Dubai/Bruchsal. Dubai will fünf Jahre lang den „Volocopter“ testen, ein helikopterartiges Taxi aus Bruchsal. Kann „Das fünfte Element“ Realität werden?

Luc Besson hat es kommen sehen. 1997 setzte der französische Starregisseur seinen Hauptdarsteller Bruce Willis in ein gelbes fliegendes Taxi. Damit schwebte Willis im Science-Fiction-Klassiker „Das fünfte Element“ durch eine futuristische Wolkenkratzerstadt.

20 Jahre später wird Bessons Vision Wirklichkeit: In Dubai sollen ab Herbst tatsächlich Lufttaxis über den staugeplagten Schnellstraßen fliegen. Sie sehen zwar nicht so schnittig aus wie im Film, eher nach einer Mischung aus Hubschrauber und Kleinwagen. Doch sie könnten eine Lösung für das Verkehrsproblem chronisch verstopfter Großstädte sein.

Dubai soll „die Stadt der Zukunft“ werden

Denn Dubai ist nur der Anfang. Weltweit tüftelt ein Dutzend Unternehmen an vergleichbaren Technologien. Der Taxi-App-Anbieter Uber will in das Geschäft einsteigen und das Mitfliegen in den nächsten zehn Jahren massentauglich machen, Amazon testet Fluggeräte als Paketzusteller. Am Persischen Golf hat die Straßen- und Transportbehörde RTA angekündigt, die Lufttaxis fünf Jahre lang testen zu wollen. Dubai solle „die Stadt der Zukunft“ werden, sagt RTA-Sprecherin Moaza al-Marri.

Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, setzt die Stadt auf Hilfe aus Deutschland – die Fluggeräte stammen von einem kleinen Start-up-Unternehmen aus Baden-Württemberg. Das von der Firma Volocopter in Bruchsal bei Karlsruhe entwickelte Modell besteht aus einer eiförmigen Kapsel mit zwei Kufen und 18 kleinen Rotoren auf dem Dach.

Die Technik steht vor hohen Hürden – auch psychologischen

Scheich Mohammed bin Rashid al Maktoum (68) will Dubai zur „Stadt der Zukunft“ machen.
Scheich Mohammed bin Rashid al Maktoum (68) will Dubai zur „Stadt der Zukunft“ machen. © imago/Frank Sorge | imago stock

Zwei Passagiere finden darin Platz. Die können das Lufttaxi per Handy-App bestellen. Über einen Tablet-Computer im Cockpit wählt der Kunde dann das Flugziel. Das Fluggerät bringt ihn entlang programmierter Routen dorthin, spezielle Start- und Landeplätze werden noch gebaut. Alexander Zosel, einer der Volocopter-Gründer, prophezeit selbstbewusst eine „Revolution in der Mobilität der Menschheit“.

So weit ist es jedoch noch nicht, die Lufttaxis stehen vor einigen praktischen Problemen: Es gibt keinerlei Erfahrungen, zudem gelten die Batterien als Schwachstelle, sie ermöglichen nur 30 Minuten Flugzeit. Vor allem aber gibt es hohe psychologische Hürden – selbst unter Berufsfliegern. „In so ein autonom fliegendes Taxi würde ich nie einsteigen“, sagt Markus Wahl von der deutschen Pilotenvereinigung Cockpit. Er warnt, dass der Passagier bei einem Funkabriss hilflos der Technik ausgeliefert wäre.

Dubai plant auch den Bau eines Hyperloop

Dass Luc Bessons Vision ausgerechnet in Dubai wahr wird, ist kein Zufall. Die Drei-Millionen-Metropole in den Arabischen Emiraten, die mit dem Burj Khalifa über das höchste Gebäude des Planeten verfügt, versteht sich in Sachen Verkehr als Testlabor für die Welt von morgen. Bis 2030, so die ambitionierte Vorgabe des herrschenden Scheichs Muhammed bin Raschid al-Maktum (68), soll ein Viertel des Verkehrs von selbst fahrenden Autos, Bussen, Booten und Flugzeugen geleistet werden.

Schon heute betreibt die Stadt das weltweit größte Netz fahrerloser U-Bahnen. Zudem plant Dubai den Bau eines sogenannten Hyperloops. Diese Technologie sieht vor, Kapseln durch Rohre zu schießen und so Passagiere oder Waren in Rekordgeschwindigkeiten durch die arabische Wüste zu schicken. Im vergangenen Jahr gab die RTA eine Machbarkeitsstudie in Auftrag.

An führerlose U-Bahnen haben sie sich schon gewöhnt

Damit die Lufttaxis ein Erfolg werden, muss die Behörde Einwohner und Touristen in den nächsten fünf Jahren von der Sicherheit des Transportmittels überzeugen. Mit Ängsten haben sie in Dubai schon Erfahrung. Als die fahrerlose U-Bahn ihren Betrieb aufnahm und Fahrgäste die Technik hinterfragten, setzte die RTA in den ersten Monaten Menschen in die Führerkabine.

Die hatten eigentlich nichts zu tun, schließlich fahren die Züge von alleine. Ein echter Mensch hinter der Frontscheibe sollte den Passagieren nur das Gefühl vermitteln, dass jemand auf sie aufpasst. Bei den Lufttaxis verfolgt die RTA eine ähnliche Strategie: Entgegen erster Ankündigungen soll erst mal ein Pilot mit in der Drohne sitzen.