebliche Möglichkeiten der öffentlichen Wirkung. © imago stock&people | teutopress
Von 1979 bis 1984 bekleidete Karl Carstens (CDU) das höchste Amt im Staat.
Von 1979 bis 1984 bekleidete Karl Carstens (CDU) das höchste Amt im Staat. © Sven Simon
Richard von Weizsäcker (CDU) wurde auch für eine zweite Amtszeit wiedergewählt und war von 1984 bis 1994 deutscher Bundespräsident – der sechste in der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Richard von Weizsäcker (CDU) wurde auch für eine zweite Amtszeit wiedergewählt und war von 1984 bis 1994 deutscher Bundespräsident – der sechste in der deutschen Nachkriegsgeschichte. © imago stock&people | Kraufmann&Kraufmann
Roman Herzog (CDU) wurde 1994 von der Bundesversammlung zum siebten Bundespräsidenten gewählt und bekleidete das Amt bis 1999.
Roman Herzog (CDU) wurde 1994 von der Bundesversammlung zum siebten Bundespräsidenten gewählt und bekleidete das Amt bis 1999. © Hoffmann
Zweimal scheiterte Johannes Rau (SPD) bei dem Versuch, in die höchsten Staatsämter aufzusteigen: 1987 als Kanzlerkandidat und 1993 als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten. Am 23. Mai 1999 wurde Johannes Rau im zweiten Wahlgang zum neuen Bundespräsidenten und Nachfolger von Roman Herzog (CDU) gewählt. Er bekleidete das Amt bis 2004.
Zweimal scheiterte Johannes Rau (SPD) bei dem Versuch, in die höchsten Staatsämter aufzusteigen: 1987 als Kanzlerkandidat und 1993 als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten. Am 23. Mai 1999 wurde Johannes Rau im zweiten Wahlgang zum neuen Bundespräsidenten und Nachfolger von Roman Herzog (CDU) gewählt. Er bekleidete das Amt bis 2004. © © epd-bild / Norbert Neetz | Neetz, Norbert
Große Reputation bei den Landsleuten und im Ausland erwarb der neunte Bundespräsident Horst Köhler (CDU) von 2004 bis 2010. Köhler trat ein Jahr nach seiner Wiederwahl überraschend am 31. Mai 2010 zurück. Sein Nachfolger ...
Große Reputation bei den Landsleuten und im Ausland erwarb der neunte Bundespräsident Horst Köhler (CDU) von 2004 bis 2010. Köhler trat ein Jahr nach seiner Wiederwahl überraschend am 31. Mai 2010 zurück. Sein Nachfolger ... © © epd-bild/Peter Endig/dpa-Poolf | Peter Endig
... Christian Wulff (CDU) hielt es nur zwei Jahre (2010 bis 2012) im Amtssitz des deutschen Bundespräsidenten Schloss Bellevue in Berlin aus. Er erklärte im Februar 2012 nach knapp 20 Monaten im Amt seinen Rücktritt. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft ...
... Christian Wulff (CDU) hielt es nur zwei Jahre (2010 bis 2012) im Amtssitz des deutschen Bundespräsidenten Schloss Bellevue in Berlin aus. Er erklärte im Februar 2012 nach knapp 20 Monaten im Amt seinen Rücktritt. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft ... © REUTERS | REUTERS / FABIAN BIMMER
... Ermittlungen wegen des Verdachts der Vorteilsannahme gegen ihn eingeleitet. Der Verdacht erhärtete sich jedoch nicht, die Ermittlungen wurden eingestellt.
... Ermittlungen wegen des Verdachts der Vorteilsannahme gegen ihn eingeleitet. Der Verdacht erhärtete sich jedoch nicht, die Ermittlungen wurden eingestellt. © REUTERS | REUTERS / POOL
Am 18. März 2012 wählte die Bundesversammlung Joachim Gauck zum elften Präsidenten der Bundesrepublik. Am 6. Juni 2016 erklärte der parteilose 77-jährige Amtsinhaber öffentlich, ...
Am 18. März 2012 wählte die Bundesversammlung Joachim Gauck zum elften Präsidenten der Bundesrepublik. Am 6. Juni 2016 erklärte der parteilose 77-jährige Amtsinhaber öffentlich, ... © Getty Images | Sean Gallup
... aus Altersgründen nicht erneut kandidieren zu wollen. „Ich möchte für eine erneute Zeitspanne von fünf Jahren nicht eine Energie und Vitalität voraussetzen, für die ich nicht garantieren kann“. Gaucks Amtszeit endet offiziell am 18. März.
... aus Altersgründen nicht erneut kandidieren zu wollen. „Ich möchte für eine erneute Zeitspanne von fünf Jahren nicht eine Energie und Vitalität voraussetzen, für die ich nicht garantieren kann“. Gaucks Amtszeit endet offiziell am 18. März. © dpa | Fredrik Von Erichsen
Frank-Walter Steinmeier ist am 12. Februar von der Bundesversammlung in Berlin im ersten Wahlgang mit 931 von 1239 gültigen Stimmen zum Nachfolger Gaucks und somit zum zwölften Bundespräsidenten gewählt worden.
Frank-Walter Steinmeier ist am 12. Februar von der Bundesversammlung in Berlin im ersten Wahlgang mit 931 von 1239 gültigen Stimmen zum Nachfolger Gaucks und somit zum zwölften Bundespräsidenten gewählt worden. © dpa | Kay Nietfeld
Der 61-Jährige stammt aus dem nordrhein-westfälischen Brakelsiek. Seine politische Karriere begann Steinmeier 1993 als Büroleiter des damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten und späteren Kanzlers Gerhard Schröder (SPD). Später war er Kanzleramtschef und bereits in der großen Koalition von 2005 bis 2009 Außenminister.
Der 61-Jährige stammt aus dem nordrhein-westfälischen Brakelsiek. Seine politische Karriere begann Steinmeier 1993 als Büroleiter des damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten und späteren Kanzlers Gerhard Schröder (SPD). Später war er Kanzleramtschef und bereits in der großen Koalition von 2005 bis 2009 Außenminister. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
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