Dundee. Um ausgestopfte Wildtiere gibt es nur selten Kontroversen. Was aber, wenn jemand Hunde oder Katzen zum Teppich verarbeitet anbietet?

Bringt es wirklich jemand übers Herz, aus seinem geliebten Hund einen Bettvorleger machen zu lassen – und den dann auch noch zu verkaufen? Nach einem solchen Angebot auf Facebook kocht die Empörung hoch. Der von vielen wütenden Kommentaren begleitete Beitrag ist inzwischen entfernt, den Account der Besitzerin gibt’s nicht mehr – und das Foto stammt aus einem anderen Zusammenhang. Hunde oder Katzen als Teppiche gibt es aber wirklich.

Jetzt war es vielleicht alles nur ein böser Scherz, ein Versuch, Tierfreunde auf die Palme zu bringen: Eine angebliche Demi-Lee McCulloch aus dem schottischen Dundee hat in einer Gruppe „Face Bay Dundee” dieses Angebot gepostet: ein „sehr gemütliches und ungewöhnliches Stück” sei er, der Teppich aus dem früheren Familienhund. Der neue Hund habe seine Probleme damit, erklärte sie, deshalb solle der Bettvorleger weg.

100 britische Pfund (ca. 108 Euro) wollte sie schon dafür haben. „Ganz bestimmt nicht“, schrieb eine Twitter-Nutzerin, die das Angebot entdeckt hatte. Tausendfach wurden Screenshots verbreitet.

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Anzeige fand schnell Nachahmer

Die vom Online-Marktplatz gelöschte umstrittene Annonce fand schnell Nachahmer. Ähnliche Angebote mit dem identischen Foto oder anderen Fotos tauchen jetzt auch in anderen „Zu verkaufen”-Gruppen auf.

In der Gruppe in Dundee, in der alles anfing, hat jemand mit dem Foto eine Geschäftsgründung verkündet: „Haustiere-fürs-Leben-Teppiche”, dann könne man seinen geliebten Gefährten noch lange nach dessen Tod bei sich haben. Der Preis variiere. Es ist ziemlich offensichtlich, dass eigentlich keine Geschäftsidee dahinter steckt, sondern der Versuch, tierliebe und vielleicht etwas naive Menschen zu provozieren.

Ein Künstlerduo hatte zur Prager Kunstausstellung eingeschläferte Hunde ausgelegt. Eines der Bilder taucht jetzt auch wieder auf.
Ein Künstlerduo hatte zur Prager Kunstausstellung eingeschläferte Hunde ausgelegt. Eines der Bilder taucht jetzt auch wieder auf. © Screenshot/Facebook, Brody/Paetau | Screenshot/Facebook, Brody/Paetau

Den Account von Demi-Lee Mcculloch gibt es nicht mehr, ihr Profilbild ist gestohlen und findet sich seit vier Jahren auf sexistischen Seiten und Foren als „Schlampen”-Foto. Gestohlen wurde es einer damals 17-jährigen Engländerin, die sich bitterlich beklagte.

Foto aus Anzeige ist mindestens ein Jahr alt

Das Foto des platten Hundes ist auch vor einem Jahr bereits gepostet worden, auf Reddit von einem Nutzer aus dem US-Bundesstaat Washington. Er schrieb damals dazu, eine Kollegin habe den Hundebettvorleger mit zur Arbeit gebracht. Der tote Hund hätte nun eine weite Reise hinter sich gehabt bis nach Schottland…

Der etwas hoch aufragende Kopf ließ da schon manche Nutzer an eine Montage glauben, der Nutzer hat auf eine Anfrage unserer Redaktion zur Geschichte des Bildes bisher nicht geantwortet. Tatsächlich haben Präparatoren sich aber schon Hunde und Katzen vorgenommen.

„Sehr guter Zustand
„Sehr guter Zustand": Ein Tierkörperpräparator in Neuseeland sammelte eine überfahrene Katze von der Straße auf und verkaufte sie für fast 600 Euro. © Trade me/Andrew Lancaster | Trade me/Andrew Lancaster

Eine wie ein Bärenfell präparierte Katzen ging auf einem Onlinemarktplatz in Neuseeland auch schon für 955 neuseeländische Dollar weg, umgerechnet fast 600 Euro. Ein aus Großbritannien stammender Tierpräparator hatte eine überfahrene Katze gefunden und dabei die seltsame Eingebung. „Großer Kater in sehr gutem Zustand“, warb er. Das sei ein tolles Geschenk für den Hobbyraum eines Mannes. Tierschützer protestierten wütend.

Künstler erklärten Aktion zum Weckruf gegen Tierfelle

Vorher waren es Haustier-Präparate Kunstinstallationen gewesen, angelegt darauf, Menschen zu irritieren und zu verstören. Das Künstlerduo Ondrej Brody und Kristofer Paetau arbeitete für seine „Dog Carpets“ (Hundeteppiche) zunächst mit zehn Straßenhunden, die Tierfänger im Auftrag einer bolivianischen Stadt gefangen, getötet und den Künstlern überlassen hatten. Es sollte provozieren, sie nannten es das „perfekte Paradoxon“: Jagdtrophäen vom Hund, einem Tier, bei dem das vielen Menschen völlig abwegig erscheint, sollten die oft noch akzeptierte Praxis von Tierfellen hinterfragen.

Seine Katze hieß Orville, sein Konstrukt heißt „Orvillecopter
Seine Katze hieß Orville, sein Konstrukt heißt „Orvillecopter": Der niederländische Künstler Bart Jansen lässt seine Katze in die Luft gehen. © REUTERS | Cris Toala Olivares

Zur Biennale in Prag ließen sie dann noch mal in einer Tierklinik eingeschläferte Tiere verarbeiten. Zum Teil griffen Tierschutzorganisationen die Aktion als drastischen Protest gegen Trophäen dankbar auf, zum Teil protestierten Tierfreunde wütend.

Das widerfuhr auch dem Niederländer Bart Jansen. Er hat seine Katze nach dem Tod zur Drohne gemacht. Sie habe Vögel so gemocht, erklärte der Mann dazu, der auch einen Bildband überfahrener Tiere herausgegeben hatte. Also habe er Orville ein neues elektronisches Leben geschenkt, nachdem der Kater auch unter ein Auto geraten war. Zudem hatte er seinen Katzen die Namen der Flugpioniere Gebrüder Wright Orville und Wilburg gegeben.

Kater Wilburg blieb eine Flugkarriere erspart. Dafür begann Jansen 2016 mit den Arbeiten, eine Kuh fliegen zu lassen.