Washington. Der US-amerikanische Psychopath und Serienkiller Charles Manson starb mit 83 Jahren. Er verantwortete bizarre Bluttaten wie den Mord an der US-Schauspielerin Sharon Tate.

Ein rassistischer Psychopath stiftet eine Bande ihm höriger, meist weiblicher Jünger zu einem bestialischen Massenmord an, entkommt nur dank einer Gesetzesänderung der Todesstrafe und wird während seiner über 40 Jahre andauernden Haft zu einer teils gefürchteten, teils bewunderten Ikone, mit der Dritte Millionen verdienen. Die Kurzfassung der jetzt mit dem natürlichen Gefängnis-Tod der 83 Jahre alt gewordenen Hauptfigur zu Ende gegangenen Geschichte von Charles Manson mutet auch fast ein halbes Jahrhundert nach einer der wirkungsmächtigsten Bluttaten in der amerikanischen Kriminalgeschichte unverändert bizarr an.

Noch immer lautet die Frage: Wie konnte ein 1,58 Meter großer, unansehnlicher Giftzwerg meist weibliche Aussteigerinnen so manipulieren, dass sie am Ende ihnen völlig Unbekannte auf entsetzliche Weise massakrierten? Manson, der Choreograf des Grauens vom 9. und 10. August 1969, dem insgesamt sieben Menschen zum Opfer fielen, darunter die Schauspielerin Sharon Tate, die als Ehefrau des Regisseurs Roman Polanski im achten Monat schwanger war, bestritt bis zuletzt die geistige Urheberschaft für den Blutrausch. Auch darum bekam Häftling Nr. B33920 im kalifornischen Corcoran-Staatsgefängnis Dutzende Briefe von Sympathisanten und Verehrerinnen, die in ihm bis heute einen aufrechten Rebellen und ein Opfer des Establishments sehen. Dass der 1934 als Sohn einer Stricherin in Ohio geborene Manson sich aus Größenwahn, Scientology, Satanismus, Hitler, LSD und Nietzsche eine apokalyptische Saga zusammengesponnen hatte, um verirrte Blumenkinder auf sich einzuschwören, interessierte nicht.

Manson war ein minderbegabter Musiker, Vagabund und Zuhälter, der bereits mit Anfang 30 auf 17 Jahre Besserungsanstalt und Knast zurückblickte. Er schwadronierte vom Rassenkrieg. Die Schwarzen, so prophezeite er, würden sich bald erheben, und alle Weißen niedermetzeln. Überleben würden nur Mitglieder seiner damals auf einer Farm nahe Los Angeles im Stile einer Hippie-Kommune residierenden „Family“. Weil die Schwarzen aber zu dumm zum Regieren seien, würden sie Manson am Ende zum Weltherrscher küren. Auf dem Weg dahin, so trichterte der messianisch veranlagte Kriminelle seinen Anhängern ein, sei das Töten geradezu ein Akt der Liebe auf dem Weg zum ewigen Leben.

Der streckenweise an absurdes Theater grenzende Strafprozess 1970 gegen Manson und drei Mitglieder seiner Bande (Susan Atkins, Patricia Krenwinkel und Leslie Van Houten) dauerte neuneinhalb Monate und schuf Manson eine einzigartige Plattform. „Mein Vater ist das Gefängnis“, monologisierte er im Zeugenstand und schob der Gesellschaft die Schuld zu, „Ich bin nur das, zu dem ihr mich gemacht habt.“

Zu den schauderlichsten Szenen aus der Gefängniszeit gehört ein Interview mit dem Star-Moderator Charlie Rose. Danach
gefragt, ob ihm die Morde Gewissensbisse bereiten, entgegnete Manson: „Ich verstehe Regeln, aber ich weiß nicht, was Reue bedeutet, ich kann Reue nicht fühlen.“