Berlin. Der Zoo Berlin bekommt wieder zwei Pandas. Der Stolz ist groß, denn die Tiere sind in Chinas Panda-Diplomatie regelrechte Staatsgäste.

Sie sind plüschig, wuchtig, drollig – und extrem bedroht: Nur noch rund 1800 bis 2000 Pandabären, auch Riesenpandas genannt, gibt es weltweit. Berlin erlebt darum nun eine kleine Sensation. Zwei der raren Tiere werden nun, zur Freude der deutschen Hauptstadt, zu Neuberlinern gemacht. Unter den häufig argwöhnisch bis feindselig beäugten Zugezogenen dürften sie eine Ausnahme bilden. Sechs Jahre nach dem Tod des kleinen Star-Eisbären Knut sollen die beiden Riesenpandas die neue Attraktion des Berliner Zoos werden.

Am Samstag sind „Meng Meng” (Träumchen) und „Jiao Qing” (Schätzchen), untergebracht in speziellen Transportboxen, mit einer Frachtmaschine von der chinesischen Metropole Chengdu aus in Richtung Deutschland gestartet. Am frühen Nachmittag landeten die beiden vom Berliner Tierarzt Alexander Ochs begleiteten Chinesen in Berlin Schönefeld. Unter Polizeischutz eskortiert, ist das endgültige Ziel der beiden der Zoo.

Zoo Berlin wird als einziger in Deutschland Pandas pflegen

Den Berliner Zoologischen Garten freut’s. Denn er wird als einziger in Deutschland künftig wieder Pandas besitzen, seitdem im August 2012 der Große Panda Bao Bao in einem deutschen Zoo gestorben war. Nur, besitzen wird er das Pärchen eben nicht wirklich. Ursprünglich in weiten Teilen Ostchinas und Myanmars verbreitet, kommen Pandas in freier Wildbahn nur noch in den chinesischen Provinzen Sichuan, Gansu und Shaanxi vor. Das macht sich China zunutze.

In diesen Transportboxen fliegen die Pandas „Meng Meng“ (Träumchen) und „Jiao Qing“ (Schätzchen) nach Berlin.
In diesen Transportboxen fliegen die Pandas „Meng Meng“ (Träumchen) und „Jiao Qing“ (Schätzchen) nach Berlin. © dpa | Uncredited

Wer heute Riesenpandas in Zoos außerhalb von China einen Besuch abstattet, der sieht lebendige Leihgaben. Die Volksrepublik verkauft die Tiere grundsätzlich nie, sondern verleiht sie lediglich – und verlangt für dieses ganz besondere Staatseigentum stolze Leihgebühren. Eine Million US-Dollar zahlt auch der Zoo jedes Jahr für die Leihe, die über 15 Jahre laufen soll. Das Geld erfüllt allerdings einen guten Zweck: Es fließt in China in Forschung und Schutzprogramme rund um die bedrohten Vierbeiner, von denen lediglich rund 200 Tiere in menschlicher Obhut leben.

Chinas Panda-Diplomatie

Im Zuge der Öffnung Chinas gegenüber dem Westen wurde der Panda zu einem regelrechten Diplomaten. Im Jahr 1972 machte Mao Zedong dem US-Präsidenten Richard Nixon ein Panda-Pärchen zum Geschenk, 1973 erhielt Frankreich Pandas, 1974 wurde England bedacht, 1975 Mexiko. Doch diese Zeiten sind vorbei. In der neuen Panda-Diplomatie verschenkt China keine Pandas mehr, sondern gibt sie nur noch bis zu maximal 15 Jahre in ausländische Obhut.

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Dabei spielt Politik immer eine wichtige Rolle – nicht jedes Land bekommt einfach so Pandas, sondern muss sich diese flauschigen Staatsgäste verdienen. Diese Erfahrung machte zum Beispiel Österreich im Jahr 2012. Als sich dessen damaliger Bundeskanzler Werner Faymann mit dem Dalai Lama traf, reagierte Peking prompt und drohte, Österreich zur Rückgabe der Pandas im Wiener Zoo zu zwingen.

Berlin profitiert von Angela Merkels persönlichem Einsatz

Chinas Botschafter Shi Mingde hält am 28.04.2017 in Berlin vor der Unterzeichnung des Vertrags zum Umzug zweier Pandabären aus China nach Berlin einen Stoff-Panda in den Händen.
Chinas Botschafter Shi Mingde hält am 28.04.2017 in Berlin vor der Unterzeichnung des Vertrags zum Umzug zweier Pandabären aus China nach Berlin einen Stoff-Panda in den Händen. © dpa | Paul Zinken

Berlin wird ein solches Politikum hoffentlich erspart bleiben. Immerhin hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel sich persönlich in Peking dafür eingesetzt, dass China dem Hauptstadt-Zoo wieder Pandabären überlässt. Sollten Träumchen und Schätzchen das seltene Glück haben, Nachwuchs zu bekommen, wird der allerdings kein gebürtiger Berliner sein dürfen. Auch die im Ausland geborenen Kleinen der verliehenen Pandas gehören offiziell China.

Erfahrung mit den zwischen 75 bis 160 Kilogramm schweren Langzeit-Staatsgästen kann Berlin jedenfalls vorweisen. Seit der damalige chinesische Regierungschefs Hua Guofeng Bundeskanzler Helmut Schmidt am 5. November 1980 das Panda-Pärchen Bao Bao und Tjen Tjen zum Geschenk machte, konnte der dortige Zoologische Garten Erfahrungen mit der Pflege Großer Pandas machen.