Rom/Berlin. Die Wasserreserven in Italien gehen zur Neige. In Rom wird das Trinkwasser knapp. Nun droht den Hauptstädtern sogar eine Rationierung.

In Rom wird das Wasser knapp. Die anhaltende Dürre und die große Hitze in Mittel- und Süditalien zwingt die Verwaltung der Kapitale, das Leitungswasser zu rationieren – ab Freitag soll bis auf weiteres im Acht-Stunden-Rhythmus den Einwohnern das Wasser abgedreht werden. Solch eine drastische Maßnahme hatte es in der Stadt bislang noch nie gegeben. „Rom sitzt auf dem Trockenen“ titelte die Zeitung „Corriere della Sera“. Und „La Repubblica“ beschwört einen „Plan zur Rettung Roms“.

Daniele Rossone - 67 Jahre alt, Rentner und Ur-Römer – hat aus der Zeitung von der Rationalisierung erfahren. „Aber bisher weiß noch keiner, welcher Stadtteil wann an der Reihe ist“, ärgert sich Rossone. Er habe ohnehin so seine Zweifel, ob die Stadtverwaltung der Hauptstadt, die ja schon mit Müllabfuhr und Straßeninstandhaltung überfordert sei, eine praktikable Regelung zur Wasserverteilung hinbekomme.

Eine neue Erfahrung für die Römer

Klar ist: Anders als etwa in Sizilien, wo es in den Sommermonaten regelmäßig zu Wasserausfall kommt, ist solch eine Erfahrung für die Römer neu. Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi rief das Versorgungsunternehmen Acea und die Regionalregierung auf, eine Lösung zu finden, um die Versorgung der Bürger, der Krankenhäuser und der Feuerwehr zu garantieren.

Aber nach einer Entspannung der Lage sieht es nicht aus, jedenfalls nicht kurzfristig. Ein Wetterdienst sagt sogar voraus, dass die weitgehend regenlose Zeit in Mittelitalien noch bis Mitte August dauern könnte. Das würde die Lage nicht nur in Rom, sondern auch in anderen Regionen Italiens weiter verschärfen.

„Es ist eine Tragödie“

Im Lago di Bracciano, ein See gut 50 Kilometer nördlich von Rom und ein wichtiger Trinkwasserlieferant der Stadt, ist der Wasserspiegel bereits um mehr als einen Meter gefallen – bei einer Normaltiefe von rund 1,60 Metern. Deshalb untersagten die die Behörden nun dem Versorger Acea, ab nächsten Freitag aus dem See Wasser für die Versorgung der Drei-Millionen-Metropole zu pumpen.

„Es ist leider eine Tragödie. Der Wasserstand des Sees hat sich so weit gesenkt, dass eine Umweltkatastrophe droht“, sagte der Präsident der Region Latium, Nicola Zingaretti, dem TV-Sender Tgcom24. „Ich würde gerne Donald Trump einladen, damit er versteht, was es bedeutet, Klima-Abkommen nicht einzuhalten.“

Es liegt nicht nur am Klimawandel

Doch das Klima taugt nicht als alleinige Ursache für die zugespitzte Lage – die Wasserknappheit hat mehrere Gründe. Zum einen hat es in diesem Jahr bisher weniger geregnet als in anderen Jahren – entsprechend knapp sind die Wasserreserven. Gleichzeitig aber versickern mehr als 40 Prozent des Wassers ungenutzt im Boden. Das Leitungssystem ist in vielen Gegenden Italiens löchrig und marode, oft liegen die Rohre seit 50 Jahren im Boden.

Und Rom steht nicht allein da. Wegen der anhaltenden Trockenheit haben inzwischen zehn der 20 italienischen Regionen den Wassernotstand ausgerufen oder beantragt, um so staatliche Hilfen einfordern zu können. Laut einer offiziellen Schätzung liegen rund zwei Drittel der Anbauflächen in Italien auf dem Trockenen. Allein in der südlichen Region Apulien werden die Ernteausfälle – insbesondere bei Getreide und Tomaten – auf 140 Millionen Euro geschätzt. In anderen Gegenden sieht es ähnlich aus, auch im Norden, wo der Po über weite Strecken zu einem kümmerlichen Rinnsal geschrumpft ist.

Ein paar Flaschen Mineralwasser bunkern

Daniele Rossone, der Rentner aus Rom, hat all diese Nachrichten und Berichte im Fernsehen verfolgt. Er bleibt trotzdem gelassen. „Sicher, die Landwirte wird die Dürre teuer zu stehen kommen“, sagt er, „aber an einen wirklichen Trinkwasser-Notstand glaube ich nicht.“ Trotzdem ein paar Flaschen Mineralwasser zusätzlich, die will er sich am Dienstag dann doch lieber kaufen: „Man weiß ja nie.“ (mit dpa)