Trumps Theorien machen Republikanern vor TV-Duell Sorgen
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Von Dirk Hautkapp
Washington. Donald Trump sieht sich einer Verschwörung gegenüber und erklärt vorab schon sein Scheitern. Parteikollegen kritisieren diesen Kurs.
Jon Husted würde alles tun, damit ein Republikaner Präsident in Amerika wird – solange es legal ist. Der Landesinnenminister des am 8. November besonders umkämpften Bundesstaates Ohio, ein waschechter Konservativer, ist darum entsetzt über die „unverantwortlichen Attacken“ seines Parteifreunds Donald Trump.
Der New Yorker Unternehmer stellt sich zwar an diesem Mittwoch zum dritten und letzten Mal einer TV-Debatte mit seiner demokratischen Rivalin Hillary Clinton. Den Wahlgang in drei Wochen hat der 70-Jährige aber offenbar schon vor dem Aufeinandertreffen in Las Vegas verloren gegeben.
Seit Tagen behauptet der nach frauenfeindlichen Äußerungen in einem Video in Umfragen tief abgerutschte Geschäftsmann, dass ihm der „Wahlsieg gestohlen wird“.
Trump sucht schon Schuldigen für drohendes Scheitern
Eine Verschwörung, gesteuert von Clinton und den sie stützenden Medien lasse „Betrug“ und „Manipulation“ im großen Stil zu, sagt er. Trump hat keinen einzigen Beweis vorgelegt. Aber über 70 Prozent seiner Anhänger stimmen ihm zu. Obwohl sämtliche Wahlkommissionen in den Bundesstaaten Stein und Bein schwören, dass der Wahlprozess bis auf „ganz wenige Einzelfälle“ schon in der Vergangenheit immer sicher gewesen sei.
Donald Trump will ins Weiße Haus
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Auf demokratischer Seite wird Trumps Verunglimpfung des demokratischen Verfahrens als „durchsichtiges und gefährliches Manöver“ gewertet. Trump suche bereits nach Schuldigen für seine Niederlage. Er hat laut Umfragen zurzeit kaum eine Chance mehr, die nötigen 270 Stimmen im entscheidenden Wahlmänner-Gremium zu bekommen. Selbst sicher geglaubte Bundesstaaten wie Arizona, Georgia und Utah drohen an die Demokraten zu fallen.
Trump heizt Stimmung weiter an
Zum anderen schüre Trump mit seiner Pauschal-Schelte die explosive Stimmung in seiner Anhängerschaft. Dort gibt es Stimmen, die ganz offen gewalttätige Ausschreitungen gegen Clinton und das politische System in Washington fordern, falls Trump verliert.
„Ich bin sehr beunruhigt über diese Rhetorik“, sagt Philadelphias Bürgermeister Michael Nutter. US-Medien erwarten, dass Trump in der TV-Debatte seine „maßlose Strategie der verbrannten Erde“ fortsetzt und damit weiter Wähler in der Mitte und links davon Clinton in die Arme treibt.
Obama: „Trump soll nicht herumjammern“
Auch US-Präsident Barack Obama reagierte auf die Verschwörungstheorien Trumps – und das mit deutlichen Worten. „Ich würde Herrn Trump dazu einladen, mit dem Gejammere aufzuhören“, sagte Obama am Dienstag in Washington. Es sei absolut beispiellos in der modernen Politikgeschichte, dass ein Kandidat eine Wahl, die noch gar nicht stattgefunden hat, schon vor dem Wahltag als „manipuliert“ bezeichne. „Er jammert schon, bevor das Spiel überhaupt zu Ende ist.“
„Es gibt keinen ernsthaften Menschen, der glaubt, dass dies überhaupt möglich ist“, sagte Obama zu den zuletzt häufig wiederholten Vorwürfen Trumps, die Präsidentschaftswahl werde manipuliert. Das amerikanische Wahlsystem sei dafür viel zu dezentral organisiert. „Er sollte seine Argumente ausspielen und versuchen, die Wahl zu gewinnen.“ Sollte dies nach dem 8. November der Fall sein, werde er ihm gratulieren und für eine friedliche Machtübergabe sorgen. „So machen Amerikaner das“, fügte Obama hinzu. (mit dpa/rtr)
Die Zitate im Duell Clinton vs. Trump
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Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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