Hildesheim. In Goslar hat sich die Wetterlage entspannt. Dramatischer sieht es in Hildesheim und Braunschweig aus – dort steigen die Pegel wieder.

Zwischen Hoffen und Bangen: Während sich die Einsatzkräfte in Goslar über die Regenpause freuen, spitzt sich die Lage in Hildesheim wieder zu. „Die Pegelstände steigen wieder, das ist keine gute Nachricht für uns“, sagte ein Feuerwehrsprecher in Hildesheim am frühen Donnerstagmorgen. Je länger das Wasser gegen die feuchten Sandsäcke drücke, desto schlechter sei das.

„Wir hoffen natürlich, dass alles hält“, betonte der Sprecher. Um die bedrohten Dämme zu festigen, schichteten die Helfer Hunderte Sandsäcke auf. Am Mittwoch hatten die Menschen in Hildesheim noch aufgeatmet, weil der Pegelstand gesunken war – am Donnerstagmorgen stieg das Wasser aber wieder auf 7,03 Meter. Zuvor hatte der Pegelstand die Rekordmarke von 7,15 Metern erreicht.

Oker könnte so hoch steigen wie seit 20 Jahren nicht mehr

Mit rund 100 freiwilligen zusätzlichen Einsatzkräften bereitet sich die Feuerwehr der Stadt Braunschweig auf den Anstieg der Oker vor. Die Fluss soll der Vorhersage nach am Mittag ihren Höchststand im Landkreis Wolfenbüttel erreichen. Am Nachmittag werden sehr hohe Pegelstände in Braunschweig erwartet. Stadt und Feuerwehr warnen trotz steigender Wasserstände vor Panikmache. Eine Stadtsprecherin bezeichnete die Lage in der Hochwasserregion am Donnerstagmittag als „relativ ruhig“. Es rolle keine Flutwelle auf Braunschweig zu, sagte Lisa Bertram. Sie rechne nicht damit, dass Stadtteile überflutet werden. In ausgewiesenen Überschwemmungsgebieten werde es aber Überflutungen geben, teilte die Feuerwehr auf Facebook mit. Die Pegelstände stiegen langsam an, gegen 18 Uhr wurden die Höchststände von Oker, Schunter, Mittelriede sowie Wabe erwartet. Am Morgen hatte ein Feuerwehrsprecher noch erwartet, es würden einige Stadtteile überschwemmt.

Die Anwohner seien informiert, sagte Bertram. Sie sollen laut Feuerwehr die Hauseingänge abdichten oder Gegenstände in Kellerräumen hochstellen. Bürger, die ihre Keller selbst trockenlegen können, sollten dies mit Wischlappen und Eimern tun. „Überflutete Straßen sind momentan zu akzeptieren und werden keinen Einsatz der Feuerwehr auslösen“, teilte die Feuerwehr mit.

Möglicherweise könnten einzelne Straßen etwa im Bereich Leiferde betroffen sein. Die Feuerwehr stellt sich darauf ein, dass die Oker so hoch steigen könnte wie in den vergangenen 20 Jahren nicht mehr. In Hannover ist die Lage nach Auskunft der Feuerwehr dagegen noch entspannt. „Wir schauen, was noch aus dem Süden kommt“, sagte ein Sprecher.

Leichte Entspannung in den Hochwassergebieten

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    Hunderte Helfer im Einsatz

    In Goslar entspannte sich die Lage dagegen. „Am meisten freuen wir uns darüber, dass es hier nicht mehr regnet“, sagte ein Sprecher der Einsatzleitung am Donnerstagmorgen. Die Pegelstände fielen, einige Straßen blieben aber noch gesperrt.

    Ausnahmezustand in Goslar

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      „Wir erwarten hier am Donnerstag frische Einsatzkräfte. Dann werden wir die Lage begutachten und überlegen, was zu tun ist“, betonte der Sprecher. Die Einsatzkräfte hatten am Mittwochabend Unterstützung angefordert, damit Helfer nach ihrem stundenlangen Einsatz abgelöst werden können.

      Nach Angaben des Landkreises Goslar mussten noch vollgelaufene Keller leer gepumpt werden. Hunderte Helfer waren in der Nacht zum Donnerstag im Einsatz, um Schäden zu beseitigen.

      Dauerregen in Niedersachsen

      Dauerregen hat im südlichen Niedersachsen am Mittwoch in einigen Orten zu Überschwemmungen geführt. Goslar rief den Katastrophenalarm aus. Einsatzkräfte versuchten in der Altstadt mit Sandsäcken die Wassermassen zurückzuhalten.
      Dauerregen hat im südlichen Niedersachsen am Mittwoch in einigen Orten zu Überschwemmungen geführt. Goslar rief den Katastrophenalarm aus. Einsatzkräfte versuchten in der Altstadt mit Sandsäcken die Wassermassen zurückzuhalten. © dpa | Swen Pförtner
      Passanten gehen über den überfluteten Marktplatz in der Altstadt von Goslar.
      Passanten gehen über den überfluteten Marktplatz in der Altstadt von Goslar. © dpa | Swen Pförtner
      Notdürftig mit Tischen schützen sich Anwohner in Goslar vor den Wassermassen.
      Notdürftig mit Tischen schützen sich Anwohner in Goslar vor den Wassermassen. © dpa | Swen Pförtner
      Gäste und evakuierte Hotelgäste sitzen auf einer Terrasse.
      Gäste und evakuierte Hotelgäste sitzen auf einer Terrasse. © dpa | Swen Pförtner
      Diese Gleise der Bahnstrecke zwischen Bad Harzburg und Vienenburg waren nach lang anhaltendem Starkregen komplett überflutet. Der Bahnverkehr war unterbrochen.
      Diese Gleise der Bahnstrecke zwischen Bad Harzburg und Vienenburg waren nach lang anhaltendem Starkregen komplett überflutet. Der Bahnverkehr war unterbrochen. © dpa | Triebfahrzeugführer
      Wasser sprudelt aus einem Gullydeckel.
      Wasser sprudelt aus einem Gullydeckel. © dpa | Swen Pförtner
      Am Donnerstag entspannte sich die Lage wieder. Der Katastrophenalarm wurde wieder aufgehoben.
      Am Donnerstag entspannte sich die Lage wieder. Der Katastrophenalarm wurde wieder aufgehoben. © dpa | Stefan Rampfel
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      Katastrophenalarm in Goslar wieder aufgehoben

      Zuvor hatte sich die Lage entspannt: In Flüssen wie Radau, Abzucht, Nette und Oker sanken nach Angaben der Behörden die Wasserstände. Der Großteil der Innenstadt von Goslar wurde am Abend wieder für den Verkehr freigegeben. Dennoch seien nach wie vor Teile des Kreisgebietes überflutet, hieß es. Mehr als 1500 Helfer rückten zeitweise aus. Wichtige Straßen waren gesperrt. Im Kreis Goslar hob das Landratsamt in der Nacht den Katastrophenalarm auf.

      Regen, Starkregen, Dauerregen? So heißt das, was da runterkommt

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        Wie hoch die Schäden sind, stand zunächst nicht fest. Goslars Oberbürgermeister Oliver Junk hatte am Mittwoch von Kosten in Millionenhöhe für Sanierung und Renovierung gesprochen.

        Der Landkreis Goslar bietet weiterhin ein Bürgertelefon an: Unter der Rufnummer 05321 76333 können Bürgerinnen und Bürgern Auskünfte unter anderem zur aktuellen Lage sowie zu Hilfsangeboten einholen. (dpa)